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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Sekunden zu einem wirren Schriftzug.
    E S.
    Und weiter?
    E S i.
    E S I?
    Etwas klingelt in Freds Hirn. Er kennt das Wort.
    ESSI .
    Oder besser: Essi. Das ist ein Name, den er schon einmal gehört hat. Spöttisch ausgesprochen, eigentlich fast schon abfällig. Aber wer hat das gesagt? Und wann war das?
    Eigentlich will Fred gar nicht mehr auf den Klingelknopf drücken, er will in Ruhe nachdenken und herausfinden, woher er diesen Namen kennt. Aber seine Hand hat sich verselbständigt, und jetzt schellt es laut und aggressiv im Inneren der Wohnung. Fred weiß, er hat nur noch wenige Sekunden, um sich zu erinnern. Und während sich von drinnen schon Schritte nähern, hört er plötzlich Sannes Stimme.
    Es ist die Stimme der ganz jungen Susanne Boysen, eine Stimme, die sie sich in der Endphase ihrer Beziehung zugelegt hatte. Eine Stimme, mit der Sanne sich fortwährend hektisch und schuldbewusst verteidigte, obwohl sie sehr genau wusste, dass sie eher Grund hatte, sich zu schämen.
    Essi
, höhnt diese Stimme jetzt in Fred Hübners Kopf,
das ist doch nur so eine miese kleine Versagerin, eine Schleimschnecke, wenn du mich fragst. Die hat sich den Jonas noch auf der Schule geangelt und seit Jahren schon krallt sie sich an ihm fest. Es ist ihr egal, dass er längst in mich verliebt ist, dass ich sogar bereit bin, die Beziehung zu dir aufzugeben, um ihn zu heiraten. Jonas und ich, wir passen einfach perfekt zueinander. Zwischen uns passt kein Blatt – und diese zähe Klette wird das auch noch einsehen müssen. Schwanger will sie plötzlich sein, das hat sie mir ganz im Vertrauen erzählt, um mich von Jonas abzubringen. Unter Frauen sozusagen. Na, wer’s glaubt, wird selig, das ist doch der hinterletzte und billigste Trick überhaupt …
    Plötzlich wird Fred Hübner alles klar.
    Doch in diesem Moment öffnet sich die Tür, und er blickt in die Mündung einer Waffe, die er nur zu genau kennt. Massig und elegant zugleich. Golden gehämmert und großzügig mit blauen Verzierungen versehen.
    »Kommen Sie nur herein«, spottet die Frau hinter der Waffe. »Auf Sie warte ich schon seit Tagen.«

Donnerstag, 25 . August, 11.15  Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    Als Silja das Büro im Westerländer Kommissariat leer vorfindet, stutzt sie. Dass Bastian noch am Tatort in den Kampener Dünen ist, hat sie fast vermutet. Obwohl er nicht zu entdecken war, als sie aufbrach, und auch nicht ans Handy gegangen ist, als sie sich telefonisch abmelden wollte. Aber wo zum Teufel steckt Sven? Sollte er nicht hier sein und Antonia Dornfeldt vernehmen?
    Ein Anruf bei den Kollegen von der Wache unten ergibt, dass Sven vor einer knappen Stunde im Laufschritt das Kommissariat verlassen hat. Niemand weiß, wohin er wollte.
    Silja spürt, wie eine eisige Wut in ihr aufsteigt. Was hier gerade geschieht, ist sonnenklar. Die beiden Machos haben sich verbündet, um sie kaltzustellen. Sven Winterberg, mit dem sie seit Jahren gut und vertrauensvoll zusammenarbeitet, der sie von Anfang an respektiert und unterstützt hat, ist übergelaufen. Ausgerechnet zu Bastian, dem Obermacho, dem Typen, den sie zwei Jahre lang geglaubt hat zu lieben. Scheißkerle, denkt Silja, kein Mann kann eben auf Dauer den Verführungen einer echten Kumpelei widerstehen. Mit einer ausholenden Handbewegung fegt sie einen Aktenstapel von Svens Schreibtisch.
Verrat
, schreit es in ihr.
Feiger, fieser, testosterongesteuerter Verrat!
Am liebsten würde sie das ganze Büro verwüsten, Kaffee über die Tastaturen gießen, die Aktenschränke mit Fußtritten malträtieren. Die Wut ist so groß, dass selbst Silja klar wird, dass das Vorgefallene nur der Auslöser ist. Die Wut an sich sitzt tiefer, ist älter. Es ist die Wut auf alle Männer, auf ein Geschlecht von Vergewaltigern und Machtmissbrauchern. Es ist eine Wut, die Silja Blanck seit ihrer Kindheit spürt, die sie beständig im Zaum zu halten versucht, die sie im Zaum halten muss, um ihren Beruf ausüben zu können, einen Beruf, den sie fatalerweise gerade wegen dieser großen Wut gewählt hat …
    Erschöpft von der inneren Anspannung lässt sich Silja auf ihren Schreibtischstuhl fallen. Die blöden Typen, die sie bisher für sympathische Kollegen gehalten hat, werden wieder auftauchen, beruhigt sie sich. Was immer sie gerade tun, es wird etwas sein, das mit dem Fall zu tun hat, mit dem ersten oder mit diesem frischen zweiten Mord. Und sie selbst, Silja Blanck, wird gut beraten sein, wenn sie sich ebenfalls den anstehenden

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