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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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die Nerven gehen«, sagte Klaus am anderen Ende der Leitung.
    »Nun sei aber nicht ungerecht! Frau Pupke will doch nur dein Bestes!« Ich krächzte vor Wollust.
    »Wenn man Tag und Nacht mit ihr zusammen ist, kann sie doch dann und wann anstrengend sein.«
    »Das bildest du dir ein!«
    »Nein, wirklich! Die letzten Nächte haben wir gemeinsam an Paulchens Bett verbracht, weil er so geweint hat. Sie hat mir ihre ganze Lebensgeschichte mindestens fünf Mal erzählt! Wenn nicht sechs!«
    »Auch die Geschichte mit der Moorleiche, die sie gefunden hat?«
    »Ja, die auch.«
    »Und die Geschichte mit dem Strangulationsversuch durch einen abgewehrten Liebhaber?«
    »Ja. Mit ihrer Strumpfhose hat er sie gewürgt.«
    »Nein, mit ihrem BH!«
    »Strumpfhose! Weißich ganz genau! Sachma!«
    »BH!«
    »Strumpfhose!«
    »Und die Geschichte mit dem Vulkanausbruch in Spanien, wo sie gerade noch mit ihrem Fiat als letzte Lebende davongekommen ist?«
    »Lawine in Tirol war das! Und VW Käfer!«
    »Das mit der Lawine war in Oberammergau. Motorroller. Weißich ganz genau! HAT sie mir doch erzählt!«
    »Vulkanausbruch! Wiaklichü«
    »Lawine!«
    »Und die Geschichte mit der Niederkunft ihrer Nachbarin im Schrebergarten? Wo sie die Nabelschnur mit einer Rosenschere …«
    »Heckenschere!«
    »Zwillinge hat die gekriegt! Einen Jungen und ein Mädchen!«
    »Zwei Mädchen! HAT sie doch gesagt!«
    »Stimmt nicht! Nur ein Mädchen!«
    »Zwei!«
    »Eins!!«
    »Warum weint er denn, der Paul?« Ich schluckte und schluckte.
    »Er kriegt Zähne, sagt Achnes. Aber ich glaube, er hat Sehnsucht nach seiner Mama.«
    »Ach, hör doch auf mit der Gefühlsduselei!«, schnauzte ich, während der Kloß im Hals dicker wurde. »Warum hockst du überhaupt an Paulchens Bett, wenn doch Achnes schon da hockt?«
    »Weil es mir ein tiefes, inneres Bedürfnis ist!«
    »Achnes’ Gruselgeschichten zu hören?«
    »Bei Paulchen zu sein. Ich habe mich so schrecklich an den kleinen Kerl gewöhnt!«
    »Ich mich auch!«
    »Komm doch her! Paulchen braucht dich so!«
    »Weißt du was?« Ich schneuzte mich heftig in eines von Robbys frischgebügelten Taschentüchern, die er in der Oper immer an die Backe drückte. »Nimm Paulchen einfach mit in dein Bett. Aber tu ihn mir nicht erdrücken, höörße! Nicht so wild schlafen wie sonz imma!«
    »Was heißt hier sonst IMMER! Schön wär’s!«
    »Fasel nicht! München war die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt!«
    Assoziativ dachte ich daran, dass die Regel mir allerdings noch nichts bestätigt hatte, München betreffend.
    »Wann sehen wir dich?«
    »Keine Zeit. Nächste Woche ist Premiere.«
    Ich wunderte mich über meine Schauspielkunst. Da inszenierte ich die coole Karrierefrau, obwohl ich mich mit jeder hektisch klopfenden Herzklappe nach meinen beiden Menschen sehnte. Klaus und Paulchen. Warum schaffte ich es nicht, das zuzugeben?!?
    »Paulchen hat bald Geburtstag!«, sagte Klaus.
    »Weiß ich. Ich war letztes Jahr dabei.«
    »Ich auch!«
    »Achnes nicht.«
    »Das waren noch Zeiten.«
    »Ja. Das waren noch Zeiten. Nur wir drei. Ohne Achnes.«
    »Und ohne Karriere.«
    »Trenn dich von Achnes, und wir fangen neu an.«
    »Wie stellst du dir das vor? Du willst Erfolg haben und reisen und singen und üben! Unser Paulchen steht dir dabei im Weg! Achnes ist für uns alle die beste Lösung! Bitte, versuch doch, dich an sie zu gewöhnen! Mir zuliebe! Diese Spannungen sind nicht länger zu ertragen!«
    »Sind sie auch nicht.«
    Ich legte auf.
    Klaus Klett hatte nichts kapiert, nichts.
    Und so was wollte medizinischer Berater sein.
    Mir war ja so fürchterlich schlecht!
    Mein verheultes Antlitz lugte mir aus dem Flurspiegel entgegen. »Frau Kammersängerin, Ihr seid die Schönste hier, aber Frau Pupke, hinter den sieben Dünen, bei dem lieben Hünen, ist noch tausendmal schöner als Ihr!« Ich rannte ins Badezimmer und musste mich übergeben. Obwohl das nicht im Drehbuch stand.
    Zwei Tage vor der Premiere war die öffentliche Generalprobe. Da das Opernhaus geschlossen war, fuhren wir ins benachbarte Zwergheim, wie sich das für westfälische Festspielzwerge gehörte. Dort gab es angeblich eine Stadthalle. Robby nahm mich in seinem Auto mit.
    »Geht’s dir besser? Du sahst in letzter Zeit ziemlich blass aus.«
    »Danke, blendend«, log ich. Warum sollte ich ihm auch auf die Nase binden, dass ich am Vormittag beim Arzt gewesen war? Ein Mann wie Robby würde es nicht verstehen, was ich mir da eingebrockt hatte. In meiner

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