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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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    Feld-Wald-und-Wiesen-Aktionen oder eine Nachtwanderung mit Zerberus. Diese verdammten Gärten können warten. Den Esel nehmen Niklas und Herr Engels mit, und ich bringe Sie in Ihre Villa zurück.«
    Frau Schick wendet sich zu ihm um. In Gedanken ist sie sichtlich woanders. »Danke, Herberger, Sie sind vorerst entlassen. Ich gebe Ihnen den Abend frei. In diesem Wald komme ich sehr gut allein zurecht.«
    »Das müssen Sie nicht«, schaltet sich Herr Engels ein. »Schließlich haben Sie Niklas und mich.«
    »Und Zerberus«, piept Niklas und wirft seinem Großvater einen raschen Bittblick zu.
    »Du willst reiten«, stellt der lächelnd fest.
    Niklas nickt. Herr Engels hebt ihn hoch und setzt ihn auf Zerberus’ breitem Rücken ab. Schaukelnd setzt der Esel sich in Bewegung und folgt Frau Schick, die bereits im Wald verschwunden ist, um der Planierraupe einen Klapps mit der Reitgerte zu verabreichen. Herr Engels und Stalin bilden den Abschluss der Expedition.
    »Komm aber wieder«, piepst es kurz aus dem Wald in Herbergers Richtung, dann herrscht Schweigen. Irgendwo rauscht die Autobahn Richtung Köln.
    Herberger zögert kurz.
    Nein, zur Hölle, er wird nicht mitgehen. Sein Lebensglück wartet nicht im Schrebergarten, sondern in der »Bond Bar«. »Ich hole Sie später wieder ab, Frau Schick!«, ruft er der Waldkarawane nach. Dann koppelt er den Hänger vom Jaguar ab, öffnet rasch den Kofferraum und nestelt sein letztes frisches Hemd und eine Jeans, die nach Tahiti und nicht nach Zerberus riecht, aus dem Rucksack.
    Er knöpft seine Jeans auf, schiebt sie über die Hüften und zieht sie in Windeseile wieder hoch. Von der Straßenbaustelle her jault kurz ein Martinshorn auf. Es ist eine unmissverständliche Aufforderung, stehen zu bleiben, wo er ist. Verdammter Mist, die Polizei ist klüger als erlaubt!
    Herberger reißt rasch den Kopf herum. Blaulicht streicht knapp fünfhundert Meter entfernt über den Feldweg. Er wirft die frische Kleidung zurück in den Kofferraum, springt in den Jaguar, startet, kuppelt und gibt Gas.

14.
    Nelly sitzt wie eingefroren auf ihrem Loungesofa zwischen Becky und Ricarda, die in befremdlicher Eintracht zu der Überzeugung gelangt sind, dass eine Stunde Arbeit mit ihrem Exmann von Nelly nicht zu viel verlangt sind. Nicht für zehntausend Euro und die Aussicht auf mehr.
    Um das Mehr will sich neben Becky nun auch Ricarda bei Rottländer einsetzen, denn eine europaweite Kampagne des französischen Slipdesigners, so Ricardas Überschlagsrechnung, bedeutet einen Millionenetat. Immerhin geht es hier nicht um Friseure und Lockenwickler.
    Nur, was zum Teufel, fragt sich Nelly, soll sie tun, um ein Häppchen davon abzubekommen? »Nur gucken«, hat Becky gezischt, dann ist das Licht ausgegangen.
    Jetzt geht es wieder an, und ihr Loungesofa mausert sich zum Logenplatz. Stroboskopblitze zucken wie Suchscheinwerfer durch die »Bond Bar«. In Nellys Rücken fetzt und dröhnt die Band eine Rap-trifft-Funk-Version von True lov e in den Raum, dessen Temperatur schlagartig um mehrere Grad ansteigt.
    Die Blitze irrlichtern über Barhocker, schießen in verschwiegene Nischen, werfen Schlaglichter auf Loungesitze. Da, wo das Licht ein paar Sekunden verweilt, springt jedes Mal ein männlicher Adonis auf, zerrt sich die Smokingjacke vom muskolösen Leib, zeigt einen Hüftschwung, führt eine Hiphopfigur vor und fräst oder fädelt sich sodann rappend und tanzend durch die Menge zum Bartresen durch.
    Das Publikum bildet zögernd, aber mit wachsender Begeisterung Gassen für die Spontantänzer. Einer entblößt sich bis auf sehr eng sitzenden Hüftpanties, hechtet in den Raum, schlägt auf dem Weg zum Tresen Saltos, erklimmt ihn im Panthersprung und röhrt »Bad Boys need true love« in ein Headset.
    Hinter der Bar schnellen fünf weibliche Models in Häkelminis, die noch kürzer als Nellys sind, wie Springteufel nach oben, klatschen ekstatisch und rappen mit. »Bad, bad boys« , singen sie mit Jubelstimmen.
    Die Gäste weichen ehrfurchtsvoll vom Tresen zurück. Der Saltoakrobat macht ihn zum Tanzparkett, hip-hopt zwischen Flaschen und Cocktailgläsern, während weitere Tänzer mit nackter Brust zum Tresen drängen, in Formation gehen und sensationelle Sprünge und Figuren vorführen.
    Die Raumtemperatur erreicht den Siedepunkt. Aufgedonnerte It-Girls kreischen, versuchen, sich zur Bar durchzutanzen, und beginnen, den Rhythmus mitzuklatschen. Die Presse feuert ein Blitzlichtgewitter in Richtung

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