Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Spinnenbiss, und wie derjenige dann plötzlich ein ganzes Spinnennest unter der Haut hat«, fiel Roxie ein.
»Und die Schlange im Klo«, fügte ich noch hinzu.
»Da hast du’s, Jo«, fasste Roxie zusammen. »Alles Bockmist. Wie deine Organklaugeschichte. So etwas glauben doch wirklich nur Idioten.«
»Außerdem müsste man doch irgendwann mal davon gehört haben, wenn solche Sachen tatsächlich vorkämen, und damit meine ich nicht haltlose Gerüchte, sondern die Presse, das Fernsehen und so weiter. Was glaubst du, was das für einen Rummel gäbe? Da könnten die gleich ihren ganzen Fremdenverkehr vergessen«, fiel mir noch als Argument ein.
Als ob gute Argumente etwas genützt hätten bei Jo.
Der setzte sich jetzt nämlich auf und machte ein listiges Gesicht.
»Du sagst es«, meinte er. »Genau das ist der Grund, weshalb nie etwas nach außen dringt. So eine Negativwerbung können die natürlich nicht brauchen, deshalb halten sie auch alle zusammen. Das wird einfach totgeschwiegen, ist doch klar.«
»Also ehrlich, Jo, du spinnst«, sagte Roxie ärgerlich.
Jo setzte jetzt sein überheblichstes Grinsen auf.
»So? Dann erklärt mir doch bitte mal, wieso man noch kein einziges Mal in einer seriösen Zeitung von so einem Fall gelesen hat«, forderte er Roxie auf.
»Na, weil es so einen Fall nicht gibt!«
»Eben nicht, sondern weil die hier alles totschweigen. Und falls jemand zu den Behörden rennt und eine Anzeige machen will, dichten sie ihm einen Verkehrsunfall an, und womöglich noch, dass er besoffen war, und dann werfen sie ihn ins Gefängnis, bis er kapiert, dass es besser ist, die Klappe zu halten. So läuft das hier.«
»Vergiss es, Jo!«, sagte Roxie »Den Quatsch kannst du kleinen Kindern auftischen, und selbst die dürfen noch nicht aus den Windeln raus sein.«
Jo schien einzusehen, dass seine Warnungen bei uns die reinste Zeitverschwendung waren. »Na gut, wie ihr meint. Ich habe euch jedenfalls gewarnt.« Er betrachtete nachdenklich Isas Badetasche, die auf dem Tischchen neben meinem Liegestuhl lag. »Vor allem an deiner Stelle würde ich mich in Acht nehmen, Heike, ich kann mir vorstellen, dass die eine oder andere reiche Tante eine Menge dafür zahlen würde, um sich deine Dinger umhängen zu können.«
»Jetzt reicht’s aber, Jo, du nervst!« Roxies Stimme klang jetzt wirklich gefährlich.
Jo stand auf. »Was soll’s, ihr seid schließlich erwachsene Mädchen. Aber wo wir gerade beim Thema Mut sind: Wer traut sich mit mir auf die große Rutsche?«, fragte er auf einmal herausfordernd.
So etwas gab es nämlich auch in diesem Club. Eine Wasserrutschenanlage, mit Rutschen von klein bis groß. Bis ziemlich groß sogar. Und die größte Rutsche hatte man bezeichnenderweise auf den Namen Harakiri getauft.
»Wieso denn nicht?«, antwortete Roxie. »Glaubst du, wir haben Angst vor ein paar Kinderrutschen?«
Jo hatte die Hände in den Taschen seiner Badeshorts und wippte provozierend mit dem Becken vor und zurück.
»Das könnte ich mir schon vorstellen«, grinste er. »Ich habe die große vorhin ausprobiert. Da geht die Post ab, das kann ich euch sagen.«
Isa richtete sich auf.
»Mach dich doch nicht lächerlich, Jo. Da rutschen sogar Hundertjährige.«
»Meinst du? Na, wenn das so ist, dann rutscht doch mal!«
Und dann kam das, wovor ich mich schon gefürchtet hatte: Jo fixierte den Sonnenschirm neben mir.
»Wie sieht’s mit dir aus, Heike? Auch so mutig?«
Und das war jetzt ein echtes Problem für mich.
Es gibt im Leben nämlich ein paar Regeln, die sollte man unbedingt befolgen.
Man sollte zum Beispiel nicht sein erstes Mal beim Gruppensex im Swingerklub erleben. Da könnte einem nämlich gleich alles wieder vergehen, bevor es überhaupt angefangen hat, und Homosexualität oder gar ein Klosterdasein könnten die Folge sein.
Man sollte auch das Bergsteigen nicht gleich auf dem Mount Everest erlernen, sonst könnte es sein, dass das Letzte, was man im Leben sieht, Reinhold Messner ist, der mit dem Yeti Karten spielt.
Vor allem aber – und das ist jetzt wirklich wichtig! – sollte man unter keinen Umständen gleich auf die höchste Wasserrutsche gehen, wenn man das zum ersten Mal im Leben macht. Das Trauma, das man sich damit einfängt, wird man nie mehr los.
Ich weiß es, denn mir ist das passiert.
Das war vor einigen Jahren auf Ibiza gewesen. Ich hatte einen coolen Freund, der für eine noch coolere Firma im Außendienst arbeitete. Cool deshalb, weil die jedes Jahr für ihre
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