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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Zeitpunkt, in dem man erkennt, dass der Physiklehrer – der kleine Dicke, bei dem man überzeugt gewesen war, dass der einem nichts, aber auch wirklich gar nichts beibringen könne, was im späteren Leben irgendeinen Wert haben würde – vollkommen Recht gehabt hatte. »Die Schwerkraft bestimmt unser ganzes Leben«, hatte er gesagt, und wer weiß, vielleicht hat er damit sogar ganz explizit meinen Busen gemeint. Und wie Recht er damit hatte, merkte ich, als ich mich beim Orthopäden über ständige Rückenschmerzen beklagte und der sagte: »Das ist ganz normal, Ihr Busen zieht nach unten, und der Rücken muss das ausgleichen.«
    Ihr Busen zieht nach unten.
    Genau das hatte er gesagt, wortwörtlich, und entweder besaß dieser Mann die Sensibilität eines hundertjährigen afrikanischen Elefanten, oder er war ein Frauenhasser allererster Güte. Denn von da an war natürlich die Panik mein ständiger Begleiter, und mit jedem Tag wurde es deutlicher: Die beiden Kerlchen zogen tatsächlich nach unten, und das mit einer Beharrlichkeit, als wäre jeder noch so schmutzige Boden das reinste Paradies. Und was mir am meisten Sorge bereitete: Die hatten auch Erfolg damit, denn sie kamen ihrem Ziel immer näher.
    So, und jetzt soll mir einer ein vernünftiges Argument bringen, warum es so toll sein soll, einen großen Busen zu haben. Ich als Betroffene habe jedenfalls meine Lektion gelernt, und in Wirklichkeit gibt es nur wenige, die noch schlechter dran sind als eine Frau mit Körbchengröße D.
    Erstens Frauen mit mehr als Größe D, denn denen bleibt nur die Möglichkeit, eine Blitzkarriere als Pornostar zu machen, ehe sich alles talwärts verflüchtigt.
    Zweitens, wenn jemand weniger als Größe B hat: Das ist dann nämlich A, was bedeutet, dass jeder Junge, der auch nur ein bisschen zur Fettleibigkeit neigt, einen in dieser Hinsicht locker abhängt.
    Drittens die Ärmsten der Armen: Frauen mit kleinen Brüsten, die aus vollkommen irrationalen Gründen trotzdem hängen. Eigentlich müsste man denen sogar vorsichtig begegnen, denn wenn an der Sache mit der Wiedergeburt etwas dran sein sollte, dann müssen die im vorigen Leben ordentlich was ausgefressen haben.
    Natürlich kommen jetzt sofort die Superklugen mit dem guten Rat, man sollte sich doch einfach zum Schönheitschirurgen seines Vertrauens begeben und Mutter Natur zeigen, dass sie sich für ihre Launenhaftigkeit die Falsche ausgesucht hat.
    Der Haken daran ist nur, dass sich das Wort Vertrauen in Verbindung mit dem Begriff Schönheitschirurg ziemlich schwer tut. Das ergibt nämlich ein Paradoxon, das sich gewaschen hat, da könnte man genauso gut von einem schmallippigen Schwarzafrikaner reden, oder von Paris Hiltons Tugendhaftigkeit oder von dem ehrlichen Bestreben eines Politikers, die Abgabenlast zu senken. Manche Dinge sind einfach nicht unter einen Hut zu bringen, da kann man sich noch so auf den Kopf stellen.
    Man braucht sich ja nur die diversen Fernsehsendungen zum Thema Schönheits-OPs anzugucken: Da kommen wirklich bedauernswerte Geschöpfe daher, denen müsste man ehrlicherweise den Rat geben, den nächsten Geburtstag bei absoluter Dunkelheit zu feiern und darauf zu achten, dass niemand ein Nachtsichtgerät einschmuggelt, dann wird’s vielleicht was mit einem Freund – zumindest so lange, bis die Sonne wieder aufgeht. Und die sind dann voller Hoffnung, haben vielleicht noch ein Bild von Pamela Anderson dabei und äußern tapfer ihre Wünsche: »Ich dachte mir, mit einer anderen Nase … und vielleicht noch ein bisschen von diesem Nervengift – Botros oder wie das heißt – in die Stirn, gegen die Falten … Und natürlich, der Busen … ich meine, bei der Anderson ist ja auch nicht alles ganz echt. Glauben Sie, Sie bekommen das hin, Herr Doktor?«
    Und wäre der Arzt jetzt so vertrauenswürdig wie Dr. Stefan Frank, dann müsste er antworten: »Also, das mit dem guten Aussehen können Sie bei Ihrem Gesicht sowieso gleich vergessen, aber ich kenne einen guten Anlageberater, bei dem können Sie mit dem Batzen, den Sie bei mir ausgeben wollten, in ein paar Jahren ordentlich Kohle machen, und dann leisten Sie sich einen jungen Lover, der einen guten Magen und ordentlich was in der Hose hat. Unter uns, in Kitzbühel und auf Marbella macht das jede Zweite so.«
    Das wäre für die arme Schönheitsaspirantin natürlich ein brutaler Schock, aber ein heilsamer, denke ich, und falls sie sich davon erholt, kann sie dann den gut gemeinten Ratschlag in die Tat

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