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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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endgültig. Als er die Hand nach dem Telefonapparat ausstreckt, kann er ein Zittern nicht ganz verbergen. Zum Glück geht der Kollege in der unteren Etage gleich an den Apparat.
    »Schickst du mir zwei Beamtinnen hoch? Ich habe hier eine Verdächtige, die ich wegen dringender Fluchtgefahr vorübergehend festnehmen werde.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst …«
    Jetzt wird Antonia Dornfeldt doch blass.
    »Es ist mein voller Ernst. Für die nächsten 24  Stunden bleiben Sie hier. Wir haben gleich unten im Parterre eine schöne Zelle für Sie. Und am Nachmittag reden wir nochmal miteinander.«
    »Ich will meinen Anwalt anrufen.«
    »Sie haben Ihren Anwalt schon angerufen, Frau Dornfeldt. Vor etwa fünf Minuten und unter Zeugen. Das war’s für heute. Ach ja, noch was: Ich muss Sie leider bitten, alle persönlichen Dinge abzugeben. Auch Ihr Handy.«
    Sven Winterberg hält die Hand so lange ausgestreckt, bis die Dornfeldt das Gerät aus ihrer Tasche gefischt hat. Er überlegt kurz, ob er sie nach dem Passwort fragen soll, aber er entscheidet sich dagegen. Vielleicht hat er Glück, und das Handy ist nicht geschützt.
    Als die beiden Beamtinnen die Blondine aus dem Raum führen, werden sie von Luise Brönne begleitet. Der Griff, mit dem die Brönne den Ellenbogen Antonia Dornfeldts umfasst hält, ist alles andere als sanft. Auch die beiden uniformierten Damen wirken recht entschlossen. Grinsend sieht Sven dem Grüppchen hinterher. Frauen können manche Dinge einfach besser als Männer, denkt er noch, dann konzentriert er sich auf das Display des nagelneuen iPhones der soeben Verhafteten. Und endlich hat er einmal Glück: Es gibt keine Code-Sperre auf dem Gerät.

Donnerstag, 25 . August, 10.26  Uhr,
Dünensteg, Kampen
    »Ihr müsst das hier viel großflächiger absperren, verdammt nochmal, sonst trampeln die Badegäste uns in null Komma nichts alle Spuren kaputt«, herrscht Bastian Kreuzer die uniformierten Kollegen an.
    Sein ungewöhnlich strenger Ton trägt ihm nicht wenige erstaunte Blicke ein, aber das ist Bastian im Moment egal. Er weiß genau, jetzt geht es ums Ganze. Dieser zweite Mord wird ihm beruflich das Genick brechen – es sei denn, er kann beide Straftaten ganz schnell aufklären. Und das heißt im Klartext: innerhalb von Stunden. Denn wenn erst einmal die Presse Wind von der Geschichte bekommt, ist der Skandal da. Und mit ihm die vernichtende Wut der Staatsanwältin Elsbeth von Bispingen.
    Während die Beamten mit ihren rot-weiß gestreiften Bändern das ganze Areal zwischen der Bebauungsgrenze und dem Strand sichern, instruiert Bastian die beiden Jugendlichen, die brav am Wegrand auf ihn gewartet haben. »Gleich geht’s los. Wir machen eine Rekonstruktion des Geschehens zur Tatzeit. Das heißt, wir stellen jeden eurer Schritte gemeinsam nach. Und wehe, ihr konzentriert euch nicht. Hast du gehört, Bo, das geht vor allem an dich. Reiß dich zusammen, Mensch, und verscheuch gefälligst den Qualm aus deinem Hirn.«
    Der Rothaarige nickt apathisch.
    »Werd’ mir Mühe geben, Chef. Langsam wird’s auch klarer in meiner Birne.«
    »Das will ich stark hoffen«, murmelt Bastian, ohne die Uniformierten aus den Augen zu lassen, die mit erstaunlicher Geschwindigkeit ihre Bänder neu spannen. Jenseits der Absperrung sammeln sich Scharen von Zaungästen. Und Bastian weiß sehr genau: Die Ankunft der Presse ist nur noch eine Frage von Minuten.
    »Auf geht’s, Jungs. Von wo seid ihr gekommen?«
    Mit brüchiger Stimme berichtet Tomtom: »Wir hatten uns unter der Treppe von der Uwe-Düne verkrochen. Da ist es windstill, war einfach besser für das Pfeifchen. Und dann haben wir den Schuss gehört.«
    »Na also, geht doch. Nichts wie hin.«
    Als sich alle drei in eine Nische unterhalb des Holzgerüstes zwängen, blickt Bastian sich um.
    »Wenn der Mörder von Norden gekommen wäre, hättet ihr ihn gesehen, oder?«
    »Na ja«, gibt Tomtom, der inzwischen schon nüchterner wirkt, zu bedenken. »Ich würd’s andersherum formulieren: Wenn der Typ sich aus dem Süden angeschlichen hat, konnten wir ihn auf keinen Fall sehen, denn dann war ja die Düne zwischen uns und ihm.«
    »Clevere Antwort. Du bist ja richtig brauchbar, Junge.«
    Nuschelnd meldet sich jetzt Bo zu Wort. »Ich glaube aber, der Tote ist an uns vorbeigegangen – also als er noch nicht tot war, meine ich.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Hab ihn gesehen.«
    »Echt jetzt?«, erkundigt sich Tomtom verblüfft.
    »Bin ziemlich sicher. Ich dachte noch, der sieht

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