Frauen, die Geschichte machten
sich auf eigene Faust
einen Ehemann zu suchen. Elisabeth war mit der Wahl meist nicht einverstanden. Am härtesten traf sie die Flucht von Louise
Hollandine im Dezember 1657. Als Dienerin verkleidet verließ sie frühmorgens das Haus und kam bei katholischen Freunden unter.
Sie konvertierte, trat in ein französisches Kloster ein und wurde 1664 Äbtissin von Maubisson. Sie ist die einzige Tochter,
die im Testament der Mutter nicht erwähnt wird. »One day I hope it will change«, so lautete der Trostspruch, mit dem Elisabeth
die Entwicklung in England verfolgte. Den Tod des Lord-Protektors Cromwell 1658 nahm sie als gutes Zeichen, und mit Freude
begrüßte sie das Ende der Militärdiktatur und die Restauration des Stuart-Königtums kurz darauf. Als ihr Neffe Karl II., ältester
Sohn des hingerichteten Königs Karl I., im Mai 1660 in London triumphalen Einzug hielt, glaubte sie, dass nun auch für sie
die Zeit der Rückkehr gekommen sei, wenn nicht in die Pfalz, dann wenigstens in das Land ihrer Vorfahren.
Doch Karl II. ließ sich Zeit mit einer Einladung. Unterhaltszahlungen flossen wieder, aber ob der junge König seine Tante
bei sich haben wollte, blieb ungewiss. Elisabeth machte sich schließlich auf eigene Faust im Mai 1661 auf den Weg. 48 Jahre,
nachdem sie England zusammen mit ihrem Bräutigam verlassen hatte, ging sie in London wieder an Land. Verhalten wurde sie empfangen.
Immerhin wurden ihr soviel Mittel zu Verfügung gestellt, dass sie sich einen Palast, Leicester House, mieten konnte. Viel
Zeit war ihr nicht mehr vergönnt. Am 13. Februar 1662 starb die
Queen of the hearts
in Westminster. Der König hatte am Tag zuvor von ihr Abschied genommen. Dabei bat sie ihn, ihre Schulden zu bezahlen. Die
Begründung, die sie ihm dafür gab, zeigt, dass sie den scharfen Witz, der sie schon früh ausgezeichnet hatte, noch immer besaß:
Er möchte doch bedenken, wie viel es ihn gekostet hätte, wenn sie noch vier oder fünf Jahre gelebt hätte. Da sie nun aber
so früh ginge, spare er doch ungemein, und für die Gläubiger sei bestimmt genug Geld übrig …
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Maria Theresia
Die erste Mutter ihrer Länder
|148| »Sie hat ein rundes, volles Gesicht und eine freie Stirn. Die gut gezeichneten Augenbrauen sind, wie auch die Haare, blond,
ohne ins Rötliche zu schimmern. Die Augen sind groß, lebhaft und zugleich voll Sanftmut, wozu ihre Farbe, die von einem hellen
Blau ist, beiträgt. Die Nase ist klein, weder gebogen noch aufgestülpt, der Mund ein wenig groß, aber ziemlich schön, die
Zähne weiß, das Lächeln angenehm, Hals und Kehle gut geformt, Arme und Hände wundervoll. Ihr Gesichtsausdruck ist offen und
heiter, ihre Anrede freundlich und anmutig. Man kann nicht leugnen, dass sie eine schöne Person ist.«
So berichtete der preußische Gesandte über Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, Königin von Böhmen und Ungarn, als Ehefrau
von Franz I. Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, nach Berlin. Der dortige Adressat, König Friedrich
II., dürfte darüber freilich wenig erbaut gewesen sein, denn zum einen war er an den weiblichen Vorzügen nicht interessiert,
zum anderen schilderte sein Mann in Wien die Kontrahentin für seinen Geschmack sicher viel zu positiv. Nur insgeheim gab der
damals, in den Jahren um 1750, noch nicht ganz so große Friedrich zu, dass die Dame, die es mit ihm aufgenommen hatte, mehr
Format bewies als mancher Mann.
Ihr Pech war es, dass sie ausgerechnet auf ihn traf, den herausragenden Mann des 18. Jahrhunderts, der eben nicht wie sie
16 Kinder zur Welt bringen musste, sondern sich mit Haut und Haar der Politik und dem Krieg verschreiben konnte. Und dennoch
hatte er alle Mühe, mit der »schönen Person« fertig zu werden. Dabei war sie ursprünglich gar nicht auf Aufgaben die Staatsregierung
betreffend vorbereitet worden. Zwar hatte ihr Vater, Kaiser Karl VI., schon 1713, vier Jahre vor ihrer Geburt am 13. Mai 1717,
für seine habsburgischen Erbländer die so genannte Pragmatische Sanktion erlassen, die es auch weiblichen Nachkommen ermöglichte,
den Thron zu besteigen, doch da er noch lange auf einen männlichen Thronfolger hoffte, verlebte die Tochter eine relativ unbeschwerte
Jugend.
Gewiss, sie hatte Latein, die gängigen lebenden europäischen Sprachen und ein wenig Mathematik zu lernen und musste sich darauf
verstehen, bei Hofe eine gute Figur zu machen. Auch aufs katholische
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