Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
Und das las sich so: »Lieber Freund, ich erhalte Ihre Abrechnung vom 18 . Oktober über eine Milliarde 356 Millionen Mark, dazu über weitere 5 Milliarden 540 Millionen M. als bis heute eingegangene Beträge. Das wären also die nach 1 . Oktober eingelaufenen Tantiemen …« Was für ein Traumhonorar. Gigantisch! Dagegen nehmen sich Michael Jacksons Tantiemen für seine geplante letzte Tournee wie, um mit der Deutschen Bank zu sprechen, als »Peanuts« aus. Des Rätsels und des Wahnsinns Lösung: Das Geld war Inflationsgeld aus dem Jahr 1923 . Wert war der ganze Milliardenschrott fünf Goldmark der »guten alten Zeit«. Bald darauf machte der deutsche Staat Pleite, Bankrott.
Heute galoppiert nicht das Geld in das Inflationsfieber, heute tun das Spekulanten, aber nicht mit wertlosem Papier, nicht mit Monopoly-Geld, sondern mit echter harter Währung. Mit Dollar, Pfund, Euro. So setzte ein Händler, ein einzelner Händler der UBS , der solidesten Schweizer Bank, die einen Ruf wie einst Fort Knox hatte, satte zwei Milliarden in den Sand. Müsste er das Geld abzahlen, würde er wahrscheinlich im Jahr 3150 n.Chr. noch abstottern müssen. Die UBS meinte entrüstet und beruhigend, eigentlich hätte der Londoner Angestellte »nur« eine zweistellige Millionensumme in eigener Verantwortung vergeigen dürfen. In Wort und Zahl, maximal also 99 Millionen darf er in den Wind schießen.
Noch abenteuerlicher wird es, wenn wir erfahren, dass die unter dem Rettungsschirm der Bundesregierung stehende Hypo-Real-Estate-Bank dem Staat durch einen Buchungsfehler eben mal 55 Milliarden Euro zu hohe Schulden zugemutet hat. Hoppla! Jetzt ist mit einem Schlag Deutschland um 55 Milliarden reicher – oder um 55 Milliarden Schulden ärmer, je nachdem, wie man sich verrechnet! Da Europa bei Hebeln und Schirmen nur noch in Billionen denkt, sind das auch nur Peanuts. Oder ein halbes Jahr für Griechenland. Oder ein Monat für Italien. Oder so ungefähr!
12 . November 2011
»Nur die Lumpe sind bescheiden«
Millenniums-Bambi für den Altkanzler. Von Lobesworten, die eine Nummer zu groß, und Auszeichnungen, die viel zu klein sind
Als Helmut Schmidt, der letzte und älteste noch rauchende Vulkan der deutschen Politik, am Donnerstagabend den Bambi entgegennahm (der Bambi ist, wie das Geld nach Bankerweisheit übrigens auch, ein scheues Reh), da bedankte er sich artig und mit der ihm eigenen knarzigen Zurückhaltung: Die Lobesworte, die er zu hören bekommen habe, erschienen ihm »eine Nummer zu groß«.
Es klang aber aus dem Mund des abgeklärten Altkanzlers so, als wollte er eigentlich sagen, nicht die Worte seien eine Nummer zu groß, sondern eher der Bambi einige Nummern zu klein für ihn. Und da hat er recht, denn obwohl es für ihn der Millenniums-Bambi (im Zeitalter der inflationären Worte und Summen ein weiteres Mega-Wort) war, so teilte er ihn doch beispielsweise mit einem Künstler wie Bushido, der eher die Straßenköter-Version des Rappers darstellt. Schmidt hatte mit seinem Stolz, der aus der Bescheidenheit sprach, recht. Der Alte weiß mit Goethe: »Nur die Lumpe sind bescheiden.« Und der Bambi ist, bei aller goldigen Reh-Äugigkeit, kein Friedensnobelpreis – noch dazu für einen Mann, der mit markigen Sätzen wie »Er kann es!« künftige Kanzlerkandidaten salbt und segnet.
Mir fiel dazu die Geschichte ein, die Johannes Rau einst über den amtierenden Kanzler Schmidt kolportierte. Ich verdanke sie Eckart von Hirschhausen bei einem gemeinsamen Witzeabend.
Also: Schmidt muss als Zeuge vor Gericht aussagen, wird nach seinem Beruf gefragt und antwortet: »Größter Weltökonom und bedeutendster Kanzler seit Bismarck.« Anschließend, nach Ende der Zeugenaussage, fragt er seinen damaligen Regierungssprecher Klaus Bölling, wie denn sein, Schmidts, Auftritt vor Gericht gefallen habe. Der druckst ein bisschen verlegen und stammelt auch ein wenig, als er sagt, es sei ja schon alles sehr gut und schön gewesen, aber das mit dem Beruf, das sei ihm doch ein wenig übertrieben und zu dick aufgetragen gewesen.
Darauf schaut ihn der Kanzler mit seinem energischen Blick an, nickt und sagt: »Da haben Sie vollkommen recht. Das habe ich ebenso empfunden. Aber was sollte ich machen? Ich stand schließlich unter Eid!«
19 . November 2011
Getrennt leben, vereint schlafen
Wenn Politiker lakonisch und platonisch sprechen. Oskar Lafontaine und seine neue Liebe
»Ich lebe getrennt.« Dieser Satz von Oskar Lafontaine schlug wie
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