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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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Muttersprache, sondern Stiefmuttersprache. Und tut ihm doch keinen Abbruch.

18 . Februar 2012

Zu jung oder zu alt
    Heinrich Lübke, Horst Köhler, Christian Wulff. Woran drei Bundespräsidenten in Wahrheit scheiterten
    Drei der bisherigen zehn deutschen Bundespräsidenten nach 1949 sind mitten in ihrer Amtszeit gescheitert. Früh oder spät, aber immer mit einem tragischen Fall.
    Der erste, Heinrich Lübke 1969 , weil er am Ende zu alt war. Er scheiterte an seiner Demenzerkrankung, die die Öffentlichkeit zu spät erkannte – gnadenlos wurde er mit Hohn und Spott über seine scheinbaren Trotteligkeiten überkübelt.
    Der zweite, Horst Köhler 2010 , weil er sich auf einmal, wie in Panik, in der Leere seiner zweiten Amtszeit für zu alt hielt.
    Jürgen Trittin, ohnehin ein trauriger Held makaber-klammheimlicher Scherze, hatte ihn hinter kaum vorgehaltener Hand mit Lübke in Vergleich gesetzt.
    Der dritte, Christian Wulff, ist jetzt gescheitert, weil er sich für zu jung hielt. Nicht als Präsident, da schleppte er die Sünden seiner Midlife-Crisis-Eskapaden ins Bellevue mit. Es haperte an der »Was-kostet-die-Welt-Attitüde« aus dem niedersächsischen Ministerpräsidentenleben nach den Frustjahren einer zähen Oppositionskarriere. Im Amt des Ministerpräsidenten in Hannover angekommen, von seinem Vorgänger Gerhard Schröder lange gedeckelt und auf Opposition gehalten, wollte er auf einmal alles: neue Frau, neues Glück, neues Haus, Glanz und Gloria, Film, Filz und Fernsehen, Oktoberfest und Sylt-Party.
    Und er hatte auf einmal alles – nur nicht das Geld, alles zu bezahlen. Da verkümmerte der Verschwender, der seiner neuen schönen glamourösen Frau die Welt zu Füßen legen wollte, zum Schnorrer.
    Er war klamm im Beutel, aber groß im Nehmen. Zwar war es nur »hier ein bisschen und dort ein wenig«. Er feierte die Party nach dem Motto: Buy now, pay later. Alles: With a little help from my friends.
    Neue Freunde, alte Freunde, die rechnen konnten. Auch mit ihm. Wer auf Pump lebt, muss fünfe gerade sein lassen können. So schummelte und schlitterte der junge Frischverliebte durch Scheidung, Schulden, neue Freunde.
    Welchem der alten Präsidenten der Bundesrepublik hätte man schon einen Babysitter, ein Bobbycar oder ein anonymes Liebesnest in einem Luxushotel oder ein Handy für heimliche SMS zuschustern müssen?
    Irgendwann gingen dem Forever-young-Präsidenten die Augen auf, wurden sie ihm durch Journalisten geöffnet.
    Und wie es immer geht: Man wird nicht bei der Tat erwischt, sondern bei den späteren panischen Versuchen, die Spuren zu beseitigen. Als die Hotelrechnungen des Frischverliebten von 2007 verschwinden sollten, sah er plötzlich alt, uralt aus. Und musste seinen Abschied nehmen.

25 . Februar 2012

Im Märzen der Bauer
    Wie im Frühjahr der alljährliche Zeitraffer uns in schwindelnden Trab setzt. »Von nun an geht’s bergab«
    In der letzten Woche, als mich der Gedanke »Du musst langsam deine Glosse vorbereiten!« zu unchristlich früher Stunde aus dem Schlaf scheuchte, fiel mir unabweislich ein Kinderlied ein, bruchstückhaft zuerst, dann fand es in der Erinnerung seine Form:
    »Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt./Er setzt seine Wiesen und Felder instand./Er pflüget den Boden./Er egget und sät./Und rührt seine Hände frühmorgens und spät.«
    Komisch, dachte ich, nachdem die erste Strophe in der Erinnerung angekommen war, an das Lied hast du mindestens seit fünfzig Jahren nicht mehr gedacht! Es war verschwunden. Weggesackt im Vergessen.
    Und dann überlegte ich, dass wahrscheinlich der plötzliche brutale Wintereinbruch im Februar daran schuld war, der sich gerade mit letzten Nachtfrösten wieder verabschiedete. Und dann fragte ich mich im Halbschlaf, ob Kinder wohl heute noch das Verb »eggen« verstehen und sich das zugehörige Substantiv »die Egge« noch richtig vorstellen können.
    Und dass es »Rösser« nur noch gibt, wenn wir an Kutschen denken und an Rossschlächtereien und Wirtshausschilder (»Zum weißen Rössl«). Und wenn Präsident Scheel »hoch auf dem gelben Wagen« von den »lustig trabenden Rössern« sang. Und von Rossäpfeln, die die Straßenkehrer meiner Kindheit in aller Herrgottsfrühe mit Reisigbesen auf ihre Schaufeln fegten und aus den Kopfsteinpflasterritzen kratzten …
    Dann meldete die zweite Strophe: »So geht unter Arbeit das Frühjahr vorbei./Da erntet der Bauer das duftende Heu./Er mäht das Getreide./Dann drischt er es aus./Im Winter, da

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