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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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ist doch besser, wenn sie das Vermögen jetzt und mit Vergnügen unter die Leute bringt. Einen legitimen Erben gibt es schließlich nicht, nur Paulchens diverse Kuckuckseier.
    »Aber was ist, wenn Pottkämper aufgrund dieser Berichte tatsächlich ein Verfahren zur Feststellung Ihrer Geschäftsuntüchtigkeit anstrebt?«, nörgelt Bettina.
    »Sie waren wirklich zu lange unter Menschen mit unheilbaren Zwangsvorstellungen tätig.« Frau Schick seufzt angesichts von so vielen Bedenken. »Damit kommt der doch nie durch! Der Grüßaugust ist ein Mann, der sich für die Einführung eines Internationalen Tags der Frauenparkplätze einsetzen wollte – samt Wahl einer Miss Parkhaus. Nach der Aktion hat der Vorstand ihn von der Pressearbeit entbunden, und Paulchen musste sich einen neuen Posten für ihn ausdenken. Dieser Pottkämper ist ein Strohkopf, der bei den dümmsten Ideen Feuer fängt. Übrigens … Glauben Sie, dass Herberger ihm ebenfalls Berichte über mich liefert?«
    Bettina zuckt mit den Schultern. »Ich habe versucht, mich Herberger zu nähern …«
    In der Tat, denkt Frau Schick, das hat sie. War ja nicht zu übersehen.
    »… und ihn auf seine Vergangenheit und das Einstellungsgespräch bei Ihrem Sekretär anzusprechen, aber er hat gemauert, und ich konnte ja schlecht sagen, dass ich Pottkämper kenne und für ihn arbeite. Nein, ich hatte nicht den Eindruck, dass Herberger etwas mit ihm zu tun hat.«
    Frau Schick lächelt zufrieden. »Das freut mich. Das freut mich sogar außerordentlich. Insgesamt halte ich Herberger nämlich für einen grundanständigen Charakter.«
    Bettina runzelt verwirrt die Stirn. »Verzeihung, aber da bin ich mir nicht so sicher. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht, er führt etwas im Schilde. Als ich in seinem Zimmer war …«
    »Wann denn das?«
    »In Burguete.«
    »Ach? War das morgens gegen sechs?«
    »Um Himmels willen, was denken Sie! Ich war abends nur kurz bei ihm, um mir Zahnpasta zu borgen. Jedenfalls habe ich da sein Reisenecessaire gesehen. Es trägt die Initialen E. G. und sein Rasierpinsel auch!«
    »Rasierpinsel? Der Mann trägt doch Vollbart.«
    »Vielleicht noch nicht lange?«
    »Bettina, Sie erstaunen mich. So viel Beobachtungsgabe hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Aber nun Schluss mit dem Plauderstündchen. Wir haben zu tun.«
    »Was denn noch?«, seufzt Bettina, und Quijote tut es ihr gleich, da die Schinkenplatte inzwischen leer ist. Beleidigt, aber mit unverkennbar wachsendem Vergnügen lässt sich der Hund durch Bettinas Krauleinheiten trösten.
    »Es ist gleich vier Uhr. Wir müssen das Gepäck unserer Mitreisenden inspizieren, bevor die Bande hier eintrifft«, bestimmt Frau Schick.
    »Ihr Gepäck?«
    »Ja, der Busfahrer hat es soeben abgeliefert und ist jetzt unterwegs, um die Damen und Herren aufzulesen, die für heute genug gewandert sind und stattdessen irgendein Kloster mit kostenlosem Weinbrunnen besichtigen wollen.«
    »Das Kloster Irache. Ach, das hätte ich zu gerne gesehen!«
    »Sie haben nichts verpasst. Herberger hat mir erzählt, dass der Brunnen exakt siebzig Liter pro Tag hergibt, und die sind Schlag Mittag aus, weil genug Pilger erst sich und dann riesige Plastikflaschen mit dem Gratiswein füllen. Der brave Rest darf dann den Wasserhahn benutzen. Dabei wird er zu allem Überfluss auch noch von einer Kamera dabei beobachtet, die Bilder rund um die Welt schickt.«
    »Es gibt dort eine Webcam?«
    »Ja, so hieß das. Da kann dann alle Welt zuschauen, wie es um die brüderliche Nächstenliebe unter manchen Christen bestellt ist.«
    »Ich hätte wirklich gern den Kreuzgang von Irache und das nahe gelegene Estella besucht«, wiederholt Bettina.
    »Der Kreuzgang ist geschlossen, und Estella steht für morgen als Zwischenstopp auf dem Programm«, sagt Frau Schick. »So, und jetzt an die Koffer. Uns bleiben schätzungsweise vierzig bis fünfzig Minuten, um sie zu durchsuchen.«
    »Wonach denn um Himmels willen?«, protestiert Bettina, und Quijote hebt jaulend den Kopf, weil sie das Kraulen vergisst.
    »Nach Knickern! Irgendwer muss sie schließlich verteilt haben, und ich wette, es gibt noch mehr davon.«
    »Aber wir können doch unmöglich in der Halle ein Dutzend fremder Koffer durchwühlen. Das Personal und der Empfangschef haben ihre Siesta beendet.«
    Frau Schick erhebt sich schwungvoll aus ihrem Korbstuhl. »Was denken Sie von mir! Ich werde ja wohl kaum auf Knien über den Fußboden rutschen, mit meinen Hüftgelenken! Nein, unser zuvorkommender

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