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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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jemandem darauf verzichten, ihr Leben zu führen. Mit dem Geld des Staatssekretärs als Sicherheitspolster im Rücken besaß sie eine faire Chance, ihren Weg zu finden.
    Apropos Geld. Es hatte zwar einiger Überredungskünste bedurft, doch dann war Martin Bode bereit gewesen, sich mit dem Anwalt der Gegenseite – wie er es ausdrückte – in Verbindung zu setzen. 50.000 Mark in bar, der Rest auf zwei verschiedenen Nummernkonten in der Schweiz. Zahlbar sofort. So die Forderung, im Gegenzug würde er das Exklusivinterview für
pleasure
sofort stoppen lassen und es auch keiner anderen Zeitung anbieten. Rechtsanwalt Jordan blieb keine Wahl.
    Barbara war glücklich. Ab sofort würde sie sich in Samt und Seide kleiden, kostbares Geschmeide tragen und sich nur noch in den Super-Szene-Cafés bewegen.
    Denkste. Natürlich waren all diese verlockenden Gedanken pure Spinnerei. Sie würde nichts dergleichen tun, sondern ihr Geld zusammenhalten und abwarten, welche Perspektiven die Zukunft bot.
    Sollte sie Hella die finanziellen Transaktionen anvertrauen? Doch Geldgeschäfte und Freundschaft vertrugen sich nicht. Auch eine Weisheit ihrer Mutter. Barbara beschloß, sie nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu testen. Martin Bode als unparteiischer Vertrauensmann kam ihr dagegen gerade recht.
    Im Augenblick genügte Barbara noch eine Tasse Kaffee bei ›Tschibo‹ und danach der obligatorische Einkaufsbummel bei ›Strauß‹. Ohne zu zögern steuerte sie die Abteilung mit Damenoberbekleidung und Dessous an. Sie brauchte nicht lange zu suchen. Auf Anhieb verliebte sie sich in eine traumhafte BH- und Höschenkombination in der neuen Modefarbe ›Champagner‹. Machte sie nicht zu blaß? Prüfend hielt sie sich das Set unters Gesicht und betrachtete sich im Spiegel.
    »Echt geil, das Teil.«
    Barbara ließ das geile Teil vor Schreck fallen, als neben ihr ein höchstens zehnjähriger Schlacks auf Inline-Skatern in die Vollbremsung ging. In der kaufhäuslichen Enge wollte ihm dies allerdings nicht so recht gelingen. Jedenfalls rutschte er unaufhaltsam und mit umwerfendem Schwung auf sie zu. Eng umschlungen landeten sie im Kleiderständer, der unter ihrem Gewicht und mit Getöse auf dem Boden landete. Sie mittendrin. Erschreckte Kundinnen retteten sich aus der Gefahrenzone. Eine Verkäuferin wurde durch den Lärm unsanft aus ihrem Plausch mit einer Kollegin gerissen und eilte zeternd herbei. Barbara, die wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag, streckte ihr dankbar die Hand entgegen. Eine hilfreiche Hand erleichterte bekanntlich das Aufstehen. Doch die Gute hatte Besseres zu tun. Sie klaubte um Barbara herum die am Boden liegenden Wäschestücke auf. Dabei machte sie keinen Hehl daraus, daßKundinnen, die in Kleiderständer fielen, ihr zutiefst zuwider waren. Von Jungen auf ›Inlinern‹ ganz zu schweigen.
    »Du Saubub! Was hast du denn jetzt wieder angestellt?« Donnerhall und Feuerschweif. Der Blitz schlug ein.
    Von ihrer Bodenperspektive aus starrte Barbara den Mann an, der wie aus dem Nichts plötzlich aufgetaucht war. Er war mindestens zwei Meter hoch, einen Meter breit, besaß Elbkähne als Füße und Baggerschaufeln als Hände. Und als er mit einer davon nun Barbara wie eine Feder in die Lüfte hob, um sie sanft am Boden wieder abzusetzen, versank sie in der Tiefe der beiden Waldseen, die ihm als Augen dienten.
    Wow!
    »Sind Sie verletzt?« erkundigte er sich besorgt.
    Sein samtener Baß-Bariton versetzte Barbaras Eingeweide in Schwingungen. Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch das Schwingen war so stark, daß nur ein klägliches Krächzen ihre Kehle verließ. Also schüttelte sie bloß den Kopf.
    »Aber Sie bluten ja!« rief er bestürzt. »Schau, was du angerichtet hast, Bub!« Barbara folgte seinem Blick. Von ihrem Schienbein tropfte tatsächlich Blut. Wie seltsam, sie fühlte überhaupt keinen Schmerz. Lag das am Schock oder an diesem Riesen? Willig ließ sie sich von ihm zu einer Umkleidekabine führen, wo sie sich sofort auf einen Stuhl setzen mußte.
    »Halten Sie mal!« Er drückte ihr einen kleinen Jungen mit Triefnase in den Arm. Ein hübsches, kleines Mädchen, höchstens sieben Jahre alt, drängelte sich an ihre andere Seite. Der Junge auf ›Inlinern‹ wartete in sicherer Entfernung.
    Und alle sagten zu dem Riesen, der nun Barbaras winzige Platzwunde fürsorglich verpflasterte: ›Papa.‹
    Was Barbara schlagartig ernüchterte. Sie hätte es sich ja denken können. Die besten Männer waren immer schon

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