Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)
nicht. Nur knuffig irgendwie. Griffig. In jeder Hinsicht. UND alltagstauglich. Das kam noch dazu. Unser einziges kleines Problem war Frau Pupke. Klein, aber sehr zäh.
Antje riss mich aus meiner grüblerischen Lethargie.
»Und seit wann seid ihr nicht mehr zusammen, Simon und du?«
»Seit der Neunten in München. Seit dem dritten Satz.«
»Dann bin ICH schuld«, sagte Antje und holte schon wieder zum Stirnschlagen aus.
»Ist ja schon gut«, rief ich und hielt ihre Hand fest. »So was soll ja vorkommen unter Mitmenschen!«
Wir tranken.
»Und du bist mir nicht mehr böse?«
»Nein.«
»Kein bisschen?«
»Nein.«
»Dann liebst du ihn auch nicht mehr?«
»Nein.«
»Kein bisschen?«
»Nein.«
»Darauf einen Dujardin«, sagte Antje.
Wir tranken. Antje sah heute noch viel entzückender aus als sonst. Ich wahrscheinlich nicht. Bei mir kamen immer die unkleidsamen roten Flecken. Frau Pupke hätte gejubelt!
Iss Alkohol denn gut für so ‘n Mädchen? Kricht die Flecken von. Sachma.
Wir bestellten noch eine Flasche Fleckenwasser.
Mir wurde immer warmherziger zumut’. Nein, dass ich wenigstens meine gute alte Freundin wiederhatte!
Der Schmerz um Antje hatte mich einige Tränen mehr gekostet als der Schmerz um Simon. Das mochte ich ihr aber nicht sagen.
Sollte sie ruhig auf meiner ehemaligen Wolldecke glücklich werden.
Antje und ich verbrachten den ganzen Abend in dieser Kneipe. Wir hatten uns unendlich viel zu erzählen! Nachdem erst mal die Besitzansprüche Simon Reich betreffend geklärt waren, kamen wir viel offener ins Gespräch. Von Frau zu Frau sozusagen. Wir bestellten uns zwischendurch etwas zu essen, weil wir uns gegenseitig schon doppelt sahen.
»Was macht dein Alltagstauglicher?«, fragte Antje über einem Teller hausgemachter Bratkartoffeln mit Speck.
»Weiß ich nicht«, sagte ich. »Er ist zur Zeit mit Paulchen in Urlaub. Auf irgendeiner gottverlassenen Insel.«
Lustlos stocherte ich in meinem Salat herum. Bei dem Thema konnte einem aber auch der Appetit vergehen.
»Karibik?«
Klar. Sie hatte die Fernziele der Traumreisenliste alle schon abgehakt. Mit Rolf. Deswegen fand sie den Fußboden von Simon im Souterrain auch so schick. Zurück zum Wesentlichen.
»Nee«, sagte ich und streifte die Tomate wieder von der Gabel, woraufhin sie zurück in ihre Tunke sank. »Eine ostfriesische Insel ist das, glaub’ ich, mit dem Namen Langeweil oder Spießertum oder Wangerotz oder Bohrturm. Eigentümliche Namen haben die da oben.«
»Was will er denn da?«, fragte Antje angewidert. »Da ist doch der Hund begraben.«
»Der Schweinehund!«, sagte ich schadenfroh.
Dann erzählte ich ihr von Frau Pupke.
Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis ich alles Nennenswerte über Frau Pupke hervorgebracht hatte. Ich sparte dabei nicht an wörtlicher Rede im Originalton. Das Einbauen der Worte »woll« und »sachma« ging mir in Fleisch und Blut über.
Antje fraß ihre Bratkartoffeln mit wachsender Wut. »Schmeiß sie raus!«, war die einzige Bemerkung, die ihr hin und wieder über die fettglänzenden Lippen kam.
»Geht doch nicht«, stammelte ich ein übers andere Mal. »Ich habe dir doch gerade erklärt, warum!«
Wir mussten unbedingt noch eine Flasche Sekt bestellen. Der Bauchige rollte an.
»Mädels«, sagte er, »ihr habt morgen um zehn Uhr Probe!«
»Mann«, lallte ich lustvoll, »du hälzichdaraus! Sachma!« »Besoffen sein is schön, woll?«, sagte Antje, als er wieder weg war. »Da traut man sich zu sagen, was man denkt. Sachma.«
»Wollnech«, gab ich zu.
»Dann mussu dir einen antrinken und zu dieser Frau Pupshicks-ke gehen und ihr gehörig die Meinung sagn«, schlug Antje vor.
Ich hielt diesen Ansatz für Überdenkenswert.
»Aber deinen Klaus, den kannzu durch die Pfeife rauchen, woll?«, faselte Antje betrunken.
»Meinzu wirklich? Sachma.«
»Ein Mann von Entschlüssn isser jeenfalls nich.«
»Wieso! Er hattsichdochntschlossn, Frau Pupke nich anne Luff … hicks … zusetzn – wenn das kein Nschlußiss! Klausis ein Ehrenmann! Der Rächer der Enterptn, der Retter der Genervtn, der Vater der Unehelichn!«, faselte ich. »Dein Simon übrigens auch nich.«
»Was aunich?«
»Mann von Nschlüssn!«
Wir tranken auf unsere beiden ideenlosen Softies. Und darauf, dass wir sie doch irgendwie liebhatten.
»Apopo: Mussu nich ssuSimon aufe Madradse?«
Antje schwankte, als sie aufstand und ihren Handtascheninhalt in echtem Leder und Gold zusammenklaubte.
Damit auch Antje merkte, dass ich ihn
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