Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
aufgeblasene Gummipuppe.
Und als ich sie dann sah, wusste ich auch, woher sie die Kraft dazu nahm.
Bei Irina hatte Mütterchen Natur sich nämlich keinen Scherz erlaubt, was das Verhältnis Stimme zu Körper betraf, ganz im Gegenteil, das passte haargenau. Das Einzige, was nicht passte, war ihr Geschlecht. Wobei ich mir da gar nicht so sicher war. Und jetzt wusste ich auch, warum es vorhin so finster geworden war, als sie das Zimmer betreten hatte, denn diese Frau war riesig, sicher an die zwei Meter, und dazu hatte sie Schultern wie ein Freistilringer und Hände wie Baggerschaufeln.
Plötzlich überkam mich die nackte Angst. Bilder aus einem Fernsehbericht zuckten durch meinen Kopf, von zierlichen Masseusen, die sich barfuss auf den Körper ihres Patienten stellen und darauf herumlaufen. Obwohl, das, glaube ich, ein Bericht aus Thailand gewesen war, und die Mädchen dort sind ja die reinsten Ameisen. Aber wer weiß, vielleicht gehörte Irina zu diesen modernen, multikulturellen Menschen, die auch gerne mal Methoden aus anderen Ländern ausprobieren.
Und das vielleicht heute, und ausgerechnet mit mir.
Meine Instinkte rieten mir zur sofortigen Flucht, aber Irina verhinderte das, indem sie mich mit einem gezielten Hieb auf den linken Oberschenkel endgültig lähmte. Ich schrie auf, was bei meiner Peinigerin nur ein grausames Lächeln hervorrief.
»Tutt ein bissel weh, aberr rruhig schrreien wie Schwein, das gutte Entspannung.«
Schrreien wie Schwein?
Wofür hielt die mich eigentlich? Wenn sie mich schon mit einem Tier verglich, dann bitteschön mit etwas Niedlichem. Ein Häschen hätte ich mir gefallen lassen oder ein Kätzchen.
Aber Schwein?
Die Antwort darauf gab ich wenige Sekunden später selber, denn die Geräusche, die ich von mir gab, hätte kein Kätzchen dieser Welt zustande gebracht, geschweige denn ein Häschen. Aber das mit dem Schwein, das kam schon hin. So könnten die tatsächlich klingen, kurz bevor sie geschlachtet werden. Dabei können die noch von Glück reden, denn die werden zuerst geschlachtet und dann erst tranchiert. Irina dagegen ließ das Schlachten weg und begann mich gleich bei vollem Bewusstsein in meine Einzelteile zu zerlegen. Ich habe keine Ahnung, wo sie das Massieren gelernt hatte, aber es musste entweder in einer Metzgerei gewesen sein, wo sie statt Messern die Hände benutzen, oder sie hatte bei einem östlichen Geheimdienst einen Schnellkurs für manuelle Foltermethoden gebucht.
Denn das, was sie jetzt machte, war wirklich grausam.
Sie begann bei den Oberschenkeln, die sie zuerst knetete, dann walkte und schließlich mit den Handkanten prügelte, bis sie nur noch eine breiige Masse waren. Dann löste sie nach und nach jeden einzelnen Muskel (und wie wir mittlerweile wissen, gibt es davon eine ganze Menge) von den Knochen und sortierte sie anschließend fein säuberlich auseinander. Das Gleiche machte sie dann mit den Unterschenkeln, mit dem Bauch, mit den Armen und sogar mit meiner Brust.
Doch wie hätte ich mich dagegen wehren sollen?
Ich war hilflos und schwach und ausgeliefert. Dieses Monsterweib konnte mit mir machen, was sie wollte, und das wusste sie auch. Und zwischendurch fragte sie dann auch noch scheinheilig: »Hirr auch tutt weh?« Als ob sie das interessiert hätte! Und bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte sie schon wieder mit der Unerbittlichkeit eines Schraubstockes zugepackt, und ich litt wahre Höllenqualen.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, mir kam es jedenfalls vor wie eine Ewigkeit, und als ich dachte, sie sei endlich fertig, kam erst die Rückseite dran. Irina fragte gar nicht lange, sondern drehte mich mit der gleichen bedrohlichen Leichtigkeit wie vorhin um, und dann ging das gleiche Spiel an meiner Kehrseite los. Ich hatte bis dahin gar keine Ahnung gehabt, was man mit Pobacken alles anstellen kann, und so etwas wie Intimzonen schien Irina gar nicht zu kennen. Doch mittlerweile war mir das schon egal, denn ich befand mich jetzt in einem Bewusstseinsstadium, das irgendwo zwischen Ohnmacht und Todessehnsucht angesiedelt war, ich war ein willenloses, gebrochenes, kleines Häufchen Elend.
Und dann – endlich – war es vorbei, ich fühlte nichts mehr außer einer beinahe unwirklichen Leichtigkeit, und Irina sagte so sanft, wie es mit ihrer Stimme eben ging: »So, jetzt gett wida bessa. Noch nemmen Schlammbad, dann füllen gutt!«
Ich konnte es gar nicht glauben. Wo waren meine Schmerzen auf einmal hin? Ich konnte nichts fühlen, außer
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