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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Prostitution, Pornofotos, Perversionen. Wahrscheinlich hat sie ihm vertraut, und wer weiß schon, was der Typ ihr versprochen hat. Als das Schwein aber die Versprechungen nicht einlösen wollte, hat die Kleine in Michelsens Ehefrau die Ursache für seinen Wortbruch gesehen. So muss Susanne in den Fokus dieses Früchtchens geraten sein. Und dann hat die Kleine Susanne erschossen. Nein, das kann nicht sein. Er selbst hat ja Michelsen und das Mädchen an dem Tag in Hamburg gesehen. Aber ist nicht auch er fast pünktlich zur Tatzeit wieder zurück auf Sylt gewesen? Und hätte Michelsen mit seinem fetten BMW nicht noch erheblich schneller sein können als die Bahn? Und warum, fragt sich Fred jetzt plötzlich, bin ich nicht vorher auf diesen naheliegenden Gedanken gekommen? Oder war da irgendwas unlogisch? Ach was, mir hat bisher nur die Inspiration durch den Alkohol gefehlt.
    Und es gibt noch weitere Fragen zu beantworten. Wie zum Teufel ist eigentlich die Mutter der Kleinen ins Spiel gekommen? Was könnte das junge Mädchen seiner Mutter erzählt haben? Wie weit geht das Vertrauen zwischen ihnen? Eines ist jedenfalls klar: Die Beschützerinstinkte einer Mutter für ihre Tochter sollte man nicht unterschätzen. Und Eva Simons’ Verhalten am Beerdigungstag war höchst auffällig. Als Angestellte in Susanne Michelsens Hotel wäre es ihr doch jederzeit möglich gewesen freizunehmen, um ganz offiziell an der Beerdigung teilnehmen zu können. Warum also das Versteckspiel? War Eva Simons möglicherweise als Abgesandte ihrer Tochter dort, um Jonas Michelsen zu beobachten?
    Oder ahnt die Mutter nur, dass ihre Tochter in Schwierigkeiten ist und spioniert auf eigene Faust? Vielleicht hat sie vor, Michelsen zu erpressen. Nervös kippt Fred den restlichen Espresso und spült mit Cognac nach. Er sitzt genau hinter der spiegelnden Scheibe des Straßencafés und hat das spärliche Treiben draußen zwischen den reetgedeckten Einzelhäusern und dem breiteren Hotelbau die ganze Zeit im Blick.
    Als plötzlich ein dunkelblauer Mittelklassewagen mit überhöhter Geschwindigkeit auf den Parkplatz einbiegt und mit quietschenden Reifen zum Stehen kommt, runzelt Fred irritiert die Stirn. Der schmächtige Typ, der dem Wagen entsteigt, kommt ihm bekannt vor, auch wenn er einige Sekunden braucht, um den Kriminalkommissar zu erkennen, dem er nach Susannes Tod häufiger begegnet ist. Sein Name will Fred nicht mehr einfallen, aber dass er mit seinem muskulösen Kollegen beim Böser-Bulle-Guter-Bulle-Spiel gern die Rolle des Bösen übernommen hat, daran erinnert sich Fred sehr wohl.
    Wieder hebt er die Hand, um einen vierten Cognac zu bestellen.
    Wie um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, rauscht jetzt ein Streifenwagen vor die Hoteleinfahrt, stoppt kurz, spuckt den zweiten Kommissar aus und fährt mit quietschenden Reifen wieder an. Der Muskelmann zückt sein Handy und wenig später biegt der Schmächtige um die Ecke. Ohne sich lange zu besprechen, laufen beide ins Hotelgebäude.
    Hey, denkt Fred, Moment mal ihr beiden, ihr werdet mir doch nicht den Vogel vor der Nase wegfangen? Er reißt der Bedienung den Cognac aus der Hand und kippt ihn in einem Schwung hinunter. Gleichzeitig ärgert er sich über die Trägheit, die jetzt Körper und Geist lähmt.
    Doch im Ausgleich dazu überschlagen sich draußen die Ereignisse. Vor dem Hotel erscheinen der schmächtige und der bullige Kommissar. In ihrer Mitte führen sie aber nicht Eva Simons ab, sondern einen smarten Burschen, der von Kopf bis Fuß in Markenklamotten gehüllt ist. Die Logos kann Fred sogar von weitem erkennen. Als die drei gerade am Parkplatz angekommen sind, öffnet sich die Schranke der Tiefgaragenzufahrt und der helle Toyota Eva Simons’ kommt die Auffahrt herauf. Die Kommissare würdigen den Wagen keines Blickes. Zügig, aber ohne erkennbare Hast verlässt der Toyota den Parkplatz.
    Schnell springt Fred auf, wirft im Schwanken seinen Stuhl um, lallt ein knappes »Sorry, kann ja mal vorkommen«, lässt einen mittelgroßen Geldschein auf den Tisch segeln und trabt unsicheren Schrittes zu dem wartenden Taxi. Dessen Fahrer wirft den Motor an, sobald er ihn kommen sieht, und setzt sich umstandslos auf die Spur des anderen Wagens. Auf seinen launigen Kommentar »ist ja besser als im Kino hier«, erwidert Fred nichts. Er hat auch so schon Mühe, die Kontrolle über Bewegungen und Gedanken zu behalten.
    Der helle Wagen biegt nach Norden ab, allerdings nur, um bald darauf in eine

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