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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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aus Neid überantwortet hatte, faselte ich noch ein bisschen weiter: »Da is Simon ganz spontan. Wenn grade nix im Fernsehn kommt … manchmal isser unheimlich fleks – hicks – fleggsibl. Bei passender Gelegnheit finn ers sogar aussesprochn nett, da hat er imprinzipnixgegn! «
    »Aber EilemitWeile«, sagte Antje, »nur keine hektische Hast!«
    »Musser bei dir au immer ers aufe Brille?«
    »Jedenfalls musser es nich dreimal am Tag haben, sachma«, sagte Antje, »wie Rolf, woll. Rolf issein Spießa.«
    »Rolf isss eben nich autark«, sagte ich gläsernen Blickes und hielt mich schwankend am Tischrand fest.
    »Wie meinst’n das?«, fragte Antje. Der Einfachheit halber knallte sie einen Hundertmarkschein auf den Tisch.
    »Weisiaunich«, sagte ich und legte zwei Mark fünfzig dazu. »Tringell!«, rief ich dem Bedienten.
    Dann verließen wir Arm in Arm die Szene.
    Es war ein großartiger Abgang, alles in allem sehr professionell.
    Antje und ich, wir liebten uns wieder.
    Wer kann das heute noch.

Die Probe am nächsten Morgen um zehn habe ich recht verschwommen in Erinnerung. Die erste und die dritte Dame betraten bleich und übelriechend mit zwanzig Minuten Verspätung die Bühne und konnten nur krächzende Geräusche von sich geben, während Walpurgis, die zweite Dame, geradezu abstoßend gut in Form war. Wie immer waren Frisur und Stimmbänder sorgfältig gestylt. Außerdem hatte sie ihre Intonationsprobleme mit Hilfe ihrer Schallplatte über Nacht vollständig in den Griff bekommen. Trotzdem musste die Probe nach kurzer Zeit wegen Indisposition der Zwei-Drittel-Mehrheit der Beteiligten abgebrochen werden. Herr Schikaneder sah das mit Missfallen. »Bittee noch mal zu Hause zurechtlegen«, sagte er tadelnd.
    Ich taumelte fort, um mich noch mal zu Hause zurechtzulegen. Ich schlief den ganzen Tag bis zum späten Abend. Ein zaghaftes Klopfen an die Geigersche Schlafzimmertür weckte mich.
    »Pauline? Telefon!«
    Robby stand im schwarzen Anzug mit seinem Geigenkasten im Flur.
    »Geeße aabeiten?«, fragte ich, als ich den Hörer übernahm.
    »Heute Fliegender Holländer«, sagte Robby. »Kann später werden. Abendessen steht auf dem Tisch. Aspirin auch. Tschüs, Pauline!«
    Ich drückte ihm ein Küsschen auf die Backe und wartete, bis er die Wohnungstür ins Schloß gezogen hatte. Mir war fürchterlich schlecht. Nie wieder Alkohol, schwor ich mit gegen die Flurdecke erhobener Faust.
    »Wer da?«, fragte ich heiser in die Muschel.
    Klaus war es, mein entschlussunfreudiger Kindsvater. Der Kühle aus dem Hohen Norden.
    Mein Herz klopfte plötzlich ganz unrhythmisch und aufdringlich. Still, Organ! Halt die Herzklappe!
    Klaus wolle sich nur mal melden mit der Nachricht, dass sie gut angekommen seien. Das Wetter sei sehr gemischt. Die Stimmung auch.
    »Na bitte«, sagte ich schadenfroh, »wie geht es meinem Paulchen?«
    »Er sitzt unter seinem Regendach und vermisst dich.«
    Ich fing an zu heulen.
    »Und sein Vater sitzt auch unter dem Regendach und vermisst dich.«
    Ich hörte auf zu heulen. »Das geschieht dir recht. Mensch, Alter, sitz nicht rum, sondern beweg dich! Schön wacker wandern in der rauhen Luft! Macht schlank und entschlackt die verklebten Sinne! Wo wir gerade beim Thema sind: Was macht Frau Pupke? Sachma!«
    »Frau Pupke vermisst dich glaubich am wenigsten. Sie hat hier sehr viel zu tun.«
    »Ich vermisse sie auch kaum und habe hier auch viel zu tun.«
    »Frau Pupke versorgt hier die Pensionsgäste, besonders einen gewissen Walter.«
    »Was du nicht sagst. Ist das der mit dem Cholesterinspiegel?«
    »Genau. Und die übrige Rentnerbänd will auch umhegt und unterhalten werden.«
    Nanu. Schaffte sich die Gute etwa einen neuen Wirkungskreis? Waren da Entwicklungen im Gange? Sachma!
    »Halt um Himmels willen Paulchen fern! Das ist kein Umgang für ihn!«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Paulchen und ich hängen sehr aneinander. Besonders er an mir! Ich schnalle ihn mir auf den Rücken und ziehe stundenlang mit ihm durch die Gegend.«
    »So richtig, wie die Eingeborenen das auch machen?«
    »Bleibt mir ja nichts anderes übrig. Den Buggy kann man bei den Bodenverhältnissen nicht gebrauchen.«
    »Tu ihn schön warm einpacken«, sagte ich im Originalton Pupke. »Höörße! Woll? Sachma! Schön waam einpacken!
    Und setzen alle zehn Minuten aufs Töpfchen! Höörße! Sonz machta inne Hose, und dann krisse nasse Schultan. Höörße? Sachma! Schön Pipi machen lassen! Woll? Sachma!«
    »Frau Pupke kann einem schon auf

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