Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
umsetzen, und irgendwann käme sie dann auch auf ihre Kosten.
Nur, so läuft es natürlich nicht, denn was macht dieser geldgierige Sack? Der lächelt so überlegen, als hätte sie ihn gebeten, ihr eine Wimper aus dem Auge zu entfernen, und sagt: »Kein Problem, meine Liebe. Und mit der Anderson haben Sie vollkommen Recht, die hätten Sie mal sehen sollen, bevor sie zu mir kam!«
Und dann geht’s los, Tausende von Euro werden verschnippelt, verklebt, versilikoniert, und das Ergebnis ist die Erkenntnis, dass es bei einem hässlichen Gesicht wenig bringt, wenn nur die Nase hübsch ist.
Aber zurück zu meinem Urlaubsdebakel: Jetzt saß ich jedenfalls neben dieser Laufbahn und fühlte mich fett, ohne eigentlich fett zu sein, und ich beschloss, dagegen anzukämpfen, indem ich meine Fettverbrennung mit dem nächsten Wodka-Ginger Ale ankurbelte.
»Und, hast du sie schon gesehen?«, fragte ich Roxy, nachdem ich die Gläser auf den Tisch gestellt hatte. Sicherheitshalber hatte ich auch für sie und Isa einen Drink mitgenommen. Vielleicht wollten sie ja auch ein paar Fettpölsterchen loswerden.
»Noch nicht, aber sie müssten gleich kommen«, sagte Roxile mit einem Blick auf ihre Uhr.
Und dann kamen sie wieder, Opa und Barbie, doch von Isa keine Spur. Zähe Minuten vergingen, dann endlich tauchte sie auf.
»Wo hast du denn so lange gesteckt?«, fragte Roxie.
»Ich war hinten bei dem kleinen Pinienwald und habe Dehnungsübungen gemacht. Das ist wichtig beim Abkühlen, beugt Muskelkater vor und hält beweglich. Was trinkt ihr?«
»Wodka-Ginger Ale. Prost.«
»Für mich etwa auch? Keine gute Idee, ich brauche erst mal ein Mineralwasser.«
Als sie von der Bar zurück war, trank sie in großen Schlucken, was ein bisschen übertrieben wirkte, denn so wie sie aussah, hatte sie kein bisschen geschwitzt.
»Wie kommt es, dass du die beiden bei jeder Runde überholt hast?«, fragte ich schließlich.
»Welche beiden?«
»Den Alten mit der viel zu jungen Freundin.«
»Ach so, die. Ganz einfach, ich lege bei jeder Runde eine Pause ein und dehne ein bisschen, dafür laufe ich dann umso schneller. Mir ist das lieber so, obwohl ich weiß, dass es nicht optimal ist für die Fettverbrennung. Die zwei machen das vernünftiger, die laufen gleichmäßig.«
Roxie und ich wechselten einen Blick. Unser Champion war gar kein Champion, sondern hatte bloß eine bescheuerte Lauftaktik.
»Die haben übrigens eine Bombenkondition, die waren schon vor mir auf der Bahn«, streute Isa dann noch Salz in unsere Wunden, und wie zur Bestätigung kamen die zwei gleich noch einmal vorbei, ohne auch nur die geringsten Anzeichen von Müdigkeit zu zeigen.
Isa nippte an ihrem Drink. »Habt ihr schon gegessen? Ich habe Riesenhunger«, war dann das erste Vernünftige, was ich an diesem Tag von ihr hörte.
Der Vorschlag kam mir ganz gelegen, hatte ich es doch langsam satt, anderen beim Sport zuzusehen. Außerdem hatte ich mittlerweile genügend Wodka in mir, um die Kalorien eines mittelschweren Mittagsmahls verbrennen zu können.
10
Würde man in der Türkei den größten Patrioten aller Zeiten wählen, dann würde mit Sicherheit der Küchenchef eines Ferienclubs gewinnen. Denn aus welchem Grund auch immer – entweder schmeckt denen das wirklich oder sie wollen bloß verhindern, dass die Touristenflieger beim Rückflug Probleme mit der Zuladung bekommen – verteidigen sie die osmanische Esskultur mit einer Beharrlichkeit, die man sich selbst bei einer Hungerkur nur wünschen könnte. Da gibt es einfach kein Fleischgericht ohne Tomaten und Paprika, und Knoblauch verwenden sie, als gelte es, eine bevorstehende Invasion sämtlicher Vampire Transsylvaniens abzuwehren.
Nicht, dass mir das nicht schmecken würde, aber wenn man das eine Woche lang zu Mittag und am Abend serviert bekommt, dann wird es zu einem echten Problem. Und dazu besitzen sie auch noch die Unverschämtheit, die fantasievollsten Namen auf ihre Produkte zu schreiben, so wie auch jetzt, als sie uns Lammbraten in Tomaten-Paprika-Sauce als »Bœuf Stroganoff« servierten.
»Wenn das so weitergeht, werde ich dem Küchenchef die Hammelbeine lang ziehen«, stellte Roxie nach dem ersten Bissen fest. Ihr war das durchaus zuzutrauen, bei ihrem Charakter musste es in ihrer Ahnenkette einige Aufwiegler und Rebellen gegeben haben.
Mächtig großer Fehler, kann ich dazu nur sagen.
Meine Freundin Else Müller zum Beispiel reklamierte einmal in einem angesehenen Münchner Speiserestaurant
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