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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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dieser Taktik, von manchen als entscheidungsscheu eingestuft, bewältigte
     sie viele Krisen.
    Quälende Formen nahm diese Aufschiebetaktik im Fall Maria Stuart an. Die schöne Rivalin war 1561 in ihre schottische Heimat
     zurückgekehrt. Dabei musste sie den Seeweg wählen, weil ihr Elisabeth die Durchreise durch England verweigert hatte. Die junge
     Witwe hatte es als Katholikin schwer in ihrem Land, dessen Bevölkerung mehrheitlich protestantisch war. Private Eskapaden
     brachten sie darüber hinaus in Verruf und schwächten ihre Position. 1565 heiratete |133| sie ihren Vetter Lord Darnley, wurde des Trunkenbolds aber bald überdrüssig und trennte sich von ihm, als er im Jahr darauf
     ihren Sekretär und Liebhaber Riccio ermordete. Ihr neuer Geliebter Graf Bothwell ermordete seinerseits den Ehemann und trat
     dessen Nachfolge an der Seite der Königin an. Das war zuviel für die schottischen Lords. 1567 wurde Maria gestürzt und in
     Gefangenschaft genommen. Ehe über ihr Schicksal befunden war, gelang ihr 1568 die Flucht nach England. Elisabeth musste sie
     aufnehmen, auch wenn sie ahnte, dass sie sich mit der Kusine einen politischen Störfaktor einhandelte.
    Was blieb ihr anderes übrig, als Maria unter Bewachung zu stellen? Denn wohin immer Elisabeth die abgesetzte Königin hätte
     ausreisen lassen, sie wäre gegen sie ausgespielt worden als angeblich wahre Königin von England. Eine Untersuchung ergab,
     dass Maria in den Mord an ihrem Mann verwickelt war. Das gab Elisabeth einen Trumpf gegen die Kusine in die Hand, den sie
     vorerst aber nicht ausspielte. Maria wiegte sich in Sicherheit, und sie begann ihrerseits, ein Komplott gegen die Königin
     zu spinnen. Selbst Graf Leicester liebäugelte aus Rachsucht wegen der verweigerten Heirat mit Marias Plänen, doch stellte
     er auch eine Schwachstelle dar: Als Elisabeth ihn zur Rede stellte, bat er flehentlich um Verzeihung.
    Die nordenglischen Katholiken schlugen auf dieses Signal hin und in der Hoffnung auf Hilfe von Spanien 1569/70 los. Elisabeth
     musste mangels eines stehenden Heeres eilends Truppen ausheben und die Häfen schließen lassen. Jetzt, da sie endlich ernst
     machte, bröckelte die gegnerische Front rasch, und die Anführer der Revolte mussten über die Grenze nach Schottland fliehen.
     Dort waren sie allerdings wenig willkommen, viele wurden ausgeliefert und Opfer des strengen Strafgerichts in England: 700
     tatsächliche oder angebliche Verschwörer endeten am Galgen. Andere, am Aufstand Beteiligte, verloren ihre Güter an die Krone,
     die so die Kriegskosten mehr als kompensieren konnte. Dass der Papst 1570 den Bann über die »Ketzerin« Elisabeth verhängte,
     konnte am Sieg auf der ganzen Linie nichts mehr ändern, im Gegenteil, damit verstärkte er nur den protestantischen Kurs Elisabeths.
    Und Maria? Immer noch konnte sich Elisabeth nicht zu schärferem Vorgehen gegen sie entschließen. Fast zehn Jahre lang setzte
     Maria ihr Intrigenspiel fort, ehe so klare Beweise gegen sie vorlagen, dass auch Elisabeth einem Prozess zustimmen musste.
     Das Todesurteil war unausweichlich, doch verzögerte die Königin erneut den Spruch. Im Oktober 1586 musste sie ihn dann doch
     tun, verschleppte nun aber planmäßig den Hinrichtungstermin immer wieder durch Verweigerung der Unterschrift. Schließlich
     tat sie es doch und wollte gleich danach widerrufen. Doch nun war es zu spät: Am 8. Februar 1587 schlug der Henker zu. Elisabeth
     aber wusch ihre Hände in Unschuld: Ihre Staatsräte hätten gegen ihren Willen gehandelt. Einen ließ sie sogar demonstrativ
     in den Tower werfen, so sehr sorgte sie sich um die Reaktion der katholischen Mächte.
    |134| Unbegründet war das nicht, auch wenn die folgende Konfrontation mit Spanien auch so eingetreten wäre. Allein Marias wegen
     hätte Philipp II. sicher nicht derartiges Geschütz gegen Elisabeth auffahren lassen. Da aber damals die Niederlande noch spanisch
     beherrscht wurden, wogegen sich die niederländischen Protestanten mit allen Mitteln wehrten, war es nicht möglich, dass sich
     England aus diesem Krieg heraushielt. Elisabeth half zunächst mit Geld, dann auch mit Truppen. Philipp, der ohnehin schlecht
     auf England zu sprechen war, weil ihm die englischen Kapitäne mit ihrer Piraterie schweren Schaden zugefügt hatten, versuchte
     mit einer groß angelegten Landungsoperation England in die Knie zu zwingen. Dazu setzte er eine Armada von 132 Kriegsschiffen,
     die 30   000 Soldaten

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