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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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pikiert. »Nun, dann will ich Herrn Engels in seinen Erklärungen nicht weiter vorgreifen.« Unter Geklirr räumt sie Tassen und Teller ab.
    »Menschen in Not sind meine Spezialität«, lenkt Frau Schick flugs ein, die – egal wie irre – Informationen möchte. »Vielleicht kann ich dem Professor außer mit meinem Wald ja auch mit Geld für seine Forschung aushelfen.«
    »Würden Sie das wirklich tun?«
    Frau Schick nickt.
    Die Walküre zögert, dann schüttelt sie den Kopf. »Der Professor ist sehr eigen in seinen Privatangelegenheiten. Sie können versuchen, ihn heute Abend beim Fest darauf anzusprechen, aber … Oh, da kommt ja Niklas!«
    Frau Schick dreht den Kopf zum Gartentor.
    Knirps Niklas bindet Zerberus an einem Zaunpfahl an. Auf nackten Füßen trottet er über die Steinplatten und den Rasen auf Frau Schick zu. Er bleibt ein, zwei Meter entfernt von ihrem Gartenstuhl stehen und schaut unschlüssig unter dem Hühnerhut hervor. Tiefer Seufzer. Dann zieht er ein Handy hinter dem Rücken vor. »Da.«
    »Aber das ist ja meins«, ruft Frau Schick und federt aus dem Stuhl nach oben, um ihre Zauberflöte zurückzuerobern.
    Niklas geht nicht näher auf die durcheinandergeratenen Besitzverhältnisse ein. »Sie müssen die Polizei noch mal anrufen.«
    »Die Polizei?«, fragt Frau Schick entsetzt. »Was ist denn passiert?«
    »Nichts«, sagt Niklas. »Sie sollen nur noch mal fragen, wann Herberger aus dem Gefängnis kommt. Sie müssen nur sagen, er ist in echt mein Vater.«

21.
    Demonstrativ bleibt Becky stehen, zieht angewidert ihren rechten Ballerinaschuh aus einer Schlammfurche und setzt das Olivenbäumchen mitten in einer Pfütze ab. Nelly hat es ihr vor einer Viertelstunde in die Hand gedrückt, nachdem ihr selbst der Arm lahm geworden war.
    »Mann, Mama! Das kann unmöglich der richtige Weg sein! Wir sind wegen deinem dämlichen Camino-Fimmel jetzt schon Stunden unterwegs und haben uns komplett verirrt. Noch dazu ohne Handy.«
    »Ich fand den Umweg sehr schön«, murmelt Nelly.
    Zumindest bis jetzt. Sie wirft einen irritierten Blick in ihren Google-Routenplan und gleicht die Beschreibung mit dem sie umgebenden Wald ab. Es ist ein sehr dichter und dunkler und ungemein feuchter Waldabschnitt aus Rotbuchen, Eichen und Eschen, in den sie nach einem Kreuz-und-quer-Spaziergang geraten sind. Zu Nellys Füßen wuchert finsteres Dickicht. Haselgestrüpp, Weidenpeitschen und Ahornschösslinge nutzen jeden Lichtstrahl aus, den das Kronendach der Bäume einlässt.
    Der kühle Schatten dieses Waldstücks ist nach der Spätsommerhitze über den nackten Feldwegen, die sie in den letzten anderthalb Stunden gelaufen sind, ein Schock. Nelly stopft den nichtssagenden Routenplan zurück in den Rucksack und schlingt diesen wieder auf den Rücken.
    »Irgendwo wird uns dieser Pfad hier schon hinführen«, verspricht sie zuversichtlich. Auf dem spanischen Camino hat sie sich weitaus gründlicher verirrt und doch immer einen Ausweg gefunden.
    »Da ist kein Pfad«, entgegnet Becky patzig.
    »Dann machen wir uns einen«, entscheidet Nelly. »Du warst es doch, die nicht über die Sperrgitter und Gräben auf dem Hauptweg klettern wollte.«
    »Ich bin kein Springpferd!«
    Nelly teilt Haselzweige und taucht ins Unterholz ab. »Frische Waldluft tut dir gut.«
    Becky hebt angewidert den Kopf zu den Bäumen und saugt die Luft ein, als müsse sie Medizin schlucken. »Hier stinkt’s nach Moder, faulem Laub und lauter Sachen, in die ich lieber nicht reintreten möchte.«
    »Jetzt komm schon!«, ruft Nelly, während hinter ihr die Zweige zusammenschlagen, »oder willst du in der Pfütze Wurzeln schlagen?«
    Ein Maulen und das saugende Geräusch von Schuhen, die durch zähen Morast waten, verraten ihr, dass Becky folgt. Ein wenig mulmig ist Nelly selbst, aber Munterkeit und Zuversicht sind in Fällen wie diesen Mutterpflicht. Und was soll ihnen schon groß passieren in einem Wald, der dicht bei einer Autobahn liegt? Bis vor einer Viertelstunde war das Fahrbahnrauschen noch deutlich zu hören. Allmählich verebbt es, und der Wald übernimmt die Geräuscheffekte.
    Insekten surren, im Unterholz raschelt es, und über Nellys Kopf lacht »Klüklüklü« ein Grünspecht und nimmt pochend letzte Ausbesserungsarbeiten an seinem Winterquartier auf. Nelly watet durch hüfthohes Gestrüpp, stützt sich an Bäumen ab, um Wasserfurten zu queren, stapft über altes Astwerk. Hin und wieder flucht Becky hinter ihr »Scheiß Natur«.
    Na endlich, freut sich Nelly

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