Frauen, die Geschichte machten
wurde ihr somit gewidmet.
Dieses Ereignis markiert eine weltgeschichtliche Wende, denn in der Zeit von Königin Elisabeth I. von England, in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts, verlagerte sich das geopolitische Zentrum allmählich vom katholisch-mediterranen Raum in den
protestantisch-puritanischen Norden der Alten Welt. Der Prozess setzte sich noch weit über ihre Zeit hinaus fort. Vielleicht
spielte es dabei eine nicht geringe Rolle, dass eben eine Frau die Zeichen dieser Zeit setzte. Eine, die sich ihren Thron
erst erkämpfen musste, denn unbestritten war ihr Anspruch auf die Krone nicht.
Gewiss, Elisabeth war die Tochter König Heinrichs VIII., doch dessen Ehe mit ihrer Mutter Anna Boleyn stand im Ruf der Illegalität,
und daran trägt der König sicherlich die Hauptschuld. Heinrich hatte die Witwe seines Bruders Arthur, Katharina von Aragon,
1509 sozusagen geerbt. Aus der siebenjährigen Verbindung ging »nur« die Tochter Maria hervor. Natürlich wollte er für die
Thronfolge einen Sohn. Darüber hinaus begehrte er seine junge Hofdame Anna, die aber nur zu einer legalen Beziehung bereit
war. Heinrich betrieb daher die Scheidung von Katharina. Das war nicht einfach, weil sie die Tante Kaiser Karls V. war, der
dem Papst mit seinem Unwillen drohte, wenn er die Ehe des englischen Königs wie gefordert wegen »Blutschande« mit der Bruder-Witwe
annullieren sollte. Dennoch verweigerte der Papst seine Zustimmung. Heinrich sagte sich daraufhin von Rom los und machte sich
selbst zum Herrn der englischen Kirche.
Das hatte den Vorteil, dass er sich die Klöster- und Kirchengüter persönlich aneignen konnte, und obendrein nunmehr Scheidung
und Neuvermählung ohne Umstände möglich waren. Anna, inzwischen schwanger, wurde 1533 die zweite Frau Heinrichs und zu seiner
maßlosen Enttäuschung am 7. September des gleichen Jahres Mutter einer Tochter, Elisabeth eben. Das kühlte nicht nur |129| seine Gefühle für sie ab, sondern kränkte sein Ego offenbar auch zutiefst. Ob Anna nun tatsächlich fremd gegangen war oder
ob das nur als Vorwand herhalten musste, bleibt unklar. Tatsache ist, dass er sie wegen Ehebruchs mit fünf Männern, darunter
mit ihrem Bruder, anklagen und zum Tod verurteilen ließ. Am 19. Mai 1536 wurde sie hingerichtet, tags darauf heiratete Heinrich
Jane Seymour, wiederum eine seiner Hofdamen.
Diese schenkte ihm am 12. Oktober 1537 nun den ersehnten männlichen Thronerben Eduard, und es trübte seine Vaterfreuden nicht
nachhaltig, dass Jane Seymour eine Woche nach der Geburt starb. Maria und Elisabeth, die Halbschwestern Eduards, ließ Heinrich
für illegitim erklären, obwohl er persönlich die hübsche und gelehrige Elisabeth sehr schätzte. Seine sechste Frau, Katharina
Parr, stieß daher nicht auf Widerstand, als sie das zehnjährige Kind an den Hof holte und dem Mädchen eine sorgfältige Ausbildung
angedeihen ließ, obschon kaum damit zu rechnen war, dass Elisabeth je Königin werden würde. Doch die Zeiten waren rau, die
Medizin wenig entwickelt und Krankheiten grassierten vielerorts. Sie verschonten auch Heinrich VIII. nicht, der durch seinen
ausschweifenden Lebenswandel seinen gesundheitlichen Ruin herbeigeführt hatte.
Er starb 1548 im Alter von 56 Jahren. Auf den Thron folgte natürlich Eduard, doch der überlebte den Vater nur um fünf Jahre,
sodass die Reihe an Maria, die Kusine Kaiser Karls V., kam. Das war vor allem deswegen bedeutsam, weil sie auch nach der Scheidung
der Mutter Katharina vom König treu zu ihr und deren katholischem Glauben gehalten hatte. Der Kaiser bestärkte sie darin aus
eigenen religionspolitischen Interessen und unterstützte das, indem er Maria zur Ehe mit seinem Sohn Philipp, dem künftigen
König von Spanien, ermunterte. Nur mit Mühe konnte das englische Parlament verhindern, dass der Kaisersohn in London mitregieren
durfte. Nicht zu verhindern war aber diese eheliche Verbindung und dass die Königin ihrem Reich mit allen Mitteln den Katholizismus
aufzwang. Dabei kamen mindestens 300 Menschen zu Tode, was ihr die Beinamen Maria die Katholische und die blutige Maria (
Bloody Mary
) eintrug.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele erleichtert waren, als Maria bereits 1558 starb: Die Untertanen waren es, weil der
enorme religiöse Druck wich und sie die Halbspanierin loswurden, und ihr Gemahl Philipp, weil sich herausgestellt hatte, dass
die bei der Eheschließung 1554 bereits 38-jährige Braut
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