Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
rasselte später auch ein ›Ferdinand‹ heran, einer jener neu entwickelten rollenden Artilleriebunker, der nach seinem genialen Konstrukteur, Ferdinand Porsche, benannt worden war. Auf 2.000 Metern nahm er einen sowjetischen Panzer nach dem anderen ins Visier, die Zieloptik zeigte dem Geschützführer genau den Vorhaltewinkel an, und dann jagte das 8,8-cm-Geschoß heraus und traf mit tödlicher Sicherheit. Feuersäulen schossen aus den stählernen Kolossen, Rauchfahnen verdunkelten den Himmel, trieben über Steppe und Buschwerk.
    Im Schutz der eigenen Panzer arbeitete sich die 4. Kompanie bis zum Ufer vor. Ein Panther lag mit zerfetzten Ketten fest, aber die Besatzung verließ ihn nicht, sondern benutzte ihn als feste Artilleriestellung.
    »Wir müssen hinüber!« sagte Bauer III und zeigte auf das schmale Flüßchen. »Ich wette, wir können da durchwaten.«
    »Laß die Panzer vor.« Hesslich nahm den Kopf herunter. Von drüben orgelten wieder die dicken Granaten heran.
    »55 Tonnen beim Tiger … die versinken doch im Schlamm!« Bauer III stieß mehrmals die geballte Faust nach oben. Jeder Infanterist kennt das Signal … auf zum Sturm. »Los, Peter, das ist da vorn doch nur eine kleine versprengte Abteilung!«
    Die 4. Kompanie lief aus ihrer Deckung heraus hinab zum Fluß und in den Fluß hinein. Die Panzer schossen Sperrfeuer, eine Batterie Flak preschte von hinten heran, schwenkte ein, ging in Stellung und verlor sofort das erste Geschütz durch einen Artillerievolltreffer.
    Und dann geschah das Grauenvolle: Während die Männer der 4. Kompanie bis knapp zur Brust im Wasser durch das Flüßchen wateten, die Waffen, um sie vor Nässe zu schützen, hoch über ihre Stahlhelme haltend, fiel einer nach dem anderen um, kippte einfach weg und versank lautlos in der Rosumnaja. Die erste Reihe verschwand, noch bevor sie die Mitte des Flusses erreicht hatte.
    »Deckung!« brüllte Bauer III, warf sich in den Fluß, tauchte unter und schwamm unter Wasser dem anderen Ufer entgegen. Einen anderen Weg gab es nicht mehr. Hesslich tat es ihm nach – viermal schob er kurz die Nase aus dem Wasser, holte tief Luft und versank wieder.
    Ruhig, wie auf dem Schießstand, standen die Mädchen der Abteilung Bajda in ihren Löchern, legten an, zielten und schossen. Nichts war leichter für sie als das: Die Deutschen wateten durch den Fluß, die Köpfe emporgereckt, das Gesicht dem anderen Ufer zugewandt. So traf jeder Schuß genau in die Stirn, genau nach dem Ehrenkodex der Scharfschützen.
    Die Granaten der Tiger und Panther schlugen jetzt auch in Sojas Stellung ein. Die Männer der 4. Kompanie lagen teilweise im Fluß oder aber eng an den Boden gepreßt, bereits am anderen Ufer. Wer den Kopf hob, fiel sofort mit einem Loch in der Stirn zurück. Es war unmöglich, auch nur einen einzigen Meter weiter zu stürmen. Nicht einmal kriechen konnte man. Sobald man die Uferdeckung verließ, war man nur noch Zielscheibe.
    Soja Valentinowna lag neben Lida und Wanda in einem Trichter und wartete auf weitere deutsche Köpfe, die zum Atemholen an der Wasseroberfläche erschienen. Dreißig Meter weiter lagen Stella und Marianka, links von ihr lauerte Sibirzew mit drei anderen Mädchen. Drei MG-Nester schwiegen noch – sie würden Tod und Vernichtung speien, sobald die Deutschen weiter vorstürmten. Genau 206 Mädchen lagen verstreut am Brückenkopf von Melechowo und hielten die Deutschen nieder.
    Bauer III hatte das Ufer unverletzt erreicht, preßte sich in den Sand und zitterte vor Erregung und Wut. Meine 4. Kompanie, dachte er unentwegt. Meine schöne 4. Kompanie, meine 4. Kompanie, der Gedanke wiederholte sich wie eine gesprungene Grammophonplatte immer wieder.
    Und dann: diese verdammten Weiber! Diese eiskalten Bestien! Gibt es denn keinen Funken Angst in ihren Herzen? Wie ist so etwas nur möglich? Frauen halten einen Brückenkopf und stoppen schon am zweiten Tag einen Sturmkeil!
    Frauen!
    Auch Peter Hesslich hatte das andere Ufer erreicht. Er hatte mehr Glück als die anderen und erreichte das Land unter einem Gebüsch, dessen verzweigtes Astwerk bis ins Wasser reichte. In seinem Schutze stieg er aus dem Fluß, kroch das Ufer hinauf und schob sich durch die Sträucher vor.
    Plötzlich begann sein Herz aufgeregt zu klopfen. Wie auf einem Bild sah er vor sich die von Mädchen besetzten Löcher und Trichter. Einzeln oder zu zweit hockten sie hinter kleinen schützenden Erdwällen und beobachteten, die Spezialgewehre an die Schulter gedrückt,

Weitere Kostenlose Bücher