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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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und großen deutschen Einzelherrscher gegenüber dem Absolutheitsanspruch der habsburgischen
     Kaiser gemeint waren.
    Der entthronte »Winterkönig« war dabei aber eher nur die Repräsentationsfigur, die treibende Kraft hieß Elisabeth. Ihre Korrespondenz
     füllt Bände. Sie hatte dazugelernt, gab sich keine Blößen mehr und ging auf die Mentalität ihrer Gastgeber ein. Sie ließ ihr
     sechstes Kind auf den Namen Louise Hollandine taufen und bat die Provinz Holland zum Taufpaten. Im Umgang mit Politikern und
     den Militärs wusste sie ihren Charme und Liebreiz gezielt einzusetzen, sodass die Herren gern darüber hinwegsahen, wenn die
     Geschenke und Bestechungsgelder, die es in der pfälzischen »Residenz« abzuholen gab, nicht allzu üppig ausfielen.
    Am erfolgreichsten war Elisabeth beim Söldnerführer Christian von Braunschweig, genannt »der tolle Halberstädter«. Der Heißsporn
     versprach ihr, die Pfalz zurückzuerobern. Auf seinem Helm trug er einen Handschuh, den sie ihm überlassen hatte, und auf seiner
     Fahne ließ er sich
Pour Dieu et pour Elle
(Für Gott und für SIE) einsticken. Ruhmreiche Siege vermochte er für seine Angebetete freilich nicht zu erringen, im Gegenteil,
     nach dem Untergang seines Heeres bei Stadtlohn 1623 vermehrte er noch die Schar der hungrigen Mäuler an Friedrichs karger
     Tafel, weil er unterwegs seinen Hausstand eingebüßt hatte.
    1629 traf ein schwerer Schicksalsschlag die Familie im niederländischen Exil: Bei einem Schiffsunglück vor Amsterdam kam Elisabeths
     ältester Sohn Friedrich Heinrich ums Leben. Der Vater hatte ihn noch im Wasser treibend um Hilfe rufen hören, aber nichts
     mehr für ihn tun können. Friedrich war von diesem Erlebnis geschockt und handlungsunfähig. Inzwischen waren die Mittel für
     den Unterhalt des Hofstaates immer knapper geworden und die Schulden angewachsen, schlecht gewirtschaftet wurde obendrein.
     Dazu gehörte etwa der Bau eines Jagdschlosses bei Rhenen, das die auf Ausritte und Jagd versessenen Eheleute nicht entbehren
     mochten. Nun stellte sich jedoch heraus, dass nicht einmal mehr Geld für den Kauf von schwarzem Tuch vorhanden war, mit dem
     zur Trauerfeier des Thronfolgers der Palast in Den Haag hatte verhangen werden sollen.
    Friedrichs Lethargie endete erst, als der schwedische König Gustav Adolf den deutschen Kriegsschauplatz betrat. Mit dem Triumph
     in der Schlacht von Breitenfeld 1631 und dem Zurückweichen der kaiserlichen Truppen aus der Pfalz schien sich die protestantische
     und somit auch die Sache Friedrichs und Elisabeths zum Guten zu wenden. Der Tod des Schwedenkönigs in der Schlacht von |143| Lützen 1632 aber machte diese Aussichten wieder zunichte. Friedrich, der sich Gustav Adolf zeitweilig angeschlossen hatte,
     traf Mitte November 1632 müde und gebrochen in Bacharach am Rhein ein. Dort grassierte die Pest. Auch der »Winterkönig« wurde
     von ihr befallen und starb in Mainz am 29. November.
    Auf die Nachricht vom Tod ihres Mannes versank Elisabeth in tagelange Apathie. Dann aber geschah etwas Außerordentliches:
     Ihr Bruder Karl, nach dem Tod des Vaters Jakob 1625 zur Herrschaft gelangt, bot ihr die Rückkehr nach England an. Gemächer
     im königlichen Palast Whitehall wurden für sie hergerichtet, ein Haus auf dem Land für die Kinder reserviert und eine kleine
     Flotte bereitgestellt, um die Pfalzgräfin heimzuholen. Doch Elisabeth lehnte ab. Der Brief, den sie zu diesem Zweck nach London
     schrieb, dokumentiert den grundlegenden Wandel ihrer Persönlichkeit. Nach Worten der Klage – »die unglücklichste Kreatur der
     Welt … verloren den besten Freund, den ich je hatte, bei dem alle meine Freude war, der meine Zuneigung so gänzlich besaß,
     dass ich längst dort wäre, wo er ist, wären nicht die Kinder, die ich nicht hilflos zurücklassen kann« – erklärt sie sich
     als pflichtbewusste Landesmutter, die sich ihren Aufgaben stellen muss: »In Deutschland ist es üblich, nach einem bedeutenden
     Unglück das Haus vorerst nicht zu verlassen. Und da ich in Deutschland verheiratet bin, muss ich die Bräuche des Landes achten
     … Die Sorge um meine amen Kinder ist wichtiger als die um mein eigenes Wohlergehen. Der letzte Wunsch meines Gatten vor seiner
     Abreise war, dass ich alles für die Kinder tue, und ich will dem entsprechen, da sie ihm gehören, mehr noch als mir.«
    Wie eine Löwin für ihre Jungen kämpfte Elisabeth bis zum Westfälischen Frieden für die Rechte ihrer Kinder auf das

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