Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
schönste Weib auf Erden. Der triebgesteuerte Trojaner Paris ließ sich von der Liebesgöttin Aphrodite bestechen und kriegte Helena, die leider schon mit Menelaos verheiratet war. So wurde der Griechenkönig gehörnt, und aus dem Zickenkrieg wurde der Trojanische Krieg. Wenn wir übrigens heute von »Trojanern« sprechen, meinen wir natürlich Griechen, die nicht als Computerviren in Geräte, sondern die in ein hölzernes Trojanisches Pferd gekrochen waren. Immer diese Griechen!
Auch bei den alten Germanen ging es nicht anders zu. An der Kirchentreppe von Worms stritten sich Kriemhild, Schwester von König Gunther und Frau von Siegfried, und Brunhild, Frau des Königs, um den Vortritt zur Sonntagsmesse. Als Brunhild nicht nachgeben wollte, verriet ihr Kriemhild süffisant, dass in Wahrheit ihr starker Mann Siegfried sie in der Hochzeitsnacht defloriert habe. Damit hatte der dumme Kerl auch noch zu Hause geprahlt. Folge auch hier ein fürchterliches Gemetzel und ein Krieg um die Frauenquote.
Nun könnte man sich beruhigt zurücklehnen und sagen: Auch Frauen sind nicht besser. Aber es gibt einen Haken bei der Geschichte: Alle diese Mythen und Legenden haben sich höchstwahrscheinlich Männer ausgedacht.
29 . Oktober 2011
An den Haaren herbeigezogen?
Von Schönfärbereien und dem richtigen Tönen: Wenn auch Männer attraktiver sein wollen, als sie eigentlich sind
Jetzt, im Herbst, verfärben sich nicht nur die Blätter. Kürzlich, als sich unsere Wege einer Lesereise in Hessens Wetterau kreuzten, wurde mir ein Bonmot von Jan Weiler nacherzählt, der sich auf den Kopfschmuck des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier bezog. Es geht so: Bouffier sehe so aus, als ob er über der Perücke noch ein Toupet trüge. Das ist gut beobachtet, aber sicher nicht wahr.
Mir fiel nur die Frage ein: Und über die Farbe sagte Weiler gar nichts? Die ist von jenem abenteuerlichen Blond, das bei Frauen an jedem rot schimmernden Scheitelpunkt verrät, dass es sich um keine echte Blondine handelt und man daher auch keinen Blondinenwitz über sie reißen darf. Bei Bouffier, der Anwalt ist, erinnert die Farbe eher an den Bonvivant-Beruf, den man in Hessen als Ministerpräsident bestenfalls beim Küssen von Weinköniginnen ausüben kann.
Jetzt hat der Anwalt ohne Not und ohne Druck von außen gestanden. »Ja, ich färbe meine Haare. Ich mache das auf Anraten meiner Frau. Eigentlich bin ich grauer.« Hinter jedem tüchtigen Mann steckt eine tatkräftige Frau, lautet die Regel. Und: »Grau ist alle Theorie und Grün des Lebens goldener Baum«, heißt es bei Faust, der auch jünger aussehen wollte, von dem aber über Haarverfärbungen nichts berichtet wird.
Sieht man auf Farbfotos das Kupfergold des in Skalpnähe ins Grünliche schimmernden Haupthaars des hessischen Ministerpräsidenten, so weiß man, wie recht Goethe mit seiner Farbenlehre hatte. Und wie klug beraten Bouffier ist, etwas zu gestehen, noch ehe er überhaupt angeklagt worden ist. »Ja, ich lasse tönen«, tönte er im Unterschied zu Ex-Bundeskanzler Schröder, der es für nötig befand, die Behauptung einer Stilberaterin, er färbe sich die Haare, gerichtlich untersagen zu lassen.
Seit der Zeit gönnte ich mir das Vergnügen, wenigstens solange der Putin-Freund noch nicht Ex-Kanzler war, jedes Mal zu schreiben: »Schröder, von dem man nicht behaupten darf, dass er sich die Haare färbt.« Das klebt wie Pech, um nicht zu sagen, wie Schwarzkopf an der Person.
Im Zusammenhang mit Bouffier tauchte in meiner Erinnerung und in Presseberichten der auch unnachahmlich blonde Ex-Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust, auf. Hatte er bei seinem beneidenswert intakten Haupthaar, das Jan Weiler sicher auch an ein Toupet oder an eine Perücke erinnert hätte, farblich nachgeholfen? Wen juckt’s noch!
Vor geraumer Zeit – oder, um es stilgerecht zu sagen: Lang, lang ist’s hair – dichtete Oscar Wilde über die plötzliche Trauer einer Witwe: »Die hochadelige Lady ist beim Tod ihres Gatten über Nacht vor Kummer erblondet.« Eine lustige Witwe sozusagen.
5 . November 2011
Milliarden-Monopoly
Wer hat sich nicht schon mal verrechnet? Im Herbst der Finanzkrise kommt es auf ein paar Nullen mehr oder weniger nicht mehr an
In irgendeinem Jahr, am 25 . Oktober, schrieb der österreichische Arzt, Schriftsteller und Dramatiker Arthur Schnitzler seinem deutschen Verleger Samuel Fischer einen Brief, in dem es um Tantiemen für eine Theateraufführung in Deutschland ging.
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