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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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    »Wir finden ihn schon«, versichert Nelly ihm und kann sich eine erste von vielen Fragen nicht länger verkneifen. »Du magst ihn wohl sehr?«
    »Das is’ nich’ so wichtig«, murmelt Niklas schulterzuckend.
    »Was denn dann?«, forscht Nelly verblüfft nach. Immerhin hat der Knirps einen überaus abenteuerlichen Nachtausflug unternommen, um Herberger zu folgen.
    »Mein Opa braucht ihn, weil …« Er bricht ab, schaut misstrauisch auf und beißt sich auf die Unterlippe.
    »Weil …«, will Nelly ihn so behutsam wie möglich zum Weitersprechen ermuntern.
    »Oh, guck mal, da hängt der Kartoffelsalat«, reißt Niklas vor einer Antwort aus und flitzt auf einen großformatig bebilderten Aushang des Speiseplans zu.
    Verwundert schüttelt Nelly den Kopf. Was liegt diesem unternehmungslustigen Knirps und anscheinend auch Herrn Engels nur an Herberger? Sie zückt Frau Schicks Handy, um im »Gießkännchen« Bescheid zu geben, dass Niklas gesund und in Sicherheit ist. Es klingelt zwölf Mal durch, bevor eine völlig aufgelöste Frau Pracht abnimmt, die Nachricht von Niklas Rettung entgegennimmt und sodann im Telegrammstil verzweifelte Instruktionen von Frau Schick in den Hörer stottert. Nelly lauscht verwirrt, erbleicht und dreht sich kurz zu Niklas um. Herrje, das arme Kerlchen!
    Das arme Kerlchen wird gerade von einer gemütlich dreinblickenden Kellnerin begrüßt.
    Nelly beendet hastig das Gespräch und eilt hinzu.
    »Das ist aber mal ein lustiger Hut«, findet die Kellnerin und fragt den Knirps nach seinen Wünschen. Niklas tippt zweimal auf den Kartoffelsalat mit Würstchen. Lässt den Zeigefinger über einem Eisbecher kreisen und wendet sich mit fragenden Augen an Nelly.
    Nelly nickt.
    »Darf Stalin auch eins?«
    Nelly nickt wieder. Die Bedienung kritzelt brav mit.
    »Und was möchte die Mama?«
    »Die is’ doch nich’ mei …«, hebt Niklas zum Widerspruch an.
    »Ich nehme nur einen Kaffee«, unterbricht ihn Nelly hastig und drängt Niklas hinter ihren Rücken. »Sie wissen ja, wie das ist: Der Mund ist immer größer als die Augen, und mein Sohn schafft regelmäßig nur die Hälfte! Den Rest darf ich dann essen.«
    »Nee, der is’ doch für Stalin!«, empört sich Niklas hinter ihr.
    Die Kellnerin nickt Nelly verständnisvoll zu. »Ich kann Ihnen gern einen Räuberteller und Extrabesteck bringen.«
    »Und Limonade für meinen Jungen«, bestellt Nelly, zerrt Niklas energisch zu dem von Stalin ausgesuchten Tisch und setzt ihn auf einen Stuhl.
    »Zieh den Hühnerhut tiefer ins Gesicht«, befiehlt sie.
    »Warum?«
    »Wegen der Sonne.«
    »Aber dann seh ich nichts.«
    Hauptsache, dich sieht keiner, denkt Nelly und verabschiedet sich schweren Herzens von der Vorstellung eines baldigen Wiedersehens mit Herberger. Niklas’ Rettung geht erst einmal vor. Herberger würde gewiss genauso denken … Moment mal … Ob Herberger genauso denkt wie sie, ist zweitrangig. Viel wichtiger ist das, was er für den Jungen tun könnte! Sie kraust die Stirn und sortiert im Stillen, was Frau Pracht ihr gerade in wirren Worten mitgeteilt hat.
    Ihr Kaffee kommt und wird kalt, während sie einen Plan schmiedet und Niklas zweimal Bockwurst mit Kartoffelsalat gerecht unter sich und Stalin aufteilt. Mit dem Eis ist er ein wenig geiziger.
    Am Ende ist Nelly sicher, dass Herberger der Richtige ist, um Niklas und Herrn Engels zu helfen. Man muss es nur richtig anstellen und das heißt in diesem Fall mit dem Geschick von Frau Schick. Also mit viel List und etwas Tücke.
    Querfeldein kommt Herberger recht gut voran. Es gilt lediglich, den Sonnenstand im Blick zu behalten, eine Quarzkiesgrube zu umrunden, versumpfte Wiesen zu durchwaten, Weidezäune zu überklettern und offene Abwassergräben zu überspringen. Solch abwechslungsreiche Übungen liegen ihm momentan weit mehr als schnurgerade Strecken.
    In weniger als zwanzig Minuten hat Herberger seinen Umweg wieder wettgemacht und einen neuen Einstieg in den Jakobsweg gefunden, wie eine gelbe Muschel unter einem Schild mit ungelenk gemalten Speckpfannkuchen beweist.
    Er ist kein Freund von Pfannkuchen, trotzdem bekundet sein Magen mit wildem Knurren Interesse. Herberger wirft einen prüfenden Blick auf das Ausflugslokal, das eine kleine Anhöhe krönt, und konsultiert seine Uhr. Halb zwölf. Er könnte sich eine Mittagspause durchaus gönnen und es heute trotzdem noch bis in die Eifel schaffen. Zur Not bei Nacht. Seine Wasserflasche sollte er in jedem Fall nachfüllen.
    Am Fuß der

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