Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition)
wie alles erlaubt, von der Hinüberversetzung der Figuren des Originalwerkes in Paralleluniversen oder alternative Welten über die Wiederbelebung bereits verstorbener Figuren bis hin zur Auffüllung der Originalhandlung mit dort ausgesparten »Tabuthemen« wie Sex und Gewalt. Wer Fanfiction verfasst, kann sich mit dem Gedanken nicht abfinden, dass die fiktionale Welt mitsamt ihren Figuren, in die er beim Lesen eingetaucht ist, sich in dem Augenblick ins Schemenhafte verflüchtigt, da er das Buch zuklappt. Der Leser wehrt sich gegen das Vergessen, dagegen, die Euphorie der Lektürestunden ad acta zu legen. Zugleich begnügt er sich aber auch nicht mit der Rolle des belesenen Kenners, der alles über »sein« Buch weiß und es womöglich besser versteht als sein Autor. Ist das Buch ausgelesen, wirft er es weder in eine Ecke, noch baut er ihm einen Altar in seinem Herzen. Vielmehr greift er nach einer Tastatur und schreibt es fort. Die Schreiber von Fanfiction sind Fans, aber sie sind nicht stumm, keine Medienkonsumenten, die ihr Freizeitverhalten via Fernbedienung steuern. Die Literatur spricht zu ihnen, und sie antworten ihr in ihrer eigenen Sprache.
Friendship is the chaining of souls von Nelle
erstellt: 15.03.2013 letztes Update: 10.06.2013
34 Kapitel /114 454 Wörter Geschichte, Allgemein / P12 (in Arbeit) 50 Reviews
Was wäre wenn nicht Hagrid Harry vor all den Jahren gefunden hätte, sondern die andere Seite? Was wäre wenn eine der Personen beschließt Harry als seinen Sohn aufzuziehen? Was wäre wenn sein bester Freund nicht Ron Weasley sondern Draco Malfoy heißt? Was wäre wenn der sprechende Hut seine leiblichen Eltern in ihm erkennt und ihn nicht nach Slytherin schickt? Was wäre wenn er lernen muss, wer er wirklich ist? Und was wäre wenn er erfahren muss, dass es jemanden gibt, der sich seinen Tod wünscht?
Fanfiction, vom Mainstream weitgehend unbeachtet, ist inzwischen eine eigene Literaturgattung mit gigantischen Ausmaßen und globaler Reichweite. Man schätzt, dass sie gut ein Drittel des Inhalts im World Wide Web ausmacht, der mit Büchern zu tun hat. Häufig übersteigt der Umfang der Fanfiction den des Originalwerkes, das sie verarbeitet oder erweitert, um ein Vielfaches. FanFiction.net, die größte Website dieser Art, 1998 gegründet, enthält mehrere Millionen Werke. Sie reichen von Kurzgeschichten, die dort »One-shot« heißen, bis hin zu Romanen von Tolsto i ’schen Ausmaßen. Die Fanfiction allein zu Harry Potter auf FanFiction.net beinhaltet im Juni 2013 annähernd 650 000 Einträge (zum Vergleich, auf der deutschen Seite FanFiktion.de sind es gut 30 000). Noch bis vor kurzem hatte das Schreiben von Fanfiction mit Geldverdienen nichts zu tun; es war gratis in jeder Hinsicht. Das ändert sich gerade, angestoßen durch den Riesenerfolg von Shades of Grey , das ursprünglich eine Fanfiction zu Stephenie Meyers Twilight -Tetralogie war. Im Mai 2013 hat Amazon.com einen neuen Dienst etabliert, Kindle Worlds. Er soll unter anderem Autoren von Fanfiction die kommerzielle Verwertung ihrer Werke auf der Basis einer Beteiligung am Verkaufserlös ermöglichen. Der zum Selbstverleger aufsteigende Autor von Fanfiction muss dafür allerdings auch eine ganze Reihe von inhaltlichen und juristischen Einschränkungen hinnehmen, die so lange entfallen, wie er seinen Text auf einer der vielen nichtkommerziellen Websites der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Wie alt ist Fanfiction? Manche Anhänger neigen dazu, den Ursprung ihrer Passion in alte Zeiten zurückzuverlegen, als wäre Fantum ein Archetyp der Genese von Literatur, bei der Entstehung der Odyssee genauso anzutreffen wie bei den vielen Versionen der Artus -Sage. Das Aufkommen von Fanfiction lässt sich jedoch datieren, und zwar auf die zweite Hälfte der 1960er Jahre, als im Gefolge der Sciencefiction-Fernsehserie Raumschiff Enterprise Fans dieser Serie nicht nur die üblichen Diskussionsbeiträge lieferten, sondern dazu übergingen, selbst kreativ zu werden, in Form von Zeichnungen, Telespielen, Gedichten, Songs und Erzählungen. Spockanalia , das erste Fanzine zu der Serie, benannt nach dem Ersten und wissenschaftlichen Offizier an Bord des Raumschiffs, enthielt einiges an Fanfiction; andere folgten diesem Beispiel. Ein Fanzine ist ein Magazin von Fans für Fans; Fanzines kamen mit der Jugendkultur der 1960er Jahre auf, die sich als Subkultur verstand und in Szenen organisiert war. Ursprünglich wurden diese Magazine als Blaupausen oder
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