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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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beugt sich vor. »Ich untersage Ihnen, hier rein zufahren. Halten Sie zweihundert Meter weiter vorne an! Noch ist das hier keine Zufahrtsstraße.«
    »Was machen all diese Monstermaschinen vor dem Wald?« Frau Schick erwacht aus Schockstarre und Schweigen. Ihre Stimme ist überraschend leise.
    »Ärger«, knurrt Herr Engels, fährt sich durchs Haar und zu ihr herum. »Das müssten Sie sich doch denken können!«
    »Das muss ich mir nicht denken, das sehe ich«, murmelt Frau Schick und zwingt Herrn Engels’ Wut mit Wehmut in die Knie.
    »Dann ist es ja gut«, murmelt er.
    Herberger parkt den Jaguar zwischen eingezäunten Baufahrzeugen und Schlammfurchen.
    Zauselbart Engels drückt seine Tür auf, springt hinaus und eilt ums Auto. Er öffnet Frau Schick galant die ihre und hilft ihr hinaus.
    Herberger schnallt Niklas los und beeilt sich, zum Hänger zu kommen. Er will den Zirkus um Zerberus zügig beenden. Rasch öffnet er den Anhänger, klappt eine Rampe herab und fährt mit einem Satz zurück. Zerberus holt aus und führt mit Schwung vor, was eine kraftvolle Hinterhand ist.
    Niklas schiebt Herberger beiseite und piepst: »Komm.«
    Der Esel senkt die Hufe und wechselt freiwillig in den Rückwärtsgang. Herberger greift nach der Seilrolle, die innen an der Tür hängt, aber Niklas schüttelt den Kopf und streicht sanft über Zerberus’ linke Flanke, die sich prompt auf die Rampe zubewegt.
    Der Esel schnaubt entzückt und verlässt sein Gefängnis auf Rädern ohne weitere Kampfhandlungen. Draußen angekommen linst er unternehmungslustig gen Wald, dann schmiegt er seinen Kopf in Niklas’ mageren Arm und Niklas seinen Kopf an Zerberus’ Schädel.
    Herberger ist das Gegenteil von einem Mann, der an Wunder glaubt, aber das ist eins. Schon für dieses Bild, räumt er vor sich selbst ein, hat sich der Ausflug gelohnt. Trotzdem muss er jetzt weiter. Ungeduldig dreht er sich zum Zauselbart um. »Wo genau sind diese verdammten Gärten?«
    Statt einer Antwort kramt Herr Engels eine Taschenlampe aus seinem Blaumann und leuchtet den Waldeingang aus.
    Frau Schick betrachtet sichtlich entsetzt weitere Erdbagger und eine Planierraupe, die zwischen Ahornbäumen und Buchen in Stellung gegangen ist. Die Ketten des Monsters haben sich tief in den Waldboden gegraben. Ein Stahlschild in U-Form zur Bewegung großer Erdmassen schwebt einsatzbereit über dem Grund. Kalkweiß leuchtet Frau Schicks Gesicht im fahlen Widerschein der Taschenlampe. »Hier sieht es aus wie direkt nach dem Krieg«, wispert sie.
    Der Zauselbart nickt. »So könnte man es ausdrücken. Die wollen eine Schneise in den Wald fräsen.«
    »Warum denn das?«
    Er wendet sich zu den Äckern um. »Dort entsteht ein neues Wohngebiet, was völlig in Ordnung ist, und hier«, er dreht sich wieder zum Wald, »angeblich nur eine Zufahrtsstraße zu einem geplanten Wanderparkplatz, aber wir befürchten ein weit größeres Bauvorhaben.«
    »Von wem?«, will Frau Schick wissen.
    Engels zuckt mit den Schultern. »Das wissen wir nicht genau. Vielen unserer Kleingärtner sind unter der Hand und von dubiosen Mittelsmännern bereits Entschädigungssummen und Ersatzgärten für die Aufgabe ihres Pachtlandes aufgedrängt worden. Irgendjemand hat großes Interesse daran, die Kolonie ohne lästigen Widerstand zu räumen. Der Wald wäre für jeden Bauunternehmer ein Filetstück für ein Villenviertel in Bestlage. Ein Millionenprojekt.«
    »Ein Bauvorhaben in diesem Wald wäre ein Verbrechen«, entrüstet sich Frau Schick und umklammert grimmig ihre lädierte Reitgerte. »Wenn ich hier etwas zu sagen hätte, würde ich das verbieten!«
    »Ach, tatsächlich?«, hakt Zauselbart freundlich, fast zu freundlich, nach. Sein Ton lässt Herberger – aller Ungeduld zum Trotz – aufhorchen.
    Frau Schick mustert rebellisch die Planierraupe. »Dieser Wald hat einen Angriff mit Kettenfahrzeugen kein zweites Mal verdient. Wenn ich mich recht erinnere, sind es bis zu den Gärten noch zwanzig Minuten Fußweg, nicht wahr?«
    »Mit dem Esel brauchen wir eher eine halbe Stunde«, bemerkt Engels. »Wir müssen einige Wegsperren umrunden, die ein paar Kleingärtner wegen der Planierraupe angelegt haben. Nichts Großartiges, nur einige Gitter und Gräben, aber Esel springen bekanntlich nicht über Hindernisse.«
    Das darf nicht wahr sein! Herberger unterdrückt unter Mühen ein Stöhnen. »Es ist Viertel vor neun, Frau Schick«, meldet er sich entschlossen zu Wort. »Ich habe keine Zeit für

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