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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nackt im Donez geschwommen war, wurde nicht beschossen. »Den heben wir uns auf«, sagte Marianka Stepanowna und schnalzte mit der Zunge. »Das Bullengehänge werde ich ihm abschießen – es wird mir ein Vergnügen sein!« Dann zog Bauer III seine Landser zurück und am Fluß wurde es direkt einsam, da Dallmann und Hesslich unsichtbar blieben. Ihre Tarnung zwischen den Weiden und hohen Gräsern war vollkommen.
    Dallmann beobachte die Frau und zögerte. Was soll das, fragte er sich. Ist das eine Falle? Am hellen Morgen kommt sie wie im tiefsten Frieden an den Fluß, steht am Wasser und blickt in die Wellen, und wenn sie sich gleich auszieht und hineinspringt, bin ich in den Hintern gekniffen … ich kann doch auf eine nackte Frau nicht schießen! Und der Peter genausowenig, da geh' ich jede Wette drauf ein?! Wenn sie wenigstens ein Gewehr in der Hand hätte …
    Praskowja zog sich nicht aus, wozu auch? In Kleidern, die sich vollsaugen und einen in die Tiefe ziehen, ersäuft es sich besser. Sie blickte über den Donez zum anderen Ufer und hatte keine Ahnung, daß da die deutschen Feinde lagen. Hätte sie es gewußt, wäre sie hoch aufgerichtet in den Fluß gewatet und hätte hinübergerufen: »Ihr Faschistenschweine! Ihr Mörder! Ihr Kinderschänder! Verdammt für immer sollt ihr sein, ihr aussätzigen Hurensöhne …« Sie hätte mit den Fäusten gedroht, hätte alles darangesetzt, die Deutschen zu provozieren – mit dem Ziel, daß man sie von ihrem wertlosen Leben erlöse.
    Aber sie hatte ja keine Ahnung. Unbefangen blickte sie über den Fluß zum anderen Ufer und fragte sich bloß, wie stark die Strömung und wie tief der Fluß an dieser Stelle seien. Dann hob sie die Hand, strich sich die Haare aus der Stirn und beschloß, sich einfach in den Fluß fallen zu lassen. Mit offenem Mund wollte sie das Wasser in sich hineinfließen lassen. Gott sei gnädig. Laß mich schnell sterben.
    Nicht Gott erfüllte ihr den Wunsch, sondern Uwe Dallmann.
    In dem Augenblick, in dem Praskowja den Arm hob, die Stirn freilegte und einen weiteren Schritt ins Wasser tat, zog Dallmann durch. Der einsame Schuß bellte trocken durch die Morgenstille; ein paar Wasservögel scheuchten hoch und zogen mit klatschendem Flügelschlag über die Flußmitte davon. Dann herrschte wieder vollkommene Stille. Praskowja Iwanowna fiel lautlos nach hinten in den weißgelben Ufersand.
    »Das Problem ist gelöst«, sagte Leutnant Ugarow. Er lag mit Bajda und Stella Antonowna in der Ruine des vorderen Bauernhofes und tastete mit seinem Fernglas das jenseitige Ufer ab. »Habt ihr gesehen, wo der Schütze liegt?«
    »Nein!« Soja Valentinowna legte das Gesicht auf ihre Unterarme. Praskowjas Tod erschütterte sie, aber sie sah auch ein, daß es so am besten war. Drei, die für das Vaterland gefallen waren … Warum sollte man Moskau mit einer wahrheitsgemäßen Darstellung nervös machen? »Ich habe nicht drauf geachtet.«
    »Er muß zwischen den Weidenbüschen liegen, aber wo genau, das weiß ich auch nicht«, sagte Stella Antonowna. »Aber das werden wir schon herausbekommen, wenn wir uns dort umsehen …«
    »Wer holt sie?« fragte die Bajda.
    Ugarow sah sie erstaunt an. »Was für eine Frage, Soitschka …«
    »Sie kann doch nicht den ganzen Tag da unten liegen bleiben …«
    »Warum nicht? Sie spürt doch nichts mehr.«
    »Es ist unmenschlich.«
    »Auch das entgeht ihr. Bei Tage können wir sie nicht holen. Die Deutschen werden jubeln, wenn wir da als wandelnde Zielscheiben zum Fluß kommen!«
    »Wir könnten eine weiße Fahne mitnehmen …«, sagte die Bajda dumpf.
    Ugarow schüttelte heftig den Kopf. »Was würde Miranski jetzt sagen? ›Noch nie hat ein Frauenbataillon die weiße Fahne gezeigt. Für sie gibt es nur die Rote Fahne des Sieges!‹ Sollen wir wegen Praskowja Iwanowna mit der Tradition brechen?«
    »Ich werde Galina Ruslanowna fragen«, sagte Soja mit belegter Stimme. »Sie ist Ärztin. Sie streift ihre Sanitäterbinde um. Auf sie schießt man nicht.«
    »Und wenn doch? Gibt's dafür eine Garantie?«
    »Überlassen wir Galina die Entscheidung.« Die Bajda kroch zurück in die Ruine und richtete sich auf. Ugarow und Stella folgten ihr. »Geben wir jetzt die Meldung durch zum Bataillon. Drei Tote durch deutsche Scharfschützen …«
    Bevor sie dies taten, begruben sie jedoch Foma Igorewitsch und Darja Allanowna Klujewa bzw. das, was von den beiden übriggeblieben war. Menschlich sah es nicht mehr aus. Es war, als ob sich die Miranskaja statt

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