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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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ist Nichtraucherin, und so ist ihre Stimme klar und unverbraucht. Außerdem hat sie eine Stimmmelodie, die etwas Freundliches transportiert.
    »Dein Foto ist ja recht freizügig«, stelle ich fest.
    »Findest du? Das ist doch noch harmlos. Da habe ich ganz andere.«
    »Wie, andere? Was denn für andere?« Ich kann es mir zwar denken, aber ich möchte es gerne aus ihrem Mund hören.
    »Ich model nebenbei und habe auch schon Aktfotos gemacht.«
    »Ganz nackt?«, will ich wissen und bemerke, dass ich recht schnell geil werden kann.
    »Ja, aber kunstvoll. Keine billigen Pornofotos.«
    »Und wurden die veröffentlicht?«
    »Nein, die sind nur für mich.«
    »Schade, die würde ich ja auch gerne mal sehen …«, versuche ich Sarah zu locken, mir die Fotos zu zeigen. Immerhin wohnt sie um die Ecke.
    »Das kann ich mir denken!« Ich höre, dass Sarah grinst.
    »Pass auf, was hältst du davon: Ich muss eh gleich mit dem Hund raus. Und da wir doch so nah beieinander wohnen, hole ich dich ab. Wenn ich dir gefalle, also so vom Typ her, lad ich dich auf ein Glas Wein ein und du zeigst mir vielleicht ein Foto. Was sagst du dazu?« Ich klinge dabei wie der beste Versicherungsvertreter.
    »Du meinst also, ich treffe mich am späten Freitagabend einfach so mit einem Typen aus dem Internet?«
    »Ich will mich ja nicht im Parkhaus mit dir verabreden. Und du musst zugeben, dass zehn Uhr noch nicht wirklich spät ist. Es sind garantiert noch ’ne Menge Leute unterwegs. Also kannst du gegebenenfalls um Hilfe schreien.«
    »Ich bin aber überhaupt nicht datemäßig fertiggemacht. Das ist doch blöd.«
    »Wieso? Ich auch nicht. Wenn du meine Traumfrau bist, dann finde ich dich auch im Jogginganzug ganz toll.«
    »Punkt für dich. Aber wehe, du bist ein Spinner und spielst hier am Telefon nur den Gentleman!«, lacht sie. »Also gut, ich komme dir entgegen. Lauf einfach den Ring entlang! Aber geh erst in zehn Minuten oder so los! Ich muss ja auch noch die Fotos raussuchen.«
    »Cool! Ja dann, bis gleich!«
    Irgendwie ist es schon sehr aufregend, sich mit Frauen aus dem Netz zu treffen. Gut, es ist relativ anstrengend, jedes Mal aufs Neue seine Lebensgeschichte zu erzählen. Neulich habe ich im Büro kurz darüber nachgedacht, ob ich nicht einfach ein PDF erstellen soll. Dann kann ich das vorab per Mail an die Mädels schicken und erspare mir viel Zeit. Ich habe die Idee aber wieder verworfen. Das käme einfach nicht gut an. Ich fänd’s umgekehrt auch nicht gerade einladend, wenn mir mein Date so etwas zukommen lassen würde.
    Also muss ich mir jedes Mal von Neuem die Mühe machen, alles zu erzählen. Und das darf dann nicht zu routiniert klingen. Ich habe auch nicht vor, erst Hundert Dates erleben zu müssen, bevor ich mein Herzblatt finde. Aber wer hat das schon vor? Und wer weiß, wo meine Seelenverwandte ist? So, jetzt aber Schluss mit diesen Gedanken. Basti, du hast gleich eine Verabredung und siehst aus wie Scheiße.
    Also spring ich ganz schnell ins Bad und versuche meine Haare zu stylen. Ein frisches Hemd, eine Prise Parfum und ich suche mir saubere Schuhe raus. Dann noch einen Blick auf die Wohnung werfen. Vielleicht kommt sie ja mit, und dann sollte es hier nicht wie bei Hempels unterm Sofa aussehen. Aber bis auf ein paar schmutzige Teller ist alles in Ordnung. Da Zeus im Moment weniger Haare verliert, ist sogar der Parkettboden noch relativ sauber. Vorsorglich reiße ich aber kurz alle Fenster auf und versprühe drei Spritzer von meinem Parfum im Wohnzimmer. Ich schnappe mir Zeus und seine Leine und starte in mein nächstes Internetabenteuer.
    ***
    Bis zum Theodor-Heuss-Ring ist es nicht weit. Doch Zeus lässt mich nur langsam vorankommen. Ausgerechnet heute muss er unbedingt an jeder Laterne einmal riechen und an jeder zweiten das Beinchen heben.
    Tatsächlich ist das Kunibertsviertel dank des Brauhauses »Max Stark« auch um diese Zeit noch gut besucht. Hoffentlich finde ich Sarah in dem Getümmel überhaupt.
    Als ich endlich in Sarahs Straße ankomme, halte ich nach ihr Ausschau. Wow! Da kommt sie. Sie ist groß und schlank und hat einen modischen, weißen Mantel an. Dazu trägt sie schwarze Schuhe mit Absätzen. Neben den intensiv grünen Augen fallen mir sofort ihre gepflegten Hände und die künstlichen Fingernägel auf. Sarah ist anscheinend gerne Frau und keine Ökomaus.
    »Dich habe ich doch schon mal gesehen?«, eröffne ich das Gespräch.
    »Wo?«, will Sarah wissen.
    »Du bist doch in den Top Ten bei ›Germany’s

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