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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Leiche rumzuspielen? Habt ihr sie noch alle?«
    »Hey, die Alte ist aber mega-mies drauf«, kommt es plötzlich von Bo. Sekunden später verliert er die Balance, schwankt kurz, stolpert ein paar Schritte zur Seite und fällt dann zu Boden.
    »Gut, dass der umgekippt ist, ich hätte ihm sonst wahrscheinlich eine gelangt«, zischt Silja, während sie aus dem Augenwinkel sieht, wie der Rechtsmediziner vom Parkplatz herüberkommt. »Entschuldige mich mal«, fährt sie Bastian in aggressivem Tonfall an, »aber die beiden hier sind eindeutig deine Zeugen. Das halte ich keine Sekunde länger aus.« Mit eiligen Schritten läuft sie zurück zu dem Toten, über den sich gerade der Mediziner beugt.
    »Ihr könnt doch die Lady nicht so verschrecken«, schimpft Bastian, während er Bo wieder auf die Beine hilft. »Am besten wird es sein, wenn wir uns alle drei da drüben in die Sandkuhle setzen und ihr erzählt mal von Anfang an, wie ihr den Toten gefunden habt …«

Donnerstag, 25 . August, 10.19  Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    Sven Winterberg öffnet die Tür zu seinem Büro und lässt Antonia Dornfeldt den Vortritt. Luise Brönne, die junge Kollegin, die bei der Vernehmung dabei sein soll, hält sich im Hintergrund. Obwohl die kräftige und leicht übergewichtige junge Frau sonst eher burschikos auftritt, wirkt sie jetzt eingeschüchtert. Vielleicht ist die fast physisch spürbare Attraktivität der Geliebten von Jonas Michelsen der Grund, überlegt Sven und ordnet in übertrieben strengem Tonfall an: »Setzen Sie sich bitte dort hinten vor den Schreibtisch, Frau Dornfeldt, es geht gleich los.«
    »Was geht gleich los?«, erkundigt sich die Blondine mit provokanter Stimme, während sie es fertigbringt, auch auf dem schmalen Besucherstuhl so lasziv zu posieren, als handle es sich um ein plüschrotes Sofa. Während der kurzen Fahrt ins Präsidium hat sie kein Wort gesagt, aber Sven konnte im Rückspiegel beobachten, wie sich ihre Miene von Minute zu Minute klärte und ihre Gestalt sich straffte. Jetzt ist nichts mehr von der Aufregung zu spüren, die Antonia Dornfeldt in den wenigen Minuten zwischen ihrer Ankunft in der Michelsen-Villa und dem verhängnisvollen Anruf gezeigt hat.
    Sven seufzt leise und verdreht kurz die Augen, so dass nur Luise Brönne es sehen kann. Die Jungkommissarin zuckt die Schultern und setzt sich schweigend an Siljas Schreibtisch. Sie weiß, dass es ihre Rolle sein wird, zuzuhören und zu lernen. Und natürlich als potentielle Zeugin dafür zur Verfügung zu stehen, dass bei dieser Vernehmung alles mit rechten Dingen zugegangen ist und keine Übergriffe stattgefunden haben.
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, höhnt jetzt Antonia Dornfeldt hinter Svens Rücken. »Die Frage, ob der Mann, mit dem ich meine Zukunft verbringen wollte, tot in den Dünen liegt oder nicht, muss ja nicht unbedingt heute noch beantwortet werden.«
    »Woher wissen Sie, wo der Tote liegt?«, erkundigt sich Sven, ohne sich umzudrehen.
    »Hat Ihr Kollege das nicht gesagt?«
    »Hat er? Sind Sie sicher?«
    »Eigentlich nicht. Ist das denn wichtig?«
    Das Klicken eines Feuerzeugs klingt wie eine Bestätigung der allzu beiläufig gestellten Frage und reißt Sven Winterberg aus seinen Vorbereitungen.
    »Hier ist das Rauchen verboten – wie übrigens in allen öffentlichen Räumen seit einigen Jahren schon, wenn ich nicht ganz irre.«
    »Und was wollen Sie jetzt machen? Mich einsperren?« Seelenruhig zieht Antonia Dornfeldt an ihrer Zigarette und schnippt die Asche auf den Boden.
    Sven atmet einmal tief durch und nimmt sich vor, sich nicht provozieren zu lassen. Er füllt einen Becher mit etwas Wasser, geht betont langsam quer durch den Raum zu seinem Schreibtisch, nimmt dahinter Platz, schiebt den Becher über die Platte zu der Dornfeldt und lehnt sich zurück.
    »Falls mein Kollege nicht erwähnt haben sollte, dass der Tote in den Dünen liegt, dann stellt sich die Frage, woher Sie diese Information haben. Und da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Sie haben den Mann gefunden. Oder zweitens: Sie haben ihn umgebracht.«
    Antonia Dornfeldt hebt spöttisch die Brauen und lässt sich mit ihrer Antwort viel Zeit.
    »Gefunden habe ich ihn nicht«, erklärt sie schließlich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.
    »Das wusste ich auch vorher.«
    »Ist das Ihre Vernehmungsmethode, ja? Sie fragen die Verdächtigen einfach nach den Dingen, die Sie ohnehin schon wissen. Dann können Sie wenigstens beurteilen, ob man Ihnen die Wahrheit

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