Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
eben dieser Leichtigkeit. Und als ich dann aufzustehen versuchte, kam die nächste Überraschung. Es ging, ich konnte mich bewegen. Zwar noch etwas unsicher am Anfang und irgendwie ferngesteuert, aber doch beinahe schmerzfrei.
Ich zog mir meinen Bademantel über und ging wieder hinaus zum Empfang. Es war unglaublich, ich schwebte wie auf Wolken. Es war tatsächlich ein Wunder geschehen.
Isa und Roxie sahen inzwischen aus wie Rollschinken von einer fremden Galaxie. Sie hatten auch eine Schlammpackung genommen und dazu eine Gesichtsmaske, und die nette Dame vom Empfang platzierte mich auf eine Liege neben ihnen.
»Und, geht’s dir besser?«, fragte Roxie.
»Ja, war echt nicht schlecht. Ich muss zugeben, Isa, das war eine deiner besten Ideen«, sagte ich, während mich die Therapeutin fachgerecht einpackte.
»Sag ich doch, diese Massagen wirken Wunder«, sagte Isa. Dann lachte sie. »Übrigens, hast du gehört, wie da vorhin eine geschrieen hat? Der müssen sie bei lebendigem Leib die Haut abgezogen haben.«
Wie Recht sie doch hatte, meine Freundin.
»Ja, das war nicht zu überhören«, sagte ich. »Also, mir wäre so was echt peinlich. Aber manche sind eben zart besaitet.«
16
Eigentlich hätte man der guten Irina einen Orden verleihen müssen. Sie hatte mich nicht nur von meinen Schmerzen befreit, sondern auch noch schlanker gemacht. Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hatte, möglicherweise hatte sie meine Fettspeicher mit ihren Kräften zum Schmelzen gebracht, oder meine Panik hatte zu erhöhtem Energieverbrauch meinerseits geführt, aber auf jeden Fall kam ich mir dünner vor.
Und ich konnte mich wieder richtig gut bewegen. Zwar spürte ich noch eine leichte Anspannung in den Muskeln, aber das war durchaus nicht unangenehm. Eher so ein Gefühl, wie wenn man richtig gut trainiert und sich ein ordentliches Essen verdient hat.
Dementsprechend hielt ich mich beim Mittagessen auch nicht zurück, zumal ich ja auch noch nichts gefrühstückt hatte, und es war mir sogar egal, dass der Opa mir zusah, als ich zum dritten Mal beim süßen Buffet auftauchte.
Nach dem Kaffee lagen wir faul am Strand herum und genossen die Sonne, und das hätten wir bis zum Abend tun können, wäre nicht Jo aufgetaucht.
»Eins muss man euch lassen«, meinte er, nachdem er sich träge auf einer Sonnenliege ausgebreitet und seine Gliedmaßen von sich gestreckt hatte. »Ihr seid ganz schön mutig.«
Wir guckten uns gegenseitig an.
»Meinst du wegen der Sonne? Wir haben uns gut eingecremt, Roxie sogar mit Faktor zwanzig«, sagte Isa.
Jo lächelte milde.
»Das meinte ich auch nicht.«
»Was dann?«
»Ich meinte die Organmafia.«
»Was denn für eine Organmafia?«
»Sagt bloß, ihr habt noch nie davon gehört.«
»Du meinst doch nicht etwa diese Schauermärchen über Leute, denen man irgendwelche Körperteile entfernt?«, mischte sich Roxie ein.
»Genau die. Ihr seid die idealen Opfer, wisst ihr das eigentlich?«
Alles klar, er hatte schon wieder einige Bierchen intus, und Alkohol in Verbindung mit Jos Phantasie, das war eine fatale Mischung.
»Abgesehen davon, dass das alles sowieso Quatsch ist, wieso sollen ausgerechnet wir die idealen Opfer sein?«, fragte ich dennoch, weil ich neugierig war, was er sich da wieder zusammengereimt hatte.
»Na, das ist doch wohl klar: Ihr seid nicht zu alt, anscheinend gesund, und ihr seid alleinreisend.«
»Wieso alleinreisend? Wir sind zu dritt.«
»Das schon. Aber ihr habt doch Einzelzimmer, nicht wahr?«
»Ja, und?«
»Deshalb seid ihr für diese Typen Alleinreisende. Die sind gut organisiert, die haben überall ihre Informanten und wissen genau, wer in welchem Zimmer schläft.«
»Also, in Sachen Blödsinn quatschen bist du echt rekordverdächtig, Jo«, stellte Roxie verärgert fest. »Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, da kommen irgendwelche finsteren Gestalten mitten in der Nacht und stehlen Organe von ahnungslosen Touristen? Das sind doch alles Märchen.«
»Genau«, pflichtete ich ihr bei. »Ich habe sogar einen Artikel über diese Geschichten gelesen, ›urban legends‹ nennt man die, Stadtlegenden, die gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt. Und sie sind allesamt falsch.«
»Heike hat Recht«, sagte Isa, »davon habe ich auch gelesen. Die Geschichte mit dem Hund aus dem Urlaub, der dann plötzlich eine gefährliche Ratte ist und die Hauskatze auffrisst, oder das zubetonierte Cabrio eines Liebhabers der Ehefrau …«
»Oder die Geschichte mit dem
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