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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passiert«, sagte Ugarow schlicht.
    »Wieso?« Die Bajda starrte ihn entgeistert an und legte seine Hand auf ihre mächtige Brust. »Fühlst du, wie mein Herz hämmert? Ich habe Angst. Kannst du das begreifen? Die Soja Valentinowna Bajda hat Angst – nicht vor den Deutschen, sondern vor Moskau …«
    »Es ist Krieg!« sagte Ugarow sinnend. »Niemand wird es uns übelnehmen, wenn es bei uns Verluste gibt …«
    »Was soll der Quatsch?« unterbrach Soja bitter. »Machst du da dumme Witze, wo doch alles eher zum Heulen ist …«
    »Der Witz der Sache ist der, Soitschka, daß Miranski und Darja Allanowna von den Deutschen im Einsatz für die Heimat erschossen worden sind. Du wirst einen Bericht schreiben, einen großen vaterländischen Bericht, und man wird Darja posthum noch einen Orden verleihen, Miranski befördern, beide als Helden bezeichnen und ihre Namen irgendwo auf eine Gedenktafel eingravieren. Und natürlich haben wir die beiden Tapferen hier begraben. Wir werden sogar blumenbekränzte Ehrengräber vorzeigen. Auf die Idee, sie auszugraben, wird doch niemand kommen … Und der Tod des lieben Freundes Foma Igorewitsch und unserer süßen Darjanka wird etwas ganz Natürliches sein … Sie sind gefallen …«
    »Du bist ein Teufel, wahrhaftig, ein Satansbraten!« sagte die Bajda anerkennend. »Aber es geht nicht.«
    »Ich sehe kein Hindernis.«
    »Es gibt noch die Mörderin, Praskowja Iwanowna! Sie wird bestimmt nicht schweigen …«
    »Auch nicht, wenn sie damit ihr Leben retten kann?!«
    »Sie will ihr Leben ja gar nicht retten, sie will sterben! So schnell wie möglich …«
    »Launige Wünsche, wie diese, sollten erfüllt werden!« sagte Ugarow gemütlich. »Wenn man den Betroffenen damit glücklich machen kann …«
    »Du willst sie umbringen, Victor?« rief Soja Valentinowna entsetzt.
    »Sie sollte die Gelegenheit bekommen, sich ihren Wunsch zu erfüllen. Soitschka, man sollte sich das in aller Ruhe überlegen. Warum sollten uns die Deutschen nicht einmal einen Dienst erweisen?«
    Und so geschah es, daß gegen Morgen die Bunkertür unverschlossen war, als die Miranskaja an ihr rüttelte. Sie wunderte sich, ging hinaus, sah, daß sie allein war, kletterte aus dem Graben und lief mit flatterndem Rock über die Steppe und durch das zerstörte Dorf hinunter zum Fluß.
    Der Posten benachrichtigte Soja Valentinowna. »Man muß nur logisch denken können«, sagte Ugarow zufrieden und hängte sein starkes Fernglas um. »Wollen hoffen, daß uns die Deutschen bloß nicht enttäuschen …«
    Praskowja Iwanowna hatte das Ufer des Donez erreicht und blickte über die in der frühen Morgensonne silbern schimmernde Wasserfläche. Das also war es, so konnte man endlich sterben: Man stürzt sich in das Wasser und ertränkt sich. Nicht gerade ein schöner Tod, aber auch Foma Igorewitsch hatte keinen schönen Tod gehabt.
    Sie ging vorsichtig die kleine Böschung hinunter zum Donez und trat ans Wasser.
    Ihr gegenüber, getarnt durch einen Weidenbusch, lag Uwe Dallmann und beobachtete sie durch sein Zielfernrohr. Er hatte Nachtwache gehabt und wollte gerade seinen Platz verlassen, als er die weibliche Gestalt bemerkte, die aus den Dorfruinen kam und sich dem Ufer näherte.
    Der trügerischen Ruhe zum Trotz hatte Hesslich darauf bestanden, daß der Fluß weiterhin beobachtet wurde. Bauer III zog die von ihm abgestellten Männer zurück, darunter Fritz Plötzerenke, der den Vorschlag gemacht hatte, mit Handgranaten im Donez zu fischen, was Bauer III ihm jedoch energisch verbot. Hesslich und Dallmann blieben indessen draußen, wie bisher, hausten in der Scheune im Vorfeld und warteten weiter.
    »Sie kommen!« hatte Hesslich immer wieder gesagt. »Verlaßt euch drauf … sie kommen! Das ist jetzt ein Geduldsspiel, eine reine Nervensache!«
    Nicht anders dachte Stella Antonowna. Auch sie sagte immer wieder: »Wartet ab! Er kommt! Dieser Mensch mit der Strickmütze muß wiederkommen. Er kann nicht anders.«
    Ohne daß sie voneinander wußten, hatte ihr Duell bereits begonnen.
    Nachdem er die Wache an Dallmann abgegeben hatte, legte sich Hesslich ins Stroh zur Ruhe. Als es Zeit war zur Ablösung, schob sich der Morgen als blasser Streifen den Horizont hinauf. Noch eine halbe Stunde, und die Sonne würde scheinen. Dann konnte auch Dallmann sich hinlegen. Am Tag setzte keines der Mädchen über – man beschränkte sich darauf, einander von Ufer zu Ufer durch starke Ferngläser zu beobachten. Auch Plötzerenke, der ein weiteres Mal

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