Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
– dessen Namen ich nicht nenne, da sonst einigen Lesern ihr Morgen-/Mittag-/Abendessen hochkommen könnte –, dass ihr Beef Wellington, das sie medium bestellt hatte, in der Mitte aussah wie ein Schlachtfeld zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Der Kellner nahm das widerspruchslos zur Kenntnis und entschwand mit ihrem Teller durch eine leuchtend rote Tür mit Bullauge in die Küche, um den Koch von ihrer Beschwerde in Kenntnis zu setzen. Fünfzehn Minuten später erschien er wieder, und siehe da, das blutige Gemetzel hatte sich in zartes Rosa verwandelt, so, wie Else es gerne hatte. Else war hochzufrieden gewesen über ihren Triumph, bis sie zwei Monate später zufällig bei einer Versteckte-Kamera-Sendung sah, wie der Kellner eines Lokals durch eine leuchtend rote Tür mit Bullauge in die Küche kam, dem Koch einen vollen Teller unter die Nase hielt, der Koch daraufhin ein Gesicht machte, als hätte man ihm angelastet, Musikantenstadl-Fan zu sein und – nachdem der Kellner wieder verschwunden war – auf den Teller rotzte wie ein Bundesligafußballer, ehe er alles wieder in den Ofen schob.
Natürlich gibt es nichts Schlechtes ohne etwas Gutes, denn Else hatte in den darauf folgenden Wochen sechs Kilo abgenommen. Aber meiner Meinung ist schlank sein nicht alles im Leben, und seither halte ich mich zurück, was Kritik an den Künsten eines Koches betrifft – vor allem, wenn ich ihn nicht bei seiner Arbeit beobachten kann.
Als ich Roxie die Geschichte erzählte, schloss sie sich meiner Meinung an, aber wir machten uns die Tatsache zunutze, dass sich ein Verräter in die Reihen der Clubköche eingeschlichen hatte, der in einer Bude am Strand frische Hühnerschnitzel mit verschiedenen Beilagen anbot – und sich obendrein noch beim Kochen zusehen ließ.
»Hat jemand Lust auf einen heißen Ritt auf der Banane?«, fragte Isa eine Stunde später, als wir auf unseren Strandliegen gerade mit Verdauen beschäftigt waren.
Roxie rappelte sich hoch.
»Wieso? Hast du ein paar Jungs aufgerissen?«
»Quatsch! Ich meine die Banane hinter dem Motorboot.«
»Sind wir nicht ein bisschen zu alt für so was?«, fragte ich.
Ich bin keine Freundin von kindischen Aktionen, und ein Ritt auf einer Gummibanane zählt definitiv dazu.
»Oder ein bisschen zu satt?«, meinte Roxie.
Auch ein gutes Argument.
»Nun seid nicht solche Hasenfüße! Wir sind im Urlaub, und hier kennt uns keiner«, sagte Isa hartnäckig, bis wir schließlich nachgaben.
Der Bootsführer sah aus, als hätte er keine Baywatch-Folge versäumt. Die rote Badehose und die dunkle Sonnenbrille erinnerten stark an David Hasselhoff, die braunen Zähne und die Körperbehaarung eines Berggorillas eher weniger. Aber immerhin war er so taktvoll, uns mit »Ladies« anzusprechen, und wartete auch geduldig, bis wir die Gummiwurst erklommen hatten.
Das betrachtete ein dicker Papi mit Sohn, der sich anscheinend an den Ernährungsgewohnheiten seines Vaters orientierte, als günstige Mitfahrgelegenheit und bedeutete dem Bootsführer zu warten.
»Papi, ich will vorne sitzen!«, verlangte das pummelige Söhnchen.
»Unsinn, hinten ist es viel lustiger«, keuchte Papi, nachdem er es gleich hinter mir auf die Banane geschafft hatte, und es war unüberriechbar, dass er keine Probleme mit der türkischen Küche hatte und dazu gerne Bier trank.
Kaum war auch der kleine Dicke auf seinem Platz hinter Papi, von wo aus er mit absoluter Sicherheit nichts sehen würde, ging es los, und der Bootsführer schien noch einen dringenden Termin zu haben, so wie der aufs Gas drückte. Auch dem Papi war das Tempo anscheinend unheimlich, denn er klammerte sich an mich, als wäre ich das letzte Rettungsboot auf der Titanic. Dann sah ich zu meinem Entsetzen, wie Isa dem Bootsführer auch noch zuwinkte, und der verstand das als Aufforderung zu demonstrieren, was er mit seiner Banane so alles anstellen konnte. Papi rückte noch näher an mich heran, und ich war heilfroh, dass ich eine Schwimmweste trug, denn das, woran er sich jetzt festhielt, war eigentlich als Quell des Lebens für meine zukünftigen Kinder gedacht. Ich hätte ihm auch ordentlich meine Meinung gesagt, wäre ich nicht so mit Schreien beschäftigt gewesen, aber das erübrigte sich dann auch gleich wieder, weil mir der Bootsführer höchstpersönlich zu Hilfe kam.
Der hatte nämlich anscheinend von David Hasselhoff gelernt, dass man einer Dame in Not beistehen muss, denn kaum hatte der Papi seine Hände auf meine Brüste gelegt, riss
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