FRAUEN WOLLEN mehr als nur SEX (German Edition)
mehr von ihrer begeisterten Hymne auf die bevorstehende Hochzeit und das Kollegengeschenk mit. Paul heiratete! Amelie konnte es nicht fassen. Nicht nur, dass er es nicht für nötig befunden hatte, ihr gegenüber mit einem Wort zu erwähnen, dass er entgegen aller Schwüre jetzt doch seine tussige Verlobte ehelichte, er hatte ohne Skrupel mit ihren Hoffnungen gespielt. Mit ihrer Sehnsucht hatte Paul sie erpresst, ihr immer neue Sexspielchen abgerungen. Amelie wurde schlecht.
„Lenora, nimm’s mir nicht übel. Mir geht es gerade gar nicht gut. Ich melde mich wegen des Geschenks bei dir. Entschuldige mich jetzt.“
Amelie stürmte an ihrer verdutzten Kollegin vorbei und rannte über den Gang zur Damentoilette. Dort brach der ganze Ekel über ihre Situation aus ihr heraus und sie übergab sich würgend in mehreren Schüben. Erschöpft und mit einem leichten Schwindel ließ sie sich an der gekachelten Wand auf den Fußboden rutschen und weinte ihren ganzen Kummer heraus. Sie fühlte sich benutzt, betrogen und sehr einsam. Warum musste ausgerechnet ihr so etwas passieren? Sie war doch kein naives Flittchen, das es nur auf den nächsten Fick und schöne Geschenke abgesehen hatte. Sie hatte Paul tatsächlich geliebt und an eine gemeinsame Zukunft geglaubt. Wie hatte er nur so etwas mit ihr machen können?
Nach einer Weile stand Amelie auf und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ihre Augen waren verquollen und durch die Nase bekam sie keine Luft mehr. Sie schämte sich. Jeder, dem sie begegnete, würde sofort sehen, was mit ihr los war. Amelie war nicht nur wütend auf sich selbst und auf Paul, sondern auch auf die Männer im Allgemeinen. Die waren doch alle gleich! Dachten nur an das eine und taten alles dafür, dass man es ihnen gab. Da machte es auch keinen Unterschied, ob sie sich als Kamasutra-Meister ausgaben, es lief doch alles auf eine All-You-Can-Fick-Nacht hinaus.
Amelie brauchte jetzt Trost und sie hoffte, wenigstens eine ihrer Freundinnen erreichen zu können. Als erstes wählte sie Utas Nummer, doch es ging nur der Anrufbeantworter dran. Wahrscheinlich war sie noch in der Praxis. Charlotte war zwar nicht ihre erste Wahl, wenn es darum ging, Herzensangelegenheiten zu besprechen, aber in ihrer Not probierte es Amelie auch bei ihr, aber auch dort hob niemand ab. Sollte sie sich bei Julia melden? Die war zwar garantiert zu Hause, hatte aber zwei kleine Kinder am Hals, die ein ungestörtes Telefonat unmöglich machten. Das war keine Option, entschied Amelie. Außerdem war das, was sie erlebt hatte so weit von Julias beschaulichem Heile-Welt-Alltag entfernt, dass Amelie keine Lust hatte, sich die verwunderten und spießigen Kommentare ihrer Freundin anzuhören. Und so machte Amelie sich schließlich allein auf den Weg nach Hause; ihre verheulten Augen verbarg sie unter einer großen Sonnenbrille.
Nachdem sie aus der Dusche kam, wo sie sich lange und intensiv mit Seife eingeschäumt und dann abgebraust hatte, fühlte sie sich schon ein wenig besser. Ihre Verzweiflung und Trauer waren einer großen Wut gewichen. So etwas würde ihr nicht noch einmal passieren! Jetzt würde sich einiges ändern in ihrem Leben.
Als erstes ging Amelie mit einer großen Mülltüte durch ihre Wohnung und entsorgte darin alles, was sie an Paul erinnerte. Seine Geschenke und die wenigen Fotos ihrer gemeinsamen Ausflüge. Auch die Kette des Inders stopfte sie in den Sack. Sie war keine Hure, die man erst vögelte wie es einem gefiel und dann bezahlte, damit sie das Maul hielt. Amelie war es egal, dass das Schmuckstück wahrscheinlich sehr wertvoll war. Sie wollte es nur so schnell wie möglich aus dem Haus haben. Sollten sich doch die Müllsortierer freuen, wenn sie so einen Schatz auf ihren Förderbändern fanden. Das waren arme Schweine und konnten das Geld sicher gut gebrauchen.
Sie musste jetzt nach vorn schauen. Die Vergangenheit konnte sie nicht ändern, aber die Zukunft hatte sie in der Hand. Um Zeit zu gewinnen, beschloss Amelie fürs erste, morgen in der Firma krank zu machen. In gewisser Weise war sie auch krank. Wenn sie an Paul dachte, konnte sie kotzen!
Die Mädels hatten vielleicht doch Recht. Ihre Liebschaften waren oft genug gescheitert. Eine langjährige Partnerschaft mit Aussicht auf Familie und Kinder hatte sie noch nicht hinbekommen. Bislang hatte sie tatsächlich ein Händchen dafür
Weitere Kostenlose Bücher