Frauen lügen
wolle er mit dem Wasser auch gleich die Haut entfernen.
»Was konntest du nicht glauben? Dass
ich
es bin? Oder dass ich
auf Sylt
bin?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich beides. Es ist so lange her.«
Hübner klingt unwirsch, findet Susanne, fast abweisend. Und sie verspürt plötzlich große Lust, seine Abwehr zu knacken und ihn neugierig auf sich zu machen.
»Ich bin wegen des Brandes gekommen. Die
Friesenperle
hat doch meinen Eltern gehört, erinnerst du dich nicht?«
»Und jetzt gehört das Hotel dir? Oder deinem Mann?«
»Mir. Warum fragst du?«
»So führt man gemeinhin Unterhaltungen. Einer erzählt etwas und der andere fragt nach.«
Mit heftigen Bewegungen reißt Hübner ein Kleidungsstück nach dem nächsten aus dem Sand und stülpt es über seinen Körper.
»Hör mal, Fred. Ich will dich nicht belästigen, aber ich finde, dass wir beide doch gut und gern einen Tee oder wenn du magst auch einen Grog miteinander trinken könnten. Dir würden ein bisschen innere und äußere Wärme jetzt sicher nicht schaden, und ich muss dringend meine Füße ins Warme bringen.«
»Die Frage ist nur, ob mir deine Gesellschaft guttun wird«, antwortet Fred und blickt ihr unschlüssig ins Gesicht. Susanne hebt die Augenbrauen und hält seinem Blick stand, bis Fred einlenkt, nach Susannes Arm greift, sie unterhakt und umdreht. »Okay, du hast gewonnen. Lass uns hoch zur
Sturmhaube
gehen. Es gibt dort ein ordentliches Frühstück, und wenn die Leute über uns reden, habe zumindest ich damit kein Problem. Du vielleicht?«
Die Aggression ist noch immer in seinem Tonfall, auch wenn sie sich jetzt langsam mit Amüsement mischt.
»Soweit ich weiß, ist die
Sturmhaube
immer noch ein Restaurant und kein Stundenhotel. Also wo soll das Problem sein?«
Fred Hübner grinst. Der Bann ist gebrochen.
Dienstag, 16 . August, 16.40 Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
In dem Backsteinbau der Westerländer Polizei ist es stickig und heiß, trotz des kühlen regnerischen Klimas, das seit zwei Tagen auf der Insel herrscht. Oberkommissar Sven Winterberg fährt sich mit beiden Händen durch die vollen dunklen Haare, dann sieht er auf seine Uhr. In fünf Minuten erwartet er die Kollegin zu einer Teambesprechung. Vor allem ist er gespannt auf die Neuigkeiten, die Silja nach ihren Gesprächen mit dem Ehepaar Michelsen zu bieten haben wird. Energisch öffnet Sven beide Fenster seines Büros, um frische Luft hereinzulassen. Ein Blick über die befahrene Straße vor dem Polizeigebäude zeigt Autos mit Kennzeichen aus der ganzen Republik, was kein Wunder ist, denn bei diesem Wetter fluten die Touristen die Westerländer Innenstadt, um sich die Zeit mit Shopping zu vertreiben. Niemand scheint sich übertriebene Sorgen um seine Sicherheit zu machen, denn noch ist es Winterberg und seiner Kollegin gelungen, ihren Verdacht auf Brandstiftung vor der Presse zu verheimlichen. Doch damit wird vermutlich am Abend Schluss sein. Erste Gerüchte sind durchgesickert, und eine zweite Pressekonferenz am Ende dieses Tages ist schon angesetzt.
Hinter Winterbergs Rücken wird die Tür geöffnet.
»Hallo, Sven, sorgst du für den täglichen Abgaskick in deinen Lungen?«, erkundigt sich Silja mit amüsierter Stimme. Mit ihrer schmalen cremefarbenen Hose und der akkurat gebügelten weißen Bluse sieht sie aus wie aus dem Ei gepellt.
»Abgaskick«, schnaubt Sven. »So kann man es natürlich auch sehen. Eigentlich ging es mir eher um frische Luft für die geschätzte Kollegin – und um einen Sauerstoffkick für mich, der mir vielleicht den einen oder anderen Geistesblitz bescheren wird.«
»Und? Hat es geblitzt? Mit deiner Wortwahl bist du immerhin schon ganz im Thema.«
»Ich weiß nicht so recht. Die Blitzschlag-These wird von Minute zu Minute unwahrscheinlicher. Vorhin sind die Ergebnisse der Brandherduntersuchungen gekommen.«
»Und?«
»Was soll ich sagen. Im Hotel
Friesenperle
hat man die verkohlten Reste eines BIG -Feuerzeuges neben dem Wäscheschrank gefunden, und am Reetdach der Bushaltestelle muss definitiv jemand mit Benzin gezündelt haben.«
»Also Brandstiftung.«
»Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, ja.«
»So ein Mist. Dann war das vermutlich erst der Anfang. Hoffentlich gibt es nicht solche Panik wie im vorletzten Jahr, als wir die verschwundenen Mädchen hatten.«
»Wie kommst du darauf, dass es noch mehr Brände geben wird?«
Silja Blanck nimmt sich einen Kaffee aus der Maschine und denkt kurz nach, bevor sie antwortet.
»Ist doch
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