Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
weisgemacht wurde, sondern vielmehr von den unzähligen Stunden, die er auf harten Barhockern verbringt – um seinen Körperfettanteil zu senken, bevor der nächste Dreh beginnt.
Und erst diese spindeldürren Models: Die müssen eine Leber haben, da würde jeder Pathologe vor Freude die Hände zusammenschlagen, da könnte er seinen Studenten anschaulich vor Augen führen, wie das Innenleben eines wahren Trinkers aussieht.
Aber eben eine gute Möglichkeit, um dünn zu werden, und das sollte man im Auge behalten, als Option.
Roxie sah aus, als hätte ihr ein Großwildjäger eine Betäubungsspritze in den Hintern gejagt.
»Schon gefrühstückt?«, fragte ich.
»Ja, zwei Kaffee. Und die hier.« Sie hielt ihre Zigarette hoch.
»Und das genügt dir?«
»Nein, normalerweise trinke ich vier Tassen, aber die Brühe schmeckt noch schlechter, als sie aussieht.«
»Vorne gibt es ein Strandcafé, die haben Cappuccino. Vielleicht ist der besser. Aber vorher muss ich noch was frühstücken.«
Ich nahm mir ein paar Brötchen und dazu Butter, Käse und Konfitüre. Auf Wurst verzichtete ich lieber, denn die sah hier lebensgefährlich aus, aber dafür entdeckte ich einen dunklen Kuchen, der einen sympathischen Eindruck machte.
Während ich aß, redete Roxie keine zwei Sätze. Ihr zuliebe beeilte ich mich, dann trotteten wir hinunter zum Strandcafé. Der Kaffee dort war wirklich besser, und das stimmte auch Roxie wieder friedlich.
»Wart ihr noch lange weg gestern Abend?«, fragte ich.
»Genau kann ich das nicht sagen, ich habe gerade noch die Show mitbekommen, dann war Feierabend bei mir«, sagte Roxie.
»Darf ich?«, fragte ich mit einem Blick auf ihre Zigarettenpackung.
»Nur zu.«
Ich zündete mir eine an. Schmeckte irgendwie seltsam, und ich konnte nach wie vor nicht verstehen, warum manche ein Leben lang nicht von den Dingern loskommen. Bei mir war das natürlich etwas anderes, aber im Urlaub leistet man sich schon mal Sachen, die man zu Hause besser bleiben lässt.
»Und Isa, ist die noch länger geblieben?«, fragte ich dann.
»Ja, sie wollte noch tanzen gehen, soweit ich mich erinnern kann.«
»Dann muss es ihr noch schlechter gehen als uns. Die kann einem echt Leid tun«, schlussfolgerte ich.
»Ja, das sollte man meinen. Aber guck dir das an!«
Dort, wo Roxie hinzeigte, führte die Laufbahn des Clubs direkt an uns vorbei. Und da kam Isa angetrabt, und zwar keineswegs so, wie man das nach einer durchzechten Nacht erwarten würde. Weit gefehlt.
Isa kam daher wie Marion Jones bei einem Achthundert-Meter-Lauf, und in ihrem hautengen Laufsuit hatte sie eine Figur, um die sie sogar Marion Jones beneiden würde, sobald sie erst mal siebenunddreißig wäre.
Und direkt vor Isa liefen – wie konnte es auch anders sein – der alte Geldsack und sein Barbiepüppchen, und allesamt machten sie Gesichter, als wäre diese Lauferei das reinste Vergnügen.
Und ich, ich fühlte mich fett und träge wie nie zuvor.
Doch dann machte Isa etwas, das mich mit tiefer Genugtuung erfüllte: Sie überholte den Alten und seine Barbie, und das mit einem Tempo, das sie beide alt aussehen ließ.
So war das also: Die machten einen auf sportlich, aber wenn es darauf ankam, lief ihnen eine angegraute siebenunddreißigjährige Mutter einer erwachsenen Tochter auf und davon.
Zufrieden saugte ich an meiner Zigarette.
»Das ist der Kerl, von dem ich dir gestern erzählt habe«, sagte ich.
»Was, der? Hast du nicht gesagt, der sei alt?«, meinte Roxie.
»Ist er auch. Der hat schon graue Schläfen, und sieh nur, wie langsam er läuft.«
»Also, langsam würde ich das nicht gerade nennen.«
»Hast du nicht gesehen, wie Isa an denen vorbeigezogen ist? Also, ich würde mich schämen an seiner Stelle.«
Die Szene hatte mich in Stimmung gebracht, und da ich mich noch nicht imstande fühlte, Sport zu betreiben, beschloss ich, anderweitig etwas für meine Figur zu tun.
»Ich hol mir was zu trinken. Willst du auch was?«
»Sicher, warum nicht.«
Ich entschied mich für Wodka mit Ginger Ale. Das hatten wir schon letzten Abend getrunken, und stimmungsmäßig war es ein voller Erfolg gewesen. Dazu hatte Wodka die angenehme Eigenschaft, kaum zu riechen, und in einem Bericht hatte ich gesehen, dass bei der Herstellung alle schädlichen Stoffe – abgesehen vom Alkohol natürlich – herausgefiltert werden. Insgesamt keine schlechte Sache also.
»Spinnst du?«, sagte Roxie nach dem ersten Schluck.
»Jetzt mach mal nicht auf kleines Mädchen!
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