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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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als auch hineinzugehen, wenn sie den Hausherrn zum Grill rufen sollte. Die Garage war breit genug, um einen PKW und einen LKW nebeneinander unterzubringen. Nach vorne war sie mit einem breiten Tor mittels Fernbedienung zu öffnen. Daneben war eine kleinere Tür mit Handklinke. Marlen blickte noch ein letztes Mal voll innerer Verzweiflung an sich und ihren ungewöhnlichen Aufzug hinunter. Es half nichts. Egal, wie lange sie es hinauszögerte, irgendwann mußte sie Sanders ja doch entgegentreten. Entschlossen stieß sie die Tür auf.
    »Tür zu!« brüllte es im gleichen Atemzug aus zwei Männerkehlen. Erschreckt folgte sie dem Befehl, indem sie die Tür hinter sich mit lautem Knall ins Schloß fallen ließ. Sie registrierte die Sprossen einer Leiter, bevor sie mit der Nase dagegenstieß. Dann herrschte mit einem Schlag finsterste Finsternis um sie herum. Haarscharf neben ihrem Kopf zischte etwas zu Boden und zerschellte mit lautem Aufschlag. Marlen quiekte auf. Mit einer Hand an der Nase, die andere instinktiv nach vorne ausgestreckt, tastete Marlen sich vorwärts. Es wäre viel vernünftiger gewesen, sich wieder rückwärts auf die Tür zuzubewegen, um Licht hereinzulassen, doch der Ruf ›Tür zu‹ hallte noch in ihren Ohren. Bloß sich nicht den Zorn ihres Chefs und Vorstandsmitgliedes zuziehen.
    Marlen stieß an etwas Weiches, Warmes, Wolliges. In Oberschenkelhöhe. Krabbelten Peer Sanders und sein Freund etwa auf allen Vieren am Boden herum? Sicherlich suchten sie den Gegenstand, der bei ihrem Eintreffen zu Boden gefallen war. Marlen ging vorsichtig in die Knie.
    »Ich helfe Ihnen suchen«, sagte sie.
    »Nicht loslassen, wenn Sie es haben«, meldete sich Sanders.
    Natürlich nicht. Was dachte er denn von ihr?
    Das Weiche, Warme wurde zudringlich. Heißer Atem blies ihr ins Gesicht. Wer von beiden war es? Sanders oder Friedhelm Spa? Bestimmt Sanders. Seine Stimme hatte ganz nah geklungen.
    »Doch nicht hier!« zischte Marlen als Antwort auf seine Avancen. Er schnaubte immer lüsterner, ihr direkt ins Gesicht.
    »Haben Sie was gesagt?« Wieder Sanders, doch diesmal klang seine Stimme sehr viel weiter weg.
    Also Spa, dieser Lustmolch. Schämte er sich denn nicht?
    »Ich finde Ihr Verhalten wirklich nicht passend«, emporte Marlen sich. Gastgeber hin oder her. Sie brauchte sich wirklich nicht alles gefallen zu lassen. Mit beiden Händen drückte sie seinen Kopf beiseite. Was ihn zur erneuten Attacke herausforderte. Er retouchierte, indem er seinen Kopf, immer noch schnaubend, gegen ihr Gesicht preßte. So heftig, daß Marlen zu Boden ging und er sich auf sie stürzen konnte. Seine klebrige Zunge fuhr ungebremst durch ihr Gesicht.
    »Hilfe!« schrie Marlen in höchster Not.
    »Mäh!« antwortete das Schaf.
    »Schlingen Sie ihm die Arme um den Körper!« Daß Männer immer nur Befehle erteilen können.
    »Helfen Sie mir!« quetschte Marlen, so laut sie konnte, zwischen zusammengepreßten Lippen hervor. Sie war nicht scharf auf Zungenküsse mit dem Schaf.
    »Lassen Sie es auf keinen Fall los, sonst ist es weg«, rief Spa, der zu unrecht Verdächtigte.
    »Es läßt mich nicht weg«, ächzte Marlen. Probehalber versuchte sie, das Schaf von unten zu umschlingen, doch sofort begann es heftig zu zappeln. Marlen erinnerte sich dunkel, daß Schafe Huftiere waren. Huftritte in ihrem Gesicht? Mußten nicht sein. Folglich gebärdete sie sich der Situation angemessen – nämlich lammfromm. Sollten die Herren der Schöpfung doch ihre Tapferkeit beweisen und sie endlich aus ihrer Zwangslage befreien. Bis dahin schloß sie die Augen und ließ die schaflichen Liebkosungen über sich ergehen.
    »Sie können die Augen wieder öffnen.«
    Marlen blinzelte in das Dämmerlicht, das von der nun offenen Garagentür hereinschien. Schräg über sich entdeckte sie das breit grinsende Gesicht von Peer Sanders, direkt daneben, etwas tiefer, das Schaf. Aus großen braunen Augen schaute es sie an. Undeutlich erinnerte sie sich daran, wie Peer Sanders ihr von seinem ersten Schaf Bella erzählt hatte. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Während sie sich mühsam vom Boden aufrappelte, sann Marlen ernsthaft über die Gefühle nach, die sie dem Tier entgegenbrachte. Liebe? Auf keinen Fall. Haß? Wäre mit Sicherheit zu hoch gegriffen. Im Augenblick fühlte sie sich nur klebrig.
    »Ich möchte duschen«, krächzte sie.
    »Aber natürlich.« Friedhelm Spa stützte sie, während sie mit steifen, eingeschlafenen Gliedern zurück zum Haus

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