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Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition)

Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition)

Titel: Frauen und Bücher: Eine Leidenschaft mit Folgen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bollmann
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dem Traumtheater des Füssl i ’schen Gemäldes annähernd fünfunddreißig Jahre später eine Schlüsselszene ihres Romans Frankenstein oder Der moderne Prometheus hervorgehen. Noch Sigmund Freud hat eine Reproduktion von »Der Nachtmahr« in seiner Wohnung in der Wiener Berggasse hängen.
    Was mag den einflussreichen Verleger Johnson veranlasst haben, seine Autoren und Gäste ausgerechnet unter diesen beiden so konträren Bildern dinieren zu lassen – auf der einen Seite das repräsentative Porträt des Aufklärers und ihm gegenüber die suggestive Darstellung von Mächten, von Träumen, sexuellen Phantasien, Obsessionen, Ängsten, denen die menschliche Seele hilflos ausgeliefert ist? Während sie miteinander speisen, plaudern und sich zuprosten, begegnen sie an der Wand den beiden großen Triebkräften des Zeitalters: Vernunft und Leidenschaft. Deren viel diskutierter, ungeklärter Antagonismus, so mögen sie ahnen, bestimmt auch ihr Leben – oftmals mehr, als ihnen recht ist.
    Schon früh beginnt sich der Verleger Johnson für die Belange der Frauen zu interessieren und Autorinnen zu fördern. 1777 erscheint bei ihm beispielsweise ein juristischer Ratgeber, der sich ausdrücklich an ein weibliches Publikum wendet. Die wenigen Rechte, die Frauen in der damaligen Gesellschaft haben, sind ihnen häufig nicht einmal bekannt. Das Buch will diesem Missstand abhelfen, damit sich die Frauen gegen Betrug und Übervorteilung zur Wehr setzen können. So praxisorientiert kann Aufklärung sein. Mit zahlreichen Veröffentlichungen, zumeist aus der Feder von Autorinnen, begleitet Johnson auch den allmählichen Aufstieg des Kinderbuchs. Und spätestens seit 1787 sitzt in der Tat eine reale Frau regelmäßig bei seinen Abendgesellschaften mit am Tisch, mit Blick auf die beiden Bilder Füsslis; oft ist auch der Künstler selbst anwesend. Es ist Mary Wollstonecraft, deren Gedanken über die Erziehung einer Tochter Johnson 1785 veröffentlicht hat. Marys erste Publikation ist noch ein recht konventioneller Verhaltensratgeber für Frauen, eine Sorte Buch, für die sie selbst später nur noch Spott übrig haben wird. Mary ist damals Ende zwanzig, unverheiratet, ohne Einkünfte, ohne Beschäftigung. Mit neunzehn ist sie von zu Hause fortgegangen, in den Prominentenkurort Bath als Gesellschafterin einer wohlhabenden Witwe. Eineinhalb Jahre später kehrt sie ins elterliche Heim zurück, um ihre kranke Mutter zu pflegen; bis zu deren Tod vergehen zwei weitere Jahre. 1784 gründet sie mit einem Darlehen eine Mädchenschule, an der auch ihre beste Freundin und ihre Schwestern unterrichten. Trotz anfänglicher Erfolge rentiert sich die Schule auf Dauer nicht, es bleiben Schulden.
    Eine Stelle als Gouvernante in Irland ist da ein zeitweiliger Lichtblick. Doch Mary wird das Opfer eines sozialen Konflikts, der so hartnäckig und so bedeutsam für die Situation der Frauen in der damaligen Gesellschaft ist, dass ihn Anne Brontë, die jüngste der drei Brontë-Schwestern, noch ein halbes Jahrhundert später in ihrem Roman Agnes Grey aus eigener Betroffenheit heraus zu Literatur verarbeitet. Aufgrund ihrer Aufgabe, der Erziehung der Kinder, fühlt sich Mary zur Familie gehörig; sie weiß, dass sie deren Mitgliedern in Sachen Bildung sogar haushoch überlegen ist. Doch belehrt man sie rasch, ihr Platz sei bei den Dienstboten – zumal dann, wenn ihre liberalen Erziehungsmethoden der Mutter der Kinder nicht zusagen. So setzt sie sich etwa über das elterliche Verbot hinweg, dass die Töchter keine Romane lesen dürfen. Nicht, dass sie der Meinung wäre, dass die gewöhnlichen Herzschmerz-Romane etwas taugten. Aber wo außer Bibellektüre und ein wenig Sprachunterricht keinerlei Bildung vermittelt wird und die gesamte »Erziehung« nur darauf aus ist, die Mädchen auf die Heirat vorzubereiten, schaden sie, so meint Mary, auch nicht. Im Gegenteil, schlechte oder mittelmäßige Romane zu lesen ist besser, als gar nicht zu lesen. Irrige Meinungen zu haben ist immer noch besser, als gar keine zu haben. Jegliche Lektüre ist nützlich, weil sie den Geist trainiert und zum Nachdenken anregt. Romane sind lange Zeit die einzige Quelle gewesen, aus der Frauen überhaupt Wissen schöpfen konnten, wird sie wenig später in einer ihrer Schriften darlegen: Das ging so lange, »bis einige begabte Frauen lernten, die Romane zu verachten, gerade weil sie sie gelesen hatten«.
    Doch ihre Arbeitgeberin hat für derlei Überlegungen, ja, für Überlegung generell

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