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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wirklichkeit war sie dazu schon nicht mehr fähig; die Nervenlähmung nahm ihr die Sinne.
    Immer und immer schlug Praskowja zu. Blut rann über Darjas zuckenden Körper, doch bekam sie von alldem nichts mehr mit, da ein Hieb gegen die Stirn sie von allen Wahrnehmungen und Schmerzen erlöst hatte. Ein weiterer Hieb zertrümmerte ihren Kehlkopf und beendete das Leben der Scharfschützin und ehemaligen Studentin der Architektur Darja Allanowna Klujewa.
    Erst als die Miranskaja aus ihrer geistigen Verwirrung erwacht war und begriffen hatte, daß sie auf eine Tote einhämmerte, warf sie den Rattenknüppel weg und wich im Grauen vor dem, was sie getan hatte, bis zur Bunkertür zurück. Das blutige Bündel vor ihren Augen hatte nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen.
    In diesem Augenblick stürzte Foma Igorewitsch in den Bunker.
    Die Nachricht vom Besuch seiner Frau Praskowja hatte ihn beim Kartenspiel mit Leutnant Ugarow und der Bajda im Befehlsbunker erreicht. Er wußte, daß Darja badete und sich auf eine stürmische Nacht vorbereitete, nachdem sie den ganzen Tag über in der Sonne gelegen hatte. Sie war wie eine Batterie, die sich ständig wieder auflud. Miranski war nach dieser erschreckenden Erkenntnis zu Ugarow geflüchtet und hatte um ein Spielchen mit Karten gebeten. Vielleicht ließ sich die Rückkehr zum eigenen Bunker so lange verzögern, bis Darja aus Wut über die Warterei keine Lust mehr hatte.
    Als der Sergeant, der Praskowja mitgenommen hatte, den Kopf in den Bunker steckte und ahnungslos sagte: »Genosse Kommissar, ich habe gerade Ihre liebe Frau mitgenommen«, fühlte sich Miranski wie von einem Granatsplitter getroffen. Die Karten fielen ihm aus der Hand, er erstarrte und stammelte mit unruhigem Blick:
    »Was haben Sie?«
    »Na seht, da wirft ihn die Freude glatt um!« Der Sergeant lachte meckernd. »Ihre Frau ist da, Genosse Kommissar. Sie ist sofort in Ihren Bunker gegangen …«
    Foma Igorewitsch stieß einen dumpfen Laut aus, sprang dann auf, rannte den Feldwebel in der Tür um und raste den Graben entlang.
    »Das nennt man Liebe!« schrie der Feldwebel ohne zu merken, daß Ugarow und Soja Valentinowna sich entsetzt anstarrten. »Da donnert er los wie die Feuerwehr bei Brandalarm, die Spritze schon in der Hand …«
    Er brüllte über seinen eigenen Witz und ging hinüber zum Kompaniemagazin. Die Bajda hielt Ugarow an der Hose fest, als dieser aufsprang.
    »Zu spät!« sagte sie dunkel. »Jetzt ist es schon zu spät. Was willst du noch bei ihnen? Es gibt einen Ehekrach, und Darja fliegt raus. Ich werde mich erst darum kümmern, wenn seine Frau eine offizielle Beschwerde einreicht …«
    Wer konnte ahnen, was für grauenhafte Ereignisse sich in Miranskis Bunker zutrugen?
    Auch Foma Igorewitsch hatte mit allem gerechnet, hatte keifendes Gezänk oder auch schallende Ohrfeigen erwartet, alles vom großen Heulen bis zu dramatischen Anklagen. Aber der Anblick, der sich ihm bot, als er den Bunker betrat, ließ buchstäblich sein Blut in den Adern erstarren. Ihm war, als setze sein Herz aus.
    »Praskowja …«, stotterte er. Sie sah aus, als habe sie jemand mit einem Schlauch voll Blut bespritzt. In einer Ecke des Bunkers lag ein Klumpen blutiges Fleisch, und Miranski wußte sofort, daß das einmal die schöne Darja Allanowna gewesen war, sein unersättliches Teufelchen, das bei der Liebe Stenka-Rasin singen konnte. »Pra… Praskowja …«
    Weiter kam er nicht. Ein fürchterlicher Hieb mit dem Rattenknüppel warf ihn gegen die Wand. Ein warmer Regen lief über sein Gesicht und machte ihn blind, und er sagte sich: Das ist Blut. Jetzt bin ich dran. Jetzt erschlägt Praskowja auch mich … Schlägt mich mit dem Rattenholz tot, ohne mich angehört zu haben. Ohne daß ich ihr erklären kann, daß ich selbst nur ein Opfer bin, das Opfer von Darjas Lüsternheit … Praskowja, du tust mir unrecht! Ich habe sie nicht geliebt … ich hatte doch sogar Angst vor ihrem unersättlichen Körper … Laß dir doch alles erklären …
    Miranski krümmte sich und fiel auf das Gesicht. Mit zusammengebissenen Zähnen schlug Praskowja zu, immer wieder mit voller Wucht. Es war, als hiebe sie auf einen Wolf ein, der sie angesprungen hat, als gälte es, ihr eigenes Leben zu retten.
    Noch einmal hob Miranski den Kopf. Aber er sah nichts mehr durch den Blutschleier vor seinen Augen und hörte auch nichts mehr, weil ihm beide Ohren zerschlagen worden waren, ja er spürte sogar nichts mehr, weil Praskowja einen Nerv getroffen

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