Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
gibt es manch fröhlichen Schmaus!«
Komisch, dachte ich. Der fleißige März in einer Strophe. Und der Rest des Jahres auch nur in einer Strophe! So jedenfalls spielt es mir meine Erinnerung zu, und googeln wollte ich nicht.
Und dann überkam mich das alljährliche Gefühl, dass das Jahr im März eigentlich schon gelaufen ist. Von jetzt ins Galoppieren verfällt. Galoppierende Schwindsucht! Eben noch Silvester und gefrorene Seen und Karneval und Aschermittwoch. Und schon gilt wieder der Knef-Refrain: »Von nun an geht’s bergab.«
In unserem Bewusstsein beginnt jetzt, wie Jahr für Jahr, die Zeit wie im Zeitraffer wegzulaufen. Wie in einer Badewanne, wenn man den Stöpsel zieht, gurgelnd zum Schluss, die »reißende Zeit«. »Ich möchte so gerne noch bleiben«, sang Walter Scheel: »Aber der Wagen, der rollt …!«
Und bald wird unser verinnerlichter Beckenbauer fragen: »Ja, is denn scho Weihnachten?« Und wer Wind gesät hat, wird Sturm ernten.
3 . März 2012
Im Märzen die Frauen
Ausgerechnet in der Woche, wo Frauenquoten in Chefetagen ein heftig diskutiertes Thema waren, habe ich die Frauen aus dem Frühling vertrieben!
Die Glosse der letzten Woche, mit der ich den Frühling mit Gewalt rezitierend herbeibeschwören wollte (»Im Märzen der Bauer …«), hat ein starkes Echo oder, wie man auf Denglisch sagt, ein kräftiges Feedback bewirkt, das für mich eine gute Nachricht und viele schlechte Nachrichten enthielt.
Die gute Nachricht: Ich hatte recht, dass in dem Volkslied der Rest des Jahres von April bis Dezember in einer Strophe runtergerasselt wird. Ich hatte aber leider nicht recht, dass das Lied nur zwei Strophen hat. Die zweite, von mir vergessene Strophe geht so (ich schwöre, es fiel mir gleich beim ersten Wort wieder siedend heiß ein!): »Die Bäuerin, die Mägde, sie dürfen nicht ruh’n/Sie haben im Haus und im Garten zu tun./Sie graben und rechen und singen ein Lied/Und freu’n sich, wenn alles schön grünet und blüht.«
Ausgerechnet in der Woche, wo Frauenquoten in Chefetagen ein heftig diskutiertes Thema waren, habe ich die Frauen aus dem Frühling vertrieben! Im Unterschied zum Bauern, der stumm und verbissen vor sich hin pflügt und eggt, singen die Frauen beim Graben und Rechen in Haus und Garten fröhlich ein Lied, denn sie »freuen sich, wenn alles schön grünet und blüht«.
Nachträglich erst verstehe ich, warum bei meiner Oma in der Küche ein besticktes Handtuch hing, das da verkündete: »Beklage nie den Morgen, der Müh und Arbeit gibt./Es ist so schön zu sorgen, für Menschen, die man liebt.« Als diese häusliche Freude zu wackeln begann, sang die großartige und witzige und schöne Johanna von Koczian 1977 : »Das bisschen Haushalt macht sich von allein,/sagt mein Mann./Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein,/sagt mein Mann …/Das bisschen Wäsche ist doch kein Problem,/sagt mein Mann./Und auch das Bügeln schafft man ganz bequem,/sagt mein Mann …«
Was das Bügeln angeht, kann man in dem Film »Die eiserne Lady« über den Beginn von Margaret Thatchers politischer Karriere sehen, dass da die Abgeordnete ein eigenes Klosett für weibliche Parlamentarierinnen hatte, in dem ein Bügeleisen stand.
Wahrscheinlich war auch fürs Bügeln das Absingen fröhlicher Lieder vorgesehen. Und da fällt mir ein, dass ich in der Tat alle meine Lieder von meiner Mutter, meiner Tante oder der Großmutter gehört habe. Männer sangen damals eher beim Marschieren. Und das nicht zu Hause.
24 . März 2012
Der Quotenlotse muss von Bord
Der angekündigte Sturz des einstigen Moderatorenkönigs Thomas Gottschalk
Jetzt, da im Frühling alles pulsiert, sprießt, blüht und unaufhaltsam zur Frucht und Vollendung drängt, ist es misslich, vom barocken Lebensgefühl der Eitelkeit, Endlichkeit, des Sturzes vom höchsten Thron in das tiefste Elend zu sprechen, von dem es im Soldatenlied heißt: »Gestern noch auf stolzen Rossen/Heute durch die Brust geschossen/Morgen schon im kühlen Grabe.«
Und doch, der tiefe Fall eines Königs lässt einem ein Gedicht des Barocklyrikers Andreas Gryphius in den Sinn kommen: »Du sihst, wohin du sihst, nur Eitelkeit auff Erden./Was dieser heute baut, reist jener morgen ein«. Und weiter: »Was itzund prächtig blüht, sol bald zutretten werden./Was itzt so pocht und trotzt, ist Morgen Asch und Bein …«
Hier ist nicht die Rede von Guido W., der sich einst hoffärtig die Schuhe mit einer 18 vergolden ließ. Und auch der edle Baron von
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