Frauen al dente. (German Edition)
Höhen den Führerschein für Stelzengängerinnen erforderlich machten.
Marlen fühlte sich wunderschön, perfekt gestylt für einen aufregenden Abend zu zweit. Sie bedauerte jedoch, daß der Wandspiegel im Bad ihr Bild nur bis zur mittleren Halshöhe wiedergab. Mit Leichtigkeit hätte sie ihren Hals auch in voller Länge betrachten können, was allerdings zu Lasten ihres Gesichts gegangen wäre. Wer immer für die Innenausstattung verantwortlich zeichnete – er hatte an einem Menschen Maß genommen, dessen maximale Körpergröße bei 1,60 m lag. Marlen mit ihren knapp über 1,70 m bereitete bereits das Schminken Mühe.
Sie fühlte eine beinahe unvernünftige Vorfreude. Ein romantisches Essen zu zweit, weit weg von daheim, von Business, Redaktionshektik und dem Chaos in ihrem Familienleben. Ein Essen voll möglicher Überraschungen. Vielleicht bekäme sie den Job von Weber sogar zum Nachtisch serviert. Ob sie dann Peer Sanders zum Dank das Bett bereiten sollte, mit sich selbst darin als kleines Dankeschön? Doch auch Sanders war kein Mann für eine Nacht. Schlimmer noch, er war ihr Chef. In einem solchen Fall empfahl es sich, zunächst abzuwarten, ob er verführungsbereit war. Soviel Vernunft mußte sein.
Verflixt, sie war mit den falschen Männern nach Frankfurt gereist. Gab es hier denn keine Etagenkellner, die sie ins Bett zerren konnte? Sie hatte doch kein Gelübde fürs Kloster abgelegt.
»Sie sehen wirklich fantastisch aus.« Ehrliche Bewunderung sprach aus seinen Worten. Dabei hatte Peer Sanders sie noch nicht einmal von hinten gesehen. Ihr rückwärtiger Anblick würde ihm noch mehr Freude bereiten. Marlen schnappte sich ihre Handtasche und wollte ihm aus dem Zimmer folgen, doch er hielt sie am Arm zurück.
»Sie sollten sich eine Jacke mitnehmen. Abends kann es noch recht kühl werden.« Wie fürsorglich er war. Dankbar blickte sie ihn an. Er selbst hatte vorgesorgt und sich bedeutend wärmer als sie angezogen. Lange helle Baumwollhosen, Karo-Hemd, doch im Vergleich zum Vormittag eine andere, diesmal kleingemusterte Variante. Dazu eine elegante, zweireihige Strickjacke in Dunkelblau. Alles sehr edel, aber nicht unbedingt das gängige Outfit für ein romantisches Dinner for two. Vermutlich gehörte er zu den Männern, die sich außerhalb ihres Büros lieber in legeren Freizeitlook als Edelzwirn hüllten. Nun ja.
»Ach, ich friere nicht so schnell«, sagte Marlen leichthin. Sie würde sich doch nicht freiwillig den Effekt ihres Jil-Sander-Kleides kaputt machen. Außerdem fühlte sie sich nach dem Aufräum-Nachmittag in Resis Wohnung und der anschließenden heißen Dusche tatsächlich noch angenehm warm und gut durchblutet.
Sie trat hinaus auf den Hur und klopfte an die gegenüberliegende Zimmertür. Hella öffnete. »Pssst«, zischte sie bedeutungsvoll und wies mit dem Kopf auf das Bett. Lisa lag friedlich auf der Seite, den Daumen im Mund, und schlief. Mit ihren mehr als vier Monaten war sie nun zu groß, um noch bequem in der Tragetasche des Kinderwagens übernachten zu können. Mangels eines hoteleigenen Kinderbettes blieb nur das vorhandene Erwachsenenbett als gemeinsame Schlafstätte für sie übrig. Es versetzte Marlen unwillkürlich einen Stich, als sie sich vorstellte, wie Lisa heute Nacht neben Hella liegen würde. Die kleine Hand auf der Suche nach Halt an Hellas Ohr. Der zarte Babyduft, der beide umgeben würde. Hellas Herz würde vor Zärtlichkeit buchstäblich überschwappen. Vielleicht würde sie ihren Arm schützend über das Kind legen. Um ihm Sicherheit zu geben und selbst Kraft zu tanken. Marlen kannte dieses Gefühl genau.
Sie tappte auf Zehenspitzen, sofern das ihre Stöckelschuhe überhaupt zuließen, hinüber zu Lisa und beugte sich über sie. Vorsichtig zupfte sie an der Bettdecke. War das Baby auch wirklich warm genug zugedeckt? Es hatte gerade erst einen handfesten Schnupfen überstanden, was bei einem so kleinen Kind eine handfeste Erkrankung bedeutete. Lisa hatte herzerweichend geweint, weil sie keine Luft mehr durch die Nase bekam. Erst die Majoransalbe aus der Apotheke hatte ihr Erleichterung verschafft.
»Schlaf gut«, flüsterte Marlen und küßte sie auf die Stirn. »Die Flasche mit der Milch ist fix und fertig vorbereitet, du brauchst sie nur noch warm zu machen. Windeln findest du in der Tasche und wenn der Po gerötet ist, dann cremst du ihr am besten sofort Penaten-Creme drauf, damit es gar nicht erst schlimmer wird«, wandte sie sich an Hella, die sie sanft, aber
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