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Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789

Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789

Titel: Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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sooffensichtlich einem neoliberalen Zeitgeist geschuldet, dass sie vielfältige und heftige Widersprüche provozierten. In den Antworten kam eine Vielzahl von Feminismen, alternativen Lebensweisen und kulturellen Praktiken zum Ausdruck, die sich als feministisch motiviert darstellen. Im Wissen um die Probleme der Geschlechterdifferenz und die in der Frauenbewegung geführten Diskurse wehren sich junge Frauen gegen die nach wie vor stereotypen Bilder von Weiblichkeit, gegen strukturelle Barrieren, die sich inzwischen als «gläserne Decken» tarnen, und gegen Gewalt. Dank elektronischer Medien international vernetzt, erproben junge Frauen überall auf der Welt neue Aktionsformen und kulturelle Praktiken vor allem auch in Kunst- und Musikszenen (vgl.
Feministische Studien
2/2008). Pragmatisch heißt es da: «Feminismus ist kein abstraktes Konzept, sondern gelebte Alltagskultur, (die) alle Lebensbereiche durchdringt» (Eismann 2008). Schließlich ist nicht zu erwarten und nicht zu wünschen, dass junge Frauen in die Fußstapfen ihrer Mütter treten, dass Frauen einer anderen Generation deren Strategien und Vorstellungen von Emanzipation, deren Vorgehensweisen und Errungenschaften kritiklos übernehmen. Diese Errungenschaften müssen vielmehr neu angeeignet und auch verändert und auf neue Weise mit den Bedürfnissen, Interessen und Utopien der Frauen heute verbunden werden. Zur Selbstfindung und zur von vielen Generationen von Feministinnen leidenschaftlich erstrittenen Freiheit und Selbstbestimmung gehören Kritik und die Distanzierung zu Vorgefundenem sowie neuartige Politiken und Strategien, aber auch der Versuch, die Welt aus der Sicht der anderen zu verstehen, zu teilen und zu verändern.
    Ohne Zweifel hat der Feminismus der 1970er Jahre viel erreicht: Er hat eine kulturelle Revolution in den Geschlechterverhältnissen ausgelöst, die Leitbilder und Lebensentwürfe von Frauen, die mit traditioneller Männlichkeit nicht mehr zusammenpassen, grundlegend verändert. Gleichzeitig aber sind die strukturellen Barrieren im Zugang zu beruflichen Karrieren und politischer Entscheidungsmacht, vor allem die häusliche Arbeitsteilung noch immer so fest mit alten Gewohnheiten und Machtverhältnissen verzurrt, dass einzelne Frauen nur mit Hilfeanderer Frauen – entweder der immer weniger verfügbaren Großmütter oder eben illegaler oder prekär beschäftigter Frauen – wohl persönlich reüssieren, aber nicht die «Welt» verändern können. Doch der Rückzug auf den individuellen oder eigenen Erfolg ist – so Hannah Arendt – ein «Weltverlust», der die Gabe der Freiheit nicht zu gemeinsamem Handeln und zur Anteilnahme am anderen nutzt (Arendt 1960). Ein neuer/alter Feminismus als politische Bewegung setzt diese Anteilnahme und das öffentlich darüber Reden voraus und wird das nächste Mal gerade auch das männliche Geschlecht zum Mittun motivieren und bewegen müssen.
    Während Feministinnen hierzulande und anderswo seit der weltpolitischen Wende von 1989 einen Rückschlag (vgl. Faludi,
Backlash
, 1991) oder gar ein Ende des «neuen» Feminismus beklagten, sind unabhängig und unbemerkt von westlichen Feminismen lokal und global Frauenbewegungen und feministische Initiativen entstanden, von denen neuerdings als «Third Wave Feminismus» gesprochen wird (Wichterich 1995). Ihr Ausgangspunkt waren die von den Vereinten Nationen seit 1975 veranstalteten Weltfrauenkonferenzen. Sie haben zunehmend für die Frauen in der Dritten Welt eine Plattform gebildet, die für die internationale Vernetzung, aber auch für ihre Arbeit vor Ort und in ihrer Region eine «Ermächtigung» zu politischem Handeln («empowerment») ist. Zu den weltweiten Initiativen zählen zum Beispiel
Women Living under Muslim Laws
, denen 1997 Aktivistinnen aus 18 Ländern mit muslimischer Bevölkerung angehörten, auch
Women in Black
oder die
Madres de la Plaza de Mayo
in Argentinien, vor allem aber die vom
Center for Women’s Global Leadership
organisierte Kampagne unter dem Motto «Frauenrechte als Menschenrechte» (vgl. Peters/Wolper 1995). Diese Initiative hat im Zusammenhang mit der UNO-Weltkonferenz für Menschenrechte 1993 in Wien ein Tribunal über «Gewalt gegen Frauen» veranstaltet, das mit der Veröffentlichung und Dokumentation der an Frauen in aller Welt begangenen Menschenrechtsverletzungen wesentlich dazu beigetragen hat, dass das Thema «Women’s Human Rights» auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Beijing neue Aufmerksamkeit erlangtund

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