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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Sollte das Phantom von Pamplona dich in irgendeinen Schlamassel verwickeln, dann hol ich dich da raus! BITTE RUF MICH AN, SOBALD DU IHN – UND AM BESTEN AUCH SEINEN AUSWEIS – GESEHEN HAST. In jedem Fall, bevor du mit ihm tust, was Verliebte nicht lassen können, und der Hormoncocktail Deine Hirnchemie irreparabel verändert.
    Vergiss nie: Man muss Frösche nicht küssen, sondern an die Wand knallen, um Prinzen aus ihnen zu machen.
    Noch lieber wäre es mir, wenn Du Dein großes weites Herz endlich einem Menschen zuwenden würdest, der es wert ist und seit Jahren darauf wartet, von Dir fürsorglich und liebevoll zur Kenntnis genommen zu werden. Dieser Mensch bist DU selbst.
    Weil Dir Lyrisches so liegt, bitte ich Dich, daran zu denken, was Du mir mit vierzehn Jahren und nach deinem ersten Liebeswahn ins Poesie-Album geschrieben hast. Es ist immer noch wahr. Halte Dich dran, das Leben ist kurz, und unseres wird von Tag zu Tag kürzer. Wir sind bald fünfzig.
    Und wenn Du erlaubst, werde ich mich jetzt der Reparatur von Ferdinands gebrochenem Herzen widmen. Vielleicht habe ich bei ihm eine bessere Chance, ihn vom Gespenst der Romantik zu befreien. Aber ich befürchte, Fellmann ist auf diesem Gebiet bedauerlich emanzipiert und leidet sich als abgelegter König Drosselbart einen Wolf, statt Dir Dein Teeservice zu zerdeppern. Ich hatte für Dich und ihn gehofft, dass eure Freundschaft endlich in Liebe entbrennt. Nun, Du hast es nicht gewollt.
    Und mit Verlaub: Du hast echt nicht mehr alle Tassen im Schrank, so einen Mann abzuweisen.
    In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken!
    Deine Fee Nummer dreizehn, Ricarda
    Sie hat es mal wieder geschafft. Nelly ist sprachlos.
    Der Baske bietet mit besorgtem Blick Tempos an. Hat sie etwa geweint? Nein, zum Glück nicht. Ihr Sitznachbar deutet auf ihre linke Wange, während seine Großmutter einen Taschenspiegel über den Gang reicht.
    Der Lippenstiftstrich! Sieht aus, als sei sie in eine Prügelei verwickelt gewesen. Sie wischt die Farbe weg.
    » A cada puerta cerrada hay cien arbiertas« , verspricht ihr der Baske auf Spanisch: Zu jeder geschlossenen Tür gibt es hundert geöffnete.
    Die Großmutter nickt zustimmend, und auf einmal weiß Nelly wieder, was sie Ricarda als Fünftklässlerin ins Poesiealbum geschrieben hat.
    Das Beste, was man haben kann,
    ist nicht das Herz von einem Mann.
    Das Schönste ist, ich will’s Dir nennen,
    eine Freundin wie Dich zu kennen.
    In ewiger Dankbarkeit und Liebe Nelly
    P.S.: Du hast recht: Paaren können sich auch Hunde!!!!!!!!!
    »Kanaille!«
    » Perdo`n?« Der Baske rückt ein wenig von ihr ab.
    »Oh, Sie nicht, natürlich nicht Sie«, stoppelt Nelly auf Spanisch eine Antwort zusammen. »Sie sind wundervoll und …« Sie ringt nach Worten. Ist es zu fassen? Jetzt beherrscht sie nicht einmal mehr ihren Job.
    » Multo delicioso«, stottert sie und will auf die leckeren Pinxtos-Reste zeigen. Der Baske nimmt es lieber persönlich und greift nach ihrer Hand.
    Ping! Die Anschnallzeichen blinken, und die Maschine macht einen gewaltigen Satz, erst nach oben, dann sackt sie ab und rast im freien Fall nach unten. Die Stewardess gerät mit ihrem Servierwagen ins Schlingern.
    Nelly wirft einen erschrockenen Blick auf ihr Smartphone – hat dieses doofe Ding doch noch Funkkontakt und befiehlt gerade den Rücksturz zur Erde? Hastig stopft sie den Organizer mit ihrer linken Hand in die Sitztasche vor sich. Der Baske hält sie ganz fest bei der rechten.
    Wieder macht die Maschine einen Satz, der sich beängstigend nach Sturzflug anfühlt. Vielleicht ist das ganz normal. Was weiß denn sie? Sie ist ewig nicht geflogen. Könnte hier bitte jemand mal das Kommando übernehmen?
    Knarzend meldet sich der Flugkapitän über den Bordfunk zu Wort. Er murmelt etwas von stürmischem Gegenwind aus dem Golf von Biscaya. Die englische Zweitfassung lässt er weg. Offenbar hat er im Cockpit eine Menge zu tun. Die Maschine hüpft und torkelt wie eine betrunkene Hummel. Die Triebwerke flattern und brummen beunruhigend.
    Nelly schließt die Augen und beginnt zu beten: Ich bin klein, mein Herz ist rein.
    Was?
    Egal. Ihr fällt nichts Besseres ein.
    Soll niemand drin wohnen als Jesus allein.
    Amen. Amen. AMEN.

11.
    Beim ersten Hahnenschrei ist Frau Schick bereits wach. Seit Theklas Tod schreckt sie verlässlich vor Sonnenaufgang hoch, dann, wenn die Nacht am dunkelsten ist und in ihren Haaren noch düstere Traumgesellen nisten. Etwa um diese Zeit, um fünf Uhr morgens, ist

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