Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hatte, der für eine Weile das Schmerzgefühl ausschaltete. Er ahnte nur mehr, daß seine Frau dabei war, im Wahn alles zu vernichten, was zuvor ihre Seele zerstört hatte, und indem er ein letztes Mal den Kopf hob, bat er sie um Verzeihung.
    Der nächste Hieb traf Miranskis Schädeldecke. Ein Zittern durchlief seinen Körper, und diese Empfindung war die letzte, die der Kommissar wahrnahm, ehe sich das ewige Schweigen seiner bemächtigte.
    Eine Stunde später machten Ugarow und Soja Valentinowna sich auf, um Miranskis Ehestreit zu schlichten. Falls man sich noch nicht geeinigt hatte. Vielleicht brauchte der Arme Hilfe.
    »Jetzt dürfte es soweit sein«, sagte die Bajda und blickte auf ihre Uhr. »Jetzt werden sie alle heiser sein vom Brüllen! Diese Schlafmützen beim Bataillon! Schicken Besuch ohne Anmeldung! Denen werde ich was erzählen! Komm, Victor Iwanowitsch …«
    Als sie in Miranskis Bunker traten, schlug ihnen Blutgeruch entgegen. Die Bajda stieß einen hellen Schrei aus. Leutnant Ugarow wurde übel. Praskowja Iwanowna Miranskaja saß neben der zerschmetterten Leiche ihres Foma Igorewitsch und hatte seinen gespaltenen Schädel in ihren Schoß gebettet. Neben ihr, in der Ecke, lag der nicht weniger grauenvoll zugerichtete Körper, der einmal Darja Allanowna gewesen war.
    »Da seid ihr endlich«, sagte Praskowja dumpf, aber unmißverständlich. »Endlich … Wie lange das dauert bei euch. Nehmt eure Pistolen und erschießt mich … nehmt irgend etwas, womit ihr mich töten könnt … aber bitte, bitte, tötet mich! Bringt mich um … bringt mich schnell um … Ich flehe euch an, ihr Guten …«
    Am frühen Morgen gelang es Praskowja Iwanowna zu fliehen.
    Natürlich hatten die Bajda und Leutnant Ugarow sie nicht erschossen. Das, was bereits geschehen war, reichte hundertmal aus, um eine Fülle von peinlichen Untersuchungen und Verhören, Berichten und Bestrafungen auszulösen. Mit Sicherheit würde sich sowohl die Zentralstelle für politische Schulung in Moskau als auch General Konjew im Hauptquartier der Steppenfront um diesen Skandal kümmern. Ein Kommissar und eine berühmte Scharfschützin von einer eifersüchtigen Ehefrau mit einem Rattenknüppel erschlagen, und das dicht an der Front! Unglaublich! Genossen, wo sind wir denn? Wo leben wir denn? Nur eins hat unsere Seelen in Aufruhr zu versetzen: Der Große Vaterländische Krieg! Sonst gar nichts …
    Nachdem alle Mädchen die schrecklich zugerichteten Leichen von Miranski und Darja besichtigt und die Täterin Praskowja stumm angestarrt hatten, sperrte man die Miranskaja, diese fürchterliche Frau, die hocherhobenen Hauptes durch den Graben ging und später im Befehlsbunker heißen Tee trank und Weizenkekse aß, in einen leeren Unterstand und eröffnete ihr, sie werde am nächsten Morgen zurück zum Bataillon gebracht werden. Dort würde man wissen, wie es weiterginge.
    Zu den Taten selbst hatte Praskowja nichts gesagt. »Ich weiß nichts mehr«, sinnierte sie mit schleppender Stimme vor sich hin. »Plötzlich war viel Blut um mich, und Fomascha lag vor mir, und ein Mädchen lag da, das hatte vorher nackt gebadet … und ich wußte, daß Foma mich betrügt … und dann war ein tiefes Rauschen da in mir, um mich, überall … Und dann Blut, Blut … viel Blut …«
    Mehr war nicht aus ihr herauszubringen. Die Bajda meinte, sie stünde unter Schockwirkung, und morgen, wenn Praskowja begriff, was sie getan hatte, würde alles noch viel schlimmer.
    »Das reißt uns alle in einen Strudel hinein«, sagte Soja Valentinowna ahnungsvoll, nachdem die Miranskaja eingesperrt worden war. »Wenn die in Moskau jetzt wütend werden! Da erschlägt man mitten unter uns einen Kommissar … Victor Iwanowitsch, mich fröstelt, wenn ich daran denke, was jetzt auf uns zukommt! Man wird uns verhören, als seien wir selbst die Mörder. Und dann wird so manches ans Tageslicht kommen, was wir bisher so schön verschleiert haben und was Miranski in all seinen Berichten verschwiegen hat. Über uns und die Mädchen bricht eine Katastrophe herein!«
    Sie lehnte sich schutzsuchend an Ugarow, jetzt gar nicht mehr Kommandeuse der gefürchtetsten Fraueneinheit, sondern nur noch eine furchtsame Frau, ein flatterndes Täubchen, das Schutz und Wärme suchte. Victor Iwanowitsch, sonst nie um eine Ausrede oder eine List verlegen, kaute an seiner Unterlippe und dachte nach.
    »Man könnte alles vergessen«, sagte er nach einer Weile.
    »Was heißt vergessen, mein Liebling?«
    »Es ist nichts

Weitere Kostenlose Bücher