Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Marsches erklärt, was ein türkischer Hamam ist, und so wie ich es verstanden hatte, war es nichts anderes als eine Sauna mit verschiedenen Massageangeboten. Mit einem gravierenden Nachteil allerdings: Im Vergleich zu unseren Saunen wird in einem Hamam streng zwischen Männlein und Weiblein getrennt. Zu sehen gab es da also nichts für uns, aber andererseits war ich so wenigstens vor dem Opa sicher.
Auf den letzten Metern hatte ich mich schon besser gefühlt, und ich glaube, ich hätte sogar aus eigener Kraft gehen können. Isa und Roxie sagte ich aber nichts davon, denn ehrlich gesagt war es gar nicht unangenehm, auf den Schultern meiner Freundinnen durch die Gegend zu schweben, als wäre ich schwerelos, auch wenn es sie den einen oder anderen Schweißtropfen kostete.
Die Dame am Empfang war dann auch sehr freundlich und sprach ausgezeichnet Deutsch, und nachdem ich ihr mein Anliegen erklärt hatte, sagte sie: »Am besten gehen Sie eine halbe Stunde in den Whirlpool, um die Muskeln zu entspannen, und dann wird sich Irina um Sie kümmern. Das wird Ihnen helfen, obwohl es am Anfang ein wenig schmerzhaft ist.«
Dabei lächelte sie wie der reinste Engel, und ich dachte mir noch immer nichts dabei. Wie sollte ich auch? Ein heißes Bad und danach eine wohltuende Massage von den zarten Händen einer zierlichen Irina – was sollte daran schon schmerzhaft sein im Vergleich zu dem, was ich bereits durchlitten hatte?
Die halbe Stunde im Whirlpool entsprach dann auch tatsächlich meinen Erwartungen. Ich genoss die Wärme und das angenehme Blubbern, und obwohl Isa und Roxie die ganze Zeit schnatterten wie die Gänse, wäre ich beinahe eingeschlafen, als mir plötzlich die nette Dame auf die Schulter tippte.
»Irina ist jetzt bereit für Sie. Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte sie.
»Also dann, Mädels«, sagte ich frohgemut und wollte aus dem Becken klettern. Auch wieder peinlich, weil ich natürlich nackt war und Isa und Roxie und auch die nette Dame ein wenig mithelfen mussten, und es ist ganz und gar nicht angenehm, wenn andere deine Problemzonen nicht nur sehen, sondern auch noch fühlen können.
Dann führte sie mich in Kabine fünf. Eine Massageliege stand da, ansonsten gab es in dem kleinen Raum nichts außer einer schwachen Lampe über der Tür. Sie forderte mich auf, den Bademantel auszuziehen und mich auf den Bauch zu legen. Nachdem ich das stöhnend geschafft hatte, bedeckte sie meine Kehrseite mit einem Handtuch. Dann ging sie.
Eine Minute oder zwei lag ich so da und hörte nichts außer leiser türkischer Musik, die mich an Kebab mit Knoblauchsoße erinnerte und heftiges Magenknurren bei mir auslöste. Dann hörte ich, wie die Tür wieder aufging, und für einen Moment wurde es so finster, dass ich dachte, irgendjemand hätte das Licht abgedreht.
Ich versuchte meinen Kopf zu heben, um meine Masseurin zu begrüßen, aber heftige Muskelschmerzen erinnerten mich sogleich wieder an den eigentlichen Grund meines Besuchs. War aber auch egal, die Dame vom Empfang hatte Irina sicher erklärt, welche Probleme ich hatte, und gewiss verstand sie das. Also blieb ich liegen und harrte der Dinge, die da kommen würden.
»Gutten Tagg. Ich Irrina. Sie habben Prrobläme mit Musskäl?!«
Ich war überrascht, was für eine tiefe Stimme die Frau hatte und dazu einen Akzent, der eher nach russischem Kosakenführer klang als nach sanfter türkischer Masseurin.
Aber solche Launen hat sie eben, unsere Mutter Natur, da hat ein Zwerg wie Dustin Hoffman eine Stimme, dass man denken müsste, hoppla, Zwei-Meter-Riese, und Dolf Lundgren klingt dafür im Original wie Woody Allen.
»Ja, ich habe ein bisschen übertrieben beim Sport«, sagte ich, und ich hatte das Gefühl, als redete ich mit dem Fußboden, weil mein Gesicht in einem dafür vorgesehenen Loch in der Massageliege steckte.
»Issich imma das Gleiche mit die Touristen, ganze Jahr lang nix Sporrt, und dann in Urrlaub volle Gass. Aber wirr gleich habben«, brummte Irina, und wenigstens sagte sie nichts von irgendwelchen Schmerzen. Dann fegte sie das Handtuch von meinem Allerwertesten. »Als Errstes bitte umdrrehen«, befahl sie entgegen der Anweisung der Empfangsdame.
Nun gut, wenn sie es wollte. Sie war der Boss hier.
Ich versuchte mich aufzurichten, aber meine Oberkörpermuskeln rebellierten heftig dagegen. Irina bemerkte das und half mit. Und wie sie mithalf! Eigentlich musste ich gar nichts machen, denn sie packte mich und drehte mich um, als wäre ich eine
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