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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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frischem Bohnenkraut am besten.«
    Frau Schick lächelt verzückt in Herbergers Richtung. »Ist es zu fassen? Bohnen züchten und Kochen kann der Weihnachtsmann auch! Er steckt wirklich voller Überraschungen.«
    »Engels«, brummt der Mann am Herd und zieht kurz seine beeindruckenden Altmännerbrauen zusammen. »Ich heiße Engels.«
    Nicht, wenn Frau Schick anders entschieden hat, denkt Herberger mit solidarischem Schmunzeln in Engels’ Richtung. Er hat da einschlägige Erfahrungen. Frau Schick hat sich auf dem Jakobsweg eisern geweigert, ihn jemals mit seinem wirklichen Namen Gast anzusprechen.
    »Kommt nicht infrage, Herr Herberger«, hat sie insistiert. »Gast klingt ganz grässlich nach Gastspiel oder Gastauftritt. Das will ich nicht zulassen, und unsere Nelly sicher auch nicht! Sie sind ein Herberger, und damit basta.«
    »Butter«, fordert Herr Engels und dreht den Kopf in Richtung des Esstischs, der neben einer bodentiefen Terrassentür platziert ist.
    Herberger folgt seinem Blick und entdeckt auf einem Stuhl am Tisch den kleinen Begleiter des Zauselbarts. Er starrt unter der viel zu großen Hutkrempe gebannt in den Villengarten. Seine Füße sind in Stalins Hundefell vergraben, und seine Augen huschen mit einem Eichhörnchen den Stamm einer Ulme hoch. Herberger zieht die Stirn kraus. Nimmt der denn nie diesen scheußlichen Hut ab?
    Überhaupt hat der Junge einen merkwürdigen Geschmack für einen Sechs- oder Siebenjährigen. Die Freude an der grell phosphoreszierenden Monstermaske, die der Kleine mit dem Elfenblick gestern Abend trug, kann Herberger nachvollziehen, die Vorliebe für den alten Damenhut mit Hühnerfedern nicht. Sehr jung und zugleich sehr alt sieht der spillerige Knirps darunter aus, jedenfalls älter, als er sein kann. Wie ein komprimierter Erwachsener. Und was zum Teufel versteckt er unter dem Tisch? Eine Reitgerte! Hm, so was.
    Nun ja, mit Kindern kennt er sich wohl noch weniger aus als mit Teenagern. Anders als Becky ist der Junge am Küchentisch allerdings bedenklich still und in sich gekehrt. Hat er überhaupt schon mal ein Wort gesagt? Nicht, dass Herberger sich entsinnen könnte. Und wie hieß er noch gleich?
    Herberger kramt vergeblich in seinem übernächtigten Hirn.
    »Niklas, die Butter bitte«, mahnt Herr Engels nochmals in Richtung Tisch.
    Niklas! Richtig, so heißt der Kleine. Er ist der Enkelsohn vom Zauselbart. Niklas Engels. Seine Eltern müssen einen seltsamen Humor haben oder einen bedauerlichen Mangel an Feingefühl, denkt Herberger. Mit so einem Namen und den honigbraunen Lockenkringeln, die sich unter dem Hut hervorstibitzen, dürfte der verhuschte Kleine bereits im Kindergarten einigen Hänseleien ausgesetzt gewesen sein.
    Frau Schick hingegen hat sich über den Vornamen von Zauselbarts Enkelsohn gestern noch mehr gefreut als über den Nachnamen Engels. »Niklas wie Nikolaus«, hat sie gerufen, »das ist wirklich haarscharf am Weihnachtsmann vorbei! Also, manchmal ist mein Gehirn geradezu beängstigend hellsichtig und rege.«
    Niklas verträumt auch die dritte Aufforderung seines Großvaters. Herberger eilt zum Tisch, holt die Butterdose und liefert sie am Herdblock ab.
    Herr Engels nimmt sie mit betrübtem Seufzer entgegen. »Danke. Niklas ist in den letzten Wochen besonders schwer zugänglich, redet so gut wie nie, aber zuhören kann er normalerweise sehr gut. Das hat er im Wald gelernt. Es gibt keine Tierstimme, die er nicht kennt.«
    Frau Schick beobachtet andächtig, wie ihr neuer Küchenchef einen Stich Butter in einem Pfännchen zergehen lässt und gleichzeitig eine andere Pfanne mit Speck und herrlich glänzenden Spiegeleiern rüttelt, um zu verhindern, dass etwas anbrennt.
    »Ist Herr Engels nicht ab-so-lut fantastisch?«, schwärmt Frau Schick.
    Ihr Kavalier greift verlegen nach einer Pfeffermühle. »Sie dürfen mich Ludwig nennen, Frau Schick.«
    Frau Schick errötet, guckt aber streng. »Nein, das gehört sich nicht. Nicht, solange wir noch ein paar entscheidende Geheimnisse voreinander haben, nicht wahr? Könnte immerhin sein, dass Sie doch ein Strolch sind! Und Strolche duze ich nicht.«
    »Welche Geheimnisse?«, erkundigt sich Herberger, dankbar für den roten Faden, den Frau Schick ihm endlich hinwirft.
    Frau Schick lächelt entzückt. »Herr Engels sagt, er habe eine große Überraschung für mich! Er will mir nachher meinen neuen Schrebergarten zeigen und dann alles erklären – etwa Niklas’ kleinen Spuk im Kleiderschrank und den Hutdiebstahl. Nun

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