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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Trianon, vor allem Letzteres wurde ihr in späteren Jahren zur Heimat. Vehement pochte sie auf das Recht
     einer Privatsphäre fernab der Hofetikette. Aber das brachte ihr das Volk noch keineswegs näher.
    Im Mai 1774 starb Ludwig XV. Sein Enkel und dessen Frau waren nun nicht länger Dauphin und Dauphine, sondern König und Königin.
     Auf Ludwig XVI. warteten Aufgaben, die auch größere Staatsmänner größeren Formats überfordert hätten. Frankreich stand vor
     dem Staatsbankrott. Die Kriege des Sonnenkönigs hatten die Finanzen ruiniert, und unter Ludwig XV. hatte sich nichts gebessert,
     im Gegenteil, die Schulden waren immer nur größer geworden. Auf dem Land dauerten mittelalterliche Verhältnisse mit Frondienst
     und Naturalzins zähe fort, Zölle aller Art behinderten die wirtschaftliche Entwicklung. Grundlegende Reformen waren dringend
     nötig. Vor allem im Steuerwesen, das sich darauf beschränkte, Bauern und Bürger auszunehmen, während adliger und geistlicher
     Besitz ungeschoren blieben. Regelmäßig entwarfen kluge Ökonomen Programme, die an derselben Stelle, nämlich den Privilegien
     von Adel und Geistlichkeit ansetzten. Aber ebenso regelmäßig wussten die beiden Stände ihre überkommenen Vorrechte zu wahren.
    Dürreperioden mit Ernteausfällen verschärften die Lage, es kam zu Hungersnöten. Anlässlich einer solchen soll Marie Antoinette
     auf die Nachricht »Die Menschen haben kein Brot« gefragt haben: »Warum essen sie keinen Kuchen?« Das ist vermutlich erfunden.
     So dämlich war die Habsburgerin nun wohl doch nicht. Aber wie viel sie selbst beitrug zur Misere des Staates, das wird sie
     kaum erfasst haben. Die Hofhaltung verschlang Unsummen, die Königin schanzte ihren Freundinnen und deren Familien gewaltige
     Pensionen zu. Sie verlor bedeutende Beträge beim Glücksspiel, ihre Kleider und Ausstattungsstücke kosteten ein Vermögen.
Payez
, bezahlen, schrieb sie herrisch auf die Rechnungen, die man ihr vorlegte, aber in welcher Weise die Staatskassen dadurch
     litten, darüber machte sie sich wenig Gedanken. Den Menschen aber schien die »Österreicherin« an allem schuld zu sein. Pamphlete
     zirkulierten, in denen die Königin in bösartigster Weise angegriffen wurde. Sie hatte inzwischen Kinder bekommen, der König
     war von seinem Schwager Franz II. bei einem Besuch in Frankreich über sein Leiden aufgeklärt worden. Doch die Schandmäuler
     verstummten nicht, selbstverständlich nahmen sie an und verbreiteten es schriftlich, die Kinder seien nicht vom König. Höflinge
     gab es genug, denen man die Vaterschaft unterstellen konnte. Da sie einige innige Frauenfreundschaften pflegte, wurden ihr
     auch lesbische Neigungen unterstellt. Wurde wieder ein Minister entlassen, der ein hoffnungsvolles Konzept zur Reform des
     Staates vorgelegt |179| hatte, musste Marie Antoinette dahinter stecken. Mit »Madame Defizit« hatte man eine treffende Bezeichnung für die Königin
     gefunden, die für den maroden Staatshaushalt u. a. verantwortlich war.
    So blieb dann auch die berüchtigte Halsbandaffäre an ihr hängen, obwohl Marie Antoinette so gut wie nichts damit zu tun hatte.
     Es ging um ein Collier, das ein Juwelier ohne Auftrag angefertigt hatte, im Glauben, dass sich irgendwann ein Käufer dafür
     finden werde. Dieser Irgendwer sollte nach den Vorstellungen des Mannes die Königin sein, die doch bekannt dafür war, dass
     sie für Schmuck keine Ausgaben scheute. Die geforderten anderthalb Millionen Livres, eine astronomische Summe, wollte allerdings
     auch Marie Antoinette nicht anlegen. Mit der Hilfe eines Gaunerpärchens sollte das Geschmeide doch noch verkauft werden. Kardinal
     Rohan, der bei Hof in Ungnade gefallen war, gaukelten die beiden vor, mittels des Halsschmucks könnte er Marie Antoinettes
     Gunst wiedergewinnen. Die Schwindler engagierten eine Schauspielerin, die in die Rolle der Königin schlüpfte und sich von
     dem gutgläubigen Kardinal bei einem nächtlichen Stelldichein die Preziose übergeben ließ. Die Juwelen wanderten nach England,
     wo sie einzeln verkauft wurden. Von dem Erlös lebte das Pärchen eine Weile in Freuden – bis zu dem Tag, als der Juwelier den
     Schwindel auffliegen ließ. Er hatte sein Geld nicht bekommen, denn der Kardinal, dem der Hof weiter verschlossen blieb, hatte
     nicht bezahlen können, und der Schmuck war weg. Marie Antoinette, an die sich der Juwelier nun wieder wandte, strengte einen
     Prozess an. Dabei wurden die Vorgänge zwar

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