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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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vergeben. Eilig bedankte sie sich bei ihm für die Hilfe. Sie legte keinen Wert darauf, sich den skeptischen Blicken seiner Ehefrau auszusetzen. Ihr Bedarf daran war dank der Affäre Maiersdorf für alle Zeiten gedeckt. Sie wollte sich verabschieden, doch der Riese bot ihr seine Visitenkarte an. Franz Altmeier, Hotelier, Reit im Winkl, stand da. Ein Bayer. Für Barbara, die Rheinländerin, klang Bayern genauso exotisch wie für andere die Dominikanische Republik, Südamerika oder Australien. Bayern lag am anderen Ende der Welt.
    Was ihn in ihren Augen nur noch anziehender machte.
    Franz Altmeier schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. »Sie kennen sich nicht zufällig mit Kinderkleidung aus? Die Vroni braucht was Vernünftiges zum Anziehen …«
    Das unausgesprochene Ende des Satzes hing in der Luft. Eine gute Gelegenheit, um die Besitzrechte zu klären.
    »Ist Ihre Frau denn nicht mitgekommen?« Barbara schaffte es, den uninteressiertesten Tonfall der Welt anzuschlagen. Gespannt wartete sie auf die Antwort.
    »Die Mama ist mit dem Onkel Alois über die Alpen ab«, erklärte Vroni unbefangen.
    Der Riese versetzte dem Kind einen zärtlichen Fingerstups in den Rücken.
    »Geh, sei nicht so vorlaut«, schalt er. Entschuldigend wandte er sich an Barbara. »Den Kindern bleibt halt nichts verborgen. Und nun hat mich auch die Kinderfrau noch im Stich gelassen, weil sie selbst ein Kind bekommt. Mit den Frauen hab' ich einfach kein Glück. … Also, wie wär's? … Ich lade Sie auch zum Essen ein«, schob er nach, als sie immer noch zögerte.
    Nun, eine warme Mahlzeit konnte Barbara sich durchaus selber leisten. Doch es wäre dumm, die Einladung auszuschlagen. Erstens verfügte sie im Augenblick überZeit im Überfluß. Und zweitens witterte die Jägerin in ihr willkommene Beute. Der waidwunde Riese Franz Altmeier verlangte geradezu nach einem Fangschuß.
    Sie sagte zu.
    Etwa zur gleichen Zeit nahm Hella die Gelben Seiten des Düsseldorfer Telefonbuchs zur Hand und blätterte, bis sie die Rubrik ›Bestattungsunternehmen‹ gefunden hatte. Da sie sich in der Branche nicht auskannte, wählte sie die Telefonnummer, die als erste aufgeführt war.
    »Bestattungsinstitut Emmerichs, Emmerichs am Apparat«, meldete sich eine männliche Stimme. Getragen und sehr würdevoll.
    Hella hatte sich diesen Anruf vorher genau überlegt. Als Single ohne verwandschaftlichen Anhang wollte sie für den Ernstfall Vorsorgen. Seitdem die Radiologin den Knoten in ihrer Brust bestätigt hatte, beschäftigte sie der Gedanke. Es wurde Zeit, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen.
    »Mein Name ist Hella Merten«, stellte sie sich vor. Ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren. Das Herz schlug ihr im Hals. »Besteht die Möglichkeit, mit Ihnen Vorkehrungen für den Fall meines … Todes zu treffen?« Ursprünglich wollte sie Ableben sagen. Doch es klang irgendwie zu salbungsvoll. Das Wort ›Tod‹ dagegen klang unabwendbar brutal, als sie es aussprach.
    »Es besteht die Möglichkeit, einen Bestattungsvorsorgevertrag zu schließen«, bestätigte Herr Emmerichs, abwartend und unsicher, welchen Ton er anschlagen sollte. Üblicherweise verhandelte er mit den Angehörigen Verstorbener. Diesmal klang seine Gesprächspartnerin jedoch ausgesprochen lebendig und dazu noch ziemlich jung.
    »Ich bin alleinstehend und möchte mich absichern. Das ist doch sicher nicht außergewöhnlich?« erkundigte sie sich.
    »Durchaus nicht. Ältere Menschen wählen häufig diesen Weg«, bestätigte er.
    Hella erkannte das Geräusch, das beim Anzünden eines Feuerzeugs entstand. Er schien sich zu entspannen. Zu weiteren Erläuterungen ließ er sich trotzdem nicht herab. Hella blieb nichts anderes übrig, als sich gesprächsweise weiter vorzutasten.
    »Bieten Sie vielleicht ein Pauschalarrangement an? Oder anders gefragt, welchen Sarg wählt man denn üblicherweise?«
    »Sie können wählen zwischen Eiche, Kiefer und … es kommt auch darauf an, ob Sie Erd-, Feuer- oder Seebestattung wählen …«
    »Auch Seebestattung?« staunte Hella. Wie ungewöhnlich. Düsseldorf lag am Rhein, nicht an der Nordsee. Eine Frage stand noch offen. »Äh … Was zieht man denn üblicherweise an, im Sarg, äh … ich meine, brauche ich auch ein Totenhemd?«
    »Die meisten bevorzugen heutzutage ihre eigene Kleidung. Sie lassen sich im Kleid oder Anzug beerdigen. Weshalb auch nicht…« Er schwieg und ließ das Ende des Satzes offen.
    »… anschließend kommen die Kleider ohnehin zur Caritas«,

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