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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Umwege mal wieder das Beste waren, wie das bei Reisen ins Ungewisse so ist. Auf einem Umweg haben sie nämlich in einem Weinberg zwischen blau glänzenden Reben einen reizenden Basken getroffen, der sich hier als Winzer niedergelassen hat. Er hat nicht nur sehr lustige lackschwarze Augenbrauen, sondern ist zugleich der Patrón der Bodegas Viabadel, der Chef des Gutes.
    Frau Schicks Versuch, den Namen seines Fincahotels auszusprechen, haben ihn und seine Augenbrauen köstlich amüsiert und spontan für sie eingenommen. Es klang nämlich, das muss selbst Frau Schick zugeben, ein wenig nach Via Ballaballa, was anscheinend auch in spanischer Mundart hinreichend Anlass für Erheiterung liefert.
    Jetzt sitzt der Baske, der wie sein Hotel Viabadel heißt, auf dem Rücksitz und ersetzt das fehlende Navigationsgerät. Nach zwei Fehlversuchen begreifen Bettina und Frau Schick, dass a la izquierda »nach links« heißt und a la derecha »nach rechts«, und der nette Herr Viabadel versteht, dass er langsamer, aber nicht notgedrungen lauter sprechen muss.
    Von da an versteht sich das gemischte Trio auch ohne gemeinsame Sprachkenntnisse prächtig. Señor Viabadel hat den beiden Señoras frisch gepflückte Trauben angeboten und mit Händen, Mund und Augenbrauen einen hervorragenden Wein zum Abendessen angekündigt. Ihm ist auch rasch klar geworden, dass Bettina und Frau Schick die Vorhut einer seit Langem angekündigten Reisegruppe sind. Seine Finca gehört anscheinend wie das Hotel in Pamplona zu den Standardzielen der Buspilger des Luxusreiseunternehmens, bei dem Frau Schick und Bettina gebucht haben.
    Das von Frau Schick gewünschte Faxgerät und einen Computer kann Herr Viabadel selbstredend zur Verfügung stellen, und jede seiner zwanzig habitaciones – was Zimmer heißen muss, weil er die Hände faltet und den Kopf schräg dagegen lehnt – verfügt über ein teléfono. Herr Viabadel hebt einen imaginären Hörer von der Gabel.
    Es kann nicht mehr weit sein. Denn endlich fahren sie auf einen Ort zu, in dessen Rücken sich ein Zipfelmützenberg erhebt. Auf dem Gipfel thront eine von Wind und Zeiten angenagte mittelalterliche Festung, die einst die Mauren abwehren sollte. Das nun sehr friedliche und nicht mehr besonders trutzige Bollwerk erinnert Frau Schick ein wenig an die Burg von König Alfons dem Viertelvorzwölften, Herrscher von Lummerland. Dessen Burg kennt sie so genau, weil sie zusammen mit Theklas kleinem Johannes gern Augsburger Puppenkiste geschaut hat. Bevor Thekla und er verschwunden sind, hat sie oft auf ihren Patensohn aufgepasst und ihm einige von Frau Schemutats schönsten Geschichten erzählt. Die gruseligen waren dem kleinen Johannes am liebsten. Ob der erwachsene Johannes sie noch kennt?
    Na, man wird sehen, jetzt erfreut sie sich erst einmal am Anblick der sandfarbenen Burg, die hervorragend in die Landschaft passt. Die erinnert Frau Schick an einen übergroß geratenen Garten. Und genau dieses Wort steckt auch im Ortsnamen Monjardin. Das hat ihr der Universalgelehrte Doktor Herberger verraten, nachdem er sich endlich mit seinem unverhofften Wandertag abgefunden hatte.
    Immer wieder erstaunlich, dieser Chauffeur Schlitzohr! Was der alles weiß oder zumindest behauptet zu wissen, geht auf keine Kuhhaut. Jahrelang muss der studiert haben. Dennoch ist er nicht verknöchert; das merkt sie an seinem erfrischenden Widerspruchsgeist. Sie mag ihn, auch wenn sie ihm nicht traut. Aber seinem Geheimnis kommt sie auch noch auf die Spur, da ist Frau Schick sich sicher.
    Auf Señor Viabadels Anweisung biegt Bettina kurz vor Monjardin in den Schatten einer Platanenallee ein. Der Schotter knirscht, und Bettina verlangsamt auf Schritttempo. Frau Schick ist verzückt. Sie liebt Alleestraßen, weil diese sie an Ostpreußen erinnern.
    »Wie in Ostpreußen. Bäume«, versucht sie Señor Viabadel zu verdeutlichen. Der kann mit Ostpreußen nicht viel anfangen oder hält es für eine deutsche Rachenkrankheit; Frau Schicks Freude an den Bäumen teilt er dennoch aus vollem Herzen.
    Die Allee mündet in einen mit Natursteinen gepflasterten Platz vor einer Finca mit zweistöckigem Haupthaus und zwei Seitenflügeln für die Gäste. Ein Flechtwerk aus Weinreben überschattet den Eingang. Flink steigt der Baske aus dem Wagen, öffnet die Beifahrertür und hilft Frau Schick heraus, dann saust er um den Jaguar herum, um auch Bettina seine Hilfe anzubieten. Bettina wird angesichts der galanten Geste ein bisschen rot. Das sieht Frau

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