Frauenbewegung und Feminismus - eine Geschichte seit 1789
(Hampele-Ulrich 2000, 20), nicht nur in der Forderung nach Beteiligung am
Zentralen Runden Tisch
, sondern auch als Partei auf gemeinsamer Wahlplattform mit der
Grünen Partei
der DDR bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März 1990. Dass der
UFV
schließlich kein Mandaterzielte, hatte viele Gründe. Offenbar aber hatte der
UFV
mit seinen politischen Forderungen und seiner feministischen Kritik nicht genügend Resonanz unter den Frauen in Ostdeutschland gefunden, da sie vieles für selbstverständlich hielten, was nun wieder in Frage stand: u.a. die Möglichkeit zur Vereinbarung Mutterschaft und Berufstätigkeit, den Zugang zu öffentlicher Kinderbetreuung und das gesetzlich verankerte Recht auf einen selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch.
1989 als Zäsur: Ende oder Anfang einer neuen
Frauenbewegung
Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten war die westdeutsche Frauenbewegung politisch an einem Ende angekommen, da sie nur für westdeutsche Erfahrungen und Orientierungen stand. Waren die westdeutschen Feministinnen zunächst allzu selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie von den in Sachen Gleichberechtigung und Bürgerrechtsbewegung erprobten ostdeutschen Frauen Verstärkung erhalten würden – eine Erwartung, die möglicherweise der von westdeutscher Seite durchgesetzten Politik eines «Beitritts» entsprach –, so taten sich sehr schnell Differenzen und unerwartete Missverständnisse auf. Sie waren in den unterschiedlichen Biographien, Erfahrungen und Lebenslagen begründet, weshalb die politischen Konzepte trotz gemeinsamer Sprache Unterschiedliches bedeuten konnten. Das galt für Begriffe wie «Gleichberechtigung» und «Emanzipation», die in der DDR als staatlich verordnete Frauenpolitik in Misskredit geraten waren, aber auch für die Tatsache, dass Familie oder die Privatsphäre von Frauen unter sozialistischer Diktatur als «Raum der Freiheit», offen für die «Entwicklung individueller Initiative und Autonomie» (Einhorn 1993, 6) erlebt worden war, nicht aber als der Bereich, in dem gravierende Unrechtserfahrungen gemacht wurden. Im Ergebnis zeigte sich, dass die nach Interessenlage und Geschichte so unterschiedlichen Frauenbewegungen in Ost und West in der Hektik des Vereinigungsprozesses keine gemeinsame politische Kraft, keinen Machtfaktor, bilden konnten.
Das Jahr 1989 stellt also mit der Vereinigung zweier deutscher Staaten gerade auch für Frauenfragen, den Feminismus und die Frauenpolitik in Deutschland eine historische Zäsur dar, weil es die politischen Diskurse und Prioritäten grundlegend verändert hat. Im «Vereinigungsgeschäft», das Beobachterinnen als beispiellose Inszenierung des westdeutschen Patriarchats charakterisierten (Young 1999), wurden feministische Interessen und Initiativen aus West und Ost nicht berücksichtigt, ebenso wie auch die etablierten Frauenorganisationen nicht beteiligt und von jeglicher Entscheidungsmacht ausgeschlossen waren. Das ließe sich an verschiedenen Einmischungsversuchen belegen, etwa der Erfolglosigkeit der Verfassungsbewegung, für die sich die Bürgerrechtsbewegungen, aber auch Feministinnen in Ost und West mit Initiativen wie
Frauen für eine neue Verfassung
(
Feministische Studien extra
1991) oder
Frauen in bester Verfassung
starkgemacht hatten. Es gelang lediglich, eine Präzisierung des Artikels 3 Abs. 2 GG durchzusetzen. Danach «fördert der Staat die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin», d.h., der Prozess um die immer wieder neu zu bestimmenden Aspekte der Rechtsgleichheit geht weiter.
Ausblick oder Fortsetzung folgt?
Nach der Jahrtausendwende ist mit einem großen Aufgebot in den Medien wiederholt gefragt worden: «Brauchen wir einen neuen Feminismus?» In Zeitschriftenartikeln, Büchern und Dossiers wurden ebenso viele Klischees über den «alt» und obsolet gewordenen Feminismus verbreitet, seine Männerfeindlichkeit, seine Klagelieder und Opfermythen kritisiert, wie ein «neuer Feminismus» propagiert wurde, der all dieses nicht mehr nötig habe. Frauen heute, so lautete die Botschaft, seien leistungsstark, karrierebewusst und lustorientiert und in der Lage, «sich mit Energie, Disziplin, Selbstbewusstsein und Mut in einer Gesellschaft wie der unseren durchzusetzen» (Dorn 2006). Nun gehört die Rede vom «Ende des Feminismus» zu seiner Geschichte. Gleichwohl sind die Verweise auf Leistung und Wahlfreiheiten
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