Frauenversteher
gar nicht in ein schwedisches! Falls zusätzlicher Stauraum (zum Beispiel in Form von Schubladen) vonnöten ist, lautet die nächste Frage: Wo bekomme ich eine bezahlbare, passende Kommode her? Falls zu diesem Zweck IKEA angesteuert wird, besucht der Mann den Laden vollkommen anders als die Frau und nimmt auch die Sichtung anders vor. Mit Scheuklappen vor den Augen steuert er zielbewusst, strammen Schrittes und genervt ob der zahllosen Umwege auf die Abteilung mit den Kommoden zu. Dort angekommen überfliegt er die feilgebotene Ware mit scannerhaftem Blick, trifft eine Auswahl und nimmt diese näher in Augenschein. Auch der Mann tastet, fühlt, öffnet und prüft die Kommoden. Dann aber kommt er relativ zügig zu zwei möglichen Ergebnisvarianten:
1. Entweder die Kommode gefällt ihm, sie passt von den Maßen her in die Wohnung, und der Preis ist akzeptabel.
Dann kauft er die Kommode ohne weitere Verzögerung und keinesfalls erst beim nächsten Besuch im Möbelhaus. Warum sich unnötigerweise dem Horror mehrmals aussetzen?
2. Oder die Kommode gefällt ihm aus irgendeinem Grund nicht, dann kauft er sie nicht! Und er wird sie auch niemals kaufen, wenn sich an der Kommode, ihren Maßen oder dem Preis nichts grundlegend ändert.
Männer bleiben gerne bei ihren Entscheidungen, sie nennen es »Verlässlichkeit«. Selbstbewusste Männer entscheiden schnell, zielgerichtet und ohne langes Hin und Her. Sie stehen zu ihren Entscheidungen und halten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Findet er die Kommode auf den ersten Blick »farblich unansehnlich«, dann bleibt das so, auch wenn er noch tausendmal hinguckt. Wechselt die Kommode die Farbe nicht, ändert sich auch seine persönliche Farbwahrnehmung nicht.
Frauen gelingt diese faszinierende Wahrnehmungswandlung bei Möbelstücken aber durchaus. Im Laufe der Zeit können sie ein Möbelstück immer »ein bisschen besser« finden. Andererseits, und das ist wirklich interessant, finden wir deutlich weniger Frauen, denen dasselbe Kunststück bei ihrem Partner zu Hause gelingt. Die wenigsten Frauen sagen so etwas wie: »Über all die Jahre schaue ich dich immer wieder aufs Neue ganz fasziniert an, und jedes Mal finde ich dich ein bisschen hübscher!« Vielleicht liegt das daran, dass sich die Kommode im Möbelhaus tatsächlich nicht verändert, der Partner hingegen schon?
Praxistipp für Frauen und Männer, um die gegenseitige Freude und Wertschätzung zu steigern
Legen Sie alle paar Wochen den Soundtrack des Films »Armageddon« 9 in den CD-Player, wählen Sie Track 14 (Animal Crackers) an, drehen Sie den Lautstärkeregler hoch, und nachdem Ben Affleck aufgehört hat zu quatschen, sagen Sie Ihrem Partner (Ihrer Partnerin) in sprachlich leicht abgewandelter, aber inhaltlich gleichbleibender Form: »Weißt du, jetzt sind wir schon so lange ein Paar, und je öfter ich dich anschaue, umso klarer wird mir, dass du jeden Tag schöner und schöner wirst.«
Wenn Sie dann beide lauthals loslachen müssen, weil Ihre Partnerin Ihnen auf den Bierbauch klopft (oder Ihr Partner Sie kräftig ins allmählich nachgebende Gesäßbindegewebe fasst), dann wissen Sie, dass Ihre Beziehung in bester Ordnung ist.
Wie auch immer. Die Frau schwebt durch den IKEA, und der Mann stolpert meist schlurfend, schnaufend und seufzend hinter ihr her. Sein Martyrium scheint kein Ende zu nehmen, das Ende, der Ausgang, ist im wahrsten Sinne des Wortes »nicht in Sicht«! Natürlich wäre es auch fatal, wenn das zehn Kilometer lange nagetierbauhafte Möbellabyrinth als schnurgerade Straße aufgezogen wäre. Dann würde dem schockierten Auge klar werden, welch übler Streich dem ansonsten reizüberfluteten Gehirn geboten wird.
Darbend und zunehmend dehydriert schleppt sich der Mann hinter seiner Angebeteten her (das heißt für Männer: »Ich liebe dich so sehr, ich würde mit dir durch die Hölle gehen!«), bis er endlich das möbelhauseigene Restaurant erreicht. Es liegt nicht ohne Grund auf circa Dreiviertel der zu-rückgelegten
Strecke. Die wenigsten Männer würden ohne zusätzliche Nahrungsaufnahme an diesem Punkt den Ausgang noch lebend erreichen! Ich glaube, es ist inzwischen sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass jeder IKEA spätestens bei Streckenkilometer sieben Komma fünf ein Restaurant mit einer gewissen Auswahl an preisgünstigen Menüs eingebaut haben muss, die zwar weder nahrhaft noch schmackhaft sind, dem Manne aber das Überleben für die restliche Etappe sichern. Denn
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