Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
einige wichtige Werkzeuge: Ehrlichkeit zu sich selbst, Selbst-Vertrauen, Mut, Liebe, Achtsamkeit, Ausdauer, Konzentration und Humor. Ein Mensch, der raucht, übermäßig viel isst, Alkohol und/oder andere Drogen konsumiert, spielsüchtig ist oder andere Befriedigungen und Ablenkungen im Außen sucht, wird durch den Einsatz dieser Werkzeuge viele seiner eingefahrenen und schädlichen Verhaltensmuster aufschlüsseln können. Er wird erkennen, dass selbst seinem Zigarettenkonsum nur ein tieferer Mangel zugrunde liegt. Nur wenn wir uns von all unseren Mängeln befreien können, werden wir ganz wir selbst sein. Dann werden wir auch genau das erreichen, was gut für uns ist. Deshalb animiere ich auch meine Seminarteilnehmer, sich auf die eigene, vom Ego befreite Weisheit zu verlassen. Denn sie ist wertvoller als das theoretische Wissen aus Büchern, das schließlich auch nur die Erfahrungen eines anderen widerspiegelt.
Bis vor einigen Jahren glaubte man noch, dass unser Gehirn ab Anfang zwanzig nicht mehr zu verändern sei und der Mensch fortan so bleiben müsse, wie er sich bis dahin entwickelt habe. Doch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegen diese Annahme. Unser Gehirn ist plastisch und jederzeit veränderbar. Wir müssen dazu nur an den richtigen Stellen ansetzen. Dabei macht es wenig Sinn, emotionale Hürden allein mit dem Verstand überwinden zu wollen, denn die Gefühlswelt erreicht weitaus tiefere und ältere Gehirnbereiche als unser Verstand. Ich ermunter deshalb meine Seminarteilnehmer, mit ihren Emotionen zu arbeiten.
Man kann sich die Funktionsweise unseres Gehirns ungefähr so vorstellen: Wenn man über eine Wiese immer wieder denselben Weg läuft, dann bildet sich irgendwann eine Schneise, die sich mit jedem Mal tiefer in den Boden eingräbt. Vergleichbar damit sind die »emotionalen Furchen« in unserem Gehirn. Diese Muster entstehen, wenn wir zum Beispiel einen Vortrag vor Publikum halten sollen und uns davor fürchten, vor lauter Aufregung uns dauernd zu versprechen. Wenn wir immer wieder die Vortragssituation mit dieser Angst verbinden, dann wird unser Gehirn diese Verknüpfungen speichern und in einer entsprechenden oder vergleichbaren Situation abrufen. Will man diesem eingefahrenen Denk- und Angstmuster entkommen, hilft ein Jetzt-reiß-dich-mal-zusammen nicht, sondern man muss den Dingen auf den Grund gehen und herausfinden, welche Mangelerfahrung dem zugrunde liegt. Um einen eingefahrenen Weg in unserer Emotionswelt wieder auszubessern, braucht es viel Geduld und regelmäßige Übung.
Zurück zur Frau aus dem Norden. Vor Beginn war sie nicht sicher, ob das Seminar für sie das Richtige sei. (Wie sich im Laufe meiner Arbeit herausstellt e , ist sie nicht die Einzige unter den Teilnehmern mit diesen anfänglichen Zweifeln.) Sie schrieb mir zunächst eine E-Mail, in der sie um eine genaue Beschreibung des Seminarablaufs bat und wissen wollte, wie viele Teilnehmer noch vor Ort sein würden. Ich schrieb ihr freundlich zurück, dass sie die groben Inhalte des Seminars meiner Website entnehmen und über das zu erwartende Publikum beruhigt sein könnte. Es hätte sich bislang immer aus netten und sehr interessanten Menschen zusammengesetzt. Ms Norden schien daraufhin ihre Zweifel abgelegt zu haben und nahm interessiert an einem Tagesseminar teil. Die Informationen, die sie dort bekam, waren scheinbar so aufschlussreich und vielversprechend, dass sie sich spontan entschloss, das Seminar zu vertiefen und sich zu einem Einzelcoaching anzumelden. In dem Fragebogen, den sie mit ihrer Anmeldung zum Coaching ausfüllte, beschrieb sie sich als humorvollen, liebenswerten Menschen, der aber leider sehr oft wütend werde. Diese emotionalen Ausbrüche möchte sie nicht mehr in ihrem Familien- und Berufskreis ausleben, wünschte sie sich. Zum Schluss äußerte sie noch die Vermutung, seit Jahren an Depressionen zu leiden und nun an einem Punkt angekommen zu sein, den sie als Burn-out beschrieb. Sie habe bereits verschiedene Psychotherapien hinter sich, die aber allesamt die erhoffte Wirkung verfehlt hätten.
In dem Einzelcoaching versuchte ich zunächst, für ihre chronischen Knieschmerzen und ihr regelmäßig erscheinendes Gerstenkorn am rechten Auge eine Ursache zu finden und Verknüpfungen zu ihrem bisherigen Leben unter Einbezug ihrer psychischen Entwicklung herzustellen. Ich stellte ihr emotionale Fragen: Glaubte sie, dass die Beziehung zu ihrem Mann oder ihre Arbeitssituation etwas mit ihren Schmerzen
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